GerElb1871 - Job - 29

29:1  Und Hiob fuhr fort, seinen Spruch anzuheben, und sprach:

29:2  O daß ich wäre wie in den Monden der Vorzeit, wie in den Tagen, da Gott mich bewahrte,

29:3  als seine Leuchte über meinem Haupte schien, und ich bei seinem Lichte durch die Finsternis wandelte;

29:4  wie ich war in den Tagen meiner Reife, als das Vertrauen Gottes über meinem Zelte waltete,

29:5  als der Allmächtige noch mit mir war, meine Knaben rings um mich her;

29:6  als meine Schritte sich in Milch badeten, und der Fels neben mir Ölbäche ergoß;

29:7  als ich durch das Tor in die Stadt hineinging, meinen Sitz auf dem Platze aufstellte:

29:8  Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen;

29:9  die Fürsten hielten die Worte zurück und legten die Hand auf ihren Mund;

29:10  die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.

29:11  Denn wenn das Ohr von mir hörte, so pries es mich glücklich, und wenn das Auge mich sah, so legte es Zeugnis von mir ab.

29:12  Denn ich befreite den Elenden, der um Hülfe rief, und die Waise, die keinen Helfer hatte.

29:13  Der Segen des Umkommenden kam über mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln.

29:14  Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, -und sie bekleidete mich, -wie in Oberkleid und Kopfbund in mein Recht.

29:15  Auge war ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen;

29:16  Vater war ich den Dürftigen, und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich;

29:17  und ich zerbrach das Gebiß des Ungerechten, und seinen Zähnen entriß ich die Beute.

29:18  Und ich sprach: In meinem Neste werde ich verscheiden, und meine Tage vermehren wie der Sand;

29:19  meine Wurzel wird ausgebreitet sein am Wasser, und der Tau wird übernachten auf meinem Gezweig;

29:20  meine Ehre wird frisch bei mir bleiben, und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen.

29:21  Sie hörten mir zu und harrten, und horchten schweigend auf meinen Rat.

29:22  Nach meinem Worte sprachen sie nicht wieder, und auf sie träufelte meine Rede.

29:23  Und sie harrten auf mich wie auf den Regen, und sperrten ihren Mund auf wie nach dem Spätregen.

29:24  Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Vertrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnten sie nicht trüben.

29:25  Ich wählte für sie den Weg aus, und saß als Haupt, und thronte wie ein König unter der Kriegsschar, gleichwie einer, der Trauernde tröstet.