GerElb1905 - Job - 21

21:1  Und Hiob antwortete und sprach:

21:2  Höret, höret meine Rede! Und dies ersetze eure Tröstungen.

21:3  Ertraget mich, und ich will reden, und nachdem ich geredet habe, magst du spotten.

21:4  Richtet sich meine Klage an einen Menschen? Oder warum sollte ich nicht ungeduldig sein?

21:5  Wendet euch zu mir und entsetzet euch, und leget die Hand auf den Mund!

21:6  Ja, wenn ich daran denke, so bin ich bestürzt, und Schauder erfaßt mein Fleisch.

21:7  Warum leben die Gesetzlosen, werden alt, nehmen gar an Macht zu?

21:8  Ihr Same steht fest vor ihnen, mit ihnen, und ihre Sprößlinge vor ihren Augen.

21:9  Ihre Häuser haben Frieden, ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen.

21:10  Sein Stier belegt und befruchtet sicher, seine Kuh kalbt und wirft nicht fehl.

21:11  Ihre Buben schicken sie aus gleich einer Herde, und ihre Knaben hüpfen umher.

21:12  Sie erheben die Stimme bei Tamburin und Laute und sind fröhlich beim Klange der Schalmei.

21:13  In Wohlfahrt verbringen sie ihre Tage, und in einem Augenblick sinken sie in den Scheol hinab.

21:14  Und doch sprechen sie zu Gott: Weiche von uns! Und nach der Erkenntnis deiner Wege verlangen wir nicht.

21:15  Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, und was nützt es uns, daß wir ihn angehen? -

21:16  Siehe, ihre Wohlfahrt steht nicht in ihrer Hand. Der Rat der Gesetzlosen sei fern von mir!

21:17  Wie oft geschieht es, daß die Leuchte der Gesetzlosen erlischt und ihr Verderben über sie kommt, daß er ihnen Schlingen zuteilt in seinem Zorn,

21:18  daß sie wie Stroh werden vor dem Winde, und wie Spreu, die der Sturmwind entführt?

21:19  Gott spart, saget ihr, sein Unheil auf für seine Kinder. Er vergelte ihm, daß er es fühle!

21:20  Seine Augen sollen sein Verderben sehen, und von dem Grimme des Allmächtigen trinke er!

21:21  Denn was liegt ihm an seinem Hause nach ihm, wenn die Zahl seiner Monde durchschnitten ist? -

21:22  Kann man Gott Erkenntnis lehren, da er es ja ist, der die Hohen richtet?

21:23  Dieser stirbt in seiner Vollkraft, ganz wohlgemut und sorglos.

21:24  Seine Gefäße sind voll Milch, und das Mark seiner Gebeine ist getränkt.

21:25  Und jener stirbt mit bitterer Seele und hat des Guten nicht genossen.

21:26  Zusammen liegen sie im Staube, und Gewürm bedeckt sie.

21:27  Siehe, ich kenne eure Gedanken, und die Anschläge, womit ihr mir Gewalt antut.

21:28  Denn ihr saget: Wo ist das Haus des Edlen, und wo das Wohngezelt der Gesetzlosen?

21:29  Habt ihr nicht befragt, die des Weges vorüberziehen? Und erkennet ihr ihre Merkmale nicht:

21:30  daß der Böse verschont wird am Tage des Verderbens, daß am Tage der Zornesfluten sie weggeleitet werden?

21:31  Wer wird ihm ins Angesicht seinen Weg kundtun? Und hat er gehandelt, wer wird es ihm vergelten?

21:32  Und er wird zu den Gräbern hingebracht, und auf dem Grabhügel wacht er.

21:33  Süß sind ihm die Schollen des Tales. Und hinter ihm her ziehen alle Menschen, und vor ihm her gingen sie ohne Zahl. -

21:34  Wie tröstet ihr mich nun mit Dunst? Und von euren Antworten bleibt nur Treulosigkeit übrig.