GerElb1905 - Job - 31

31:1  Ich habe mit meinen Augen einen Bund gemacht, und wie hätte ich auf eine Jungfrau geblickt!

31:2  Denn was wäre das Teil Gottes von oben gewesen, und das Erbe des Allmächtigen aus den Höhen?

31:3  Ist nicht Verderben für den Ungerechten, und Mißgeschick für die, welche Frevel tun?

31:4  Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?

31:5  Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß dem Truge zugeeilt ist, -

31:6  er wäge mich auf der Waage der Gerechtigkeit, und Gott wird meine Unsträflichkeit erkennen,

31:7  wenn mein Schritt von dem Wege abgebogen, und mein Herz meinen Augen gefolgt ist, und an meinen Händen ein Makel kleben blieb:

31:8  so möge ich säen, und ein anderer essen, und meine Sprößlinge mögen entwurzelt werden!

31:9  Wenn mein Herz zu einem Weibe verlockt worden ist und ich an der Tür meines Nächsten gelauert habe:

31:10  so möge mein Weib für einen anderen mahlen, und andere mögen sich über sie beugen!

31:11  Denn das ist eine Schandtat, und das eine Missetat für die Richter.

31:12  Denn ein Feuer ist es, das bis zum Abgrund frißt, und das meinen ganzen Ertrag entwurzeln würde.

31:13  Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd mißachtete, als sie mit mir stritten:

31:14  was wollte ich dann tun, wenn Gott sich erhöbe; und wenn er untersuchte, was ihm erwidern?

31:15  Hat nicht er, der mich im Mutterleibe bereitete, auch ihn bereitet, und hat nicht einer im Schoße uns gebildet?

31:16  Wenn ich den Armen ihr Begehr versagte, und die Augen der Witwe verschmachten ließ,

31:17  und aß meinen Bissen allein, so daß der Verwaiste nicht davon gegessen hat-

31:18  ist er doch von meiner Jugend an bei mir aufgewachsen, wie bei einem Vater, und von meiner Mutter Leibe an habe ich sie geleitet; -

31:19  wenn ich jemand umkommen sah aus Mangel an Kleidung, und den Dürftigen ohne Decke,

31:20  wenn seine Lenden mich nicht gesegnet haben, und er mit der Wolle meiner Lämmer sich nicht erwärmte;

31:21  wenn ich meine Hand geschwungen über eine Waise, weil ich im Tore meinen Beistand sah:

31:22  so falle meine Schulter aus ihrem Blatt, und mein Arm werde abgebrochen von der Röhre!

31:23  Denn das Verderben Gottes war mir ein Schrecken, und vor seiner Erhabenheit vermochte ich nichts.

31:24  Wenn ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht, und zu dem feinen Golde gesagt habe: Mein Vertrauen! -

31:25  wenn ich mich freute, daß mein Vermögen groß war, und daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte;

31:26  wenn ich die Sonne sah, wie sie glänzte, und den Mond in Pracht dahinwandeln,

31:27  und mein Herz im Geheimen verführt wurde und mein Mund meine Hand geküßt hat:

31:28  auch das wäre eine gerichtlich zu strafende Missetat; denn Gott droben würde ich verleugnet haben.

31:29  Wenn ich mich freute über das Unglück meines Hassers und aufjauchzte, als Böses ihn traf,

31:30  nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt, zu sündigen, durch einen Fluch seine Seele zu fordern; -

31:31  wenn die Leute meines Zeltes nicht gesagt haben: Wer wäre nicht von dem Fleische seines Schlachtviehes satt geworden! -

31:32  der Fremdling übernachtete nicht draußen, ich öffnete dem Wanderer meine Tür;

31:33  wenn ich, wie Adam, meine Übertretungen zugedeckt habe, verbergend in meinem Busen meine Missetat,

31:34  weil ich mich fürchtete vor der großen Menge, und die Verachtung der Familien mich erschreckte, so daß ich mich still hielt, nicht zur Türe hinausging...

31:35  O daß ich einen hätte, der auf mich hörte, hier ist meine Unterschrift; der Allmächtige antworte mir! und die Klageschrift, welche mein Gegner geschrieben!

31:36  Würde ich sie nicht auf meiner Schulter tragen, sie mir umbinden als Krone?

31:37  Ich würde ihm kundtun die Zahl meiner Schritte, würde ihm nahen wie ein Fürst.

31:38  Wenn mein Acker über mich schreit, und seine Furchen allesamt weinen;

31:39  wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt habe, und die Seele seiner Besitzer aushauchen ließ:

31:40  so mögen Dornen statt Weizen, und Unkraut statt Gerste hervorkommen! Die Worte Hiobs sind zu Ende.