GerElb1871 - Job - 19

19:1  Und Hiob antwortete und sprach:

19:2  Wie lange wollt ihr meine Seele plagen und mich mit Worten zermalmen?

19:3  Schon zehnmal ist es, daß ihr mich geschmäht habt; ihr schämet euch nicht, mich zu verletzen.

19:4  Und habe ich auch wirklich geirrt, so bleibt doch mein Irrtum bei mir.

19:5  Wenn ihr wirklich wider mich großtun wollt, und wider mich dartun meine Schmach,

19:6  so wisset denn, daß Gott mich in meinem Rechte gebeugt und mich umstellt hat mit seinem Netze.

19:7  Siehe, ich schreie über Gewalttat, und werde nicht erhört; ich rufe um Hülfe, und da ist kein Recht.

19:8  Er hat meinen Weg verzäunt, daß ich nicht hinüber kann, und auf meine Pfade legte er Finsternis.

19:9  Meine Ehre hat er mir ausgezogen, und weggenommen die Krone meines Hauptes.

19:10  Er hat mich niedergerissen ringsum, so daß ich vergehe, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum.

19:11  Und seinen Zorn ließ er wider mich entbrennen, und achtete mich seinen Feinden gleich.

19:12  Allzumal kamen seine Scharen und bahnten ihren Weg wider mich, und lagerten sich rings um mein Zelt.

19:13  Meine Brüder hat er von mir entfernt, und meine Bekannten sind mir ganz entfremdet.

19:14  Meine Verwandten bleiben aus, und meine Vertrauten haben mich vergessen.

19:15  Meine Hausgenossen und meine Mägde achten mich für einen Fremden; ein Ausländer bin ich in ihren Augen geworden.

19:16  Meinem Knechte rufe ich, und er antwortet nicht; mit meinem Munde muß ich zu ihm flehen.

19:17  Mein Atem ist meinem Weibe zuwider, und mein übler Geruch den Kindern meiner Mutter.

19:18  Selbst Buben verachten mich; will ich aufstehen, so reden sie über mich.

19:19  Alle meine Vertrauten verabscheuen mich, und die ich liebte, haben sich gegen mich gekehrt.

19:20  Mein Gebein klebt an meiner Haut und an meinem Fleische, und nur mit der Haut meiner Zähne bin ich entronnen.

19:21  Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, ihr meine Freunde! denn die Hand Gottes hat mich angetastet.

19:22  Warum verfolget ihr mich wie Gott und werdet meines Fleisches nicht satt?

19:23  O daß doch meine Worte aufgeschrieben würden! o daß sie in ein Buch gezeichnet würden,

19:24  mit eisernem Griffel und Blei in den Felsen eingehauen auf ewig!

19:25  Und ich, ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen;

19:26  und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde ich aus meinem Fleische Gott anschauen,

19:27  welchen ich selbst mir anschauen, und den meine Augen sehen werden, und kein anderer: meine Nieren verschmachten in meinem Innern. -

19:28  Wenn ihr saget: Wie wollen wir ihn verfolgen? und daß die Wurzel der Sache in mir sich befinde,

19:29  so fürchtet euch vor dem Schwerte! Denn das Schwert ist der Grimm über die Missetaten; auf daß ihr wisset, daß ein Gericht ist.