GerAlbrecht - Acts

Chapter 1

1:1  In meinem ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich einen Bericht über Jesu gesamtes Wirken und Lehren gegeben,

1:2  und zwar von seinem ersten Auftreten an bis zu dem Tag seiner Himmelfahrt. Vorher erteilte er seinen Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist auserwählt hatte, bestimmte Aufträge.

1:3  Schon gleich nach seinem Leiden stellte er sich ihnen lebendig dar und gab ihnen viele untrügliche Beweise von seiner Auferstehung; denn vierzig Tage hindurch erschien er ihnen und belehrte sie über Gottes Königreich.

1:4  Als er nun einst mit ihnen aß, gebot er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern dort auf die vom Vater verheißene Gabe zu warten. "Darüber", so fuhr er fort, "habt ihr ja schon von mir gehört.

1:5  Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden: und bis dahin sind nur noch wenig Tage."

1:6  Als sie wieder versammelt waren, fragten sie ihn: "Herr, stellst du jetzt in dieser Zeit das Königreich für Israel von neuem her?"

1:7  Er antwortete ihnen: "Ihr braucht nicht Zeit oder Stunde zu kennen, die der Vater in seiner Machtvollkommenheit bestimmt hat.

1:8  Aber ihr sollt Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, und dann sollt ihr meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, ja bis ans Ende der Erde."

1:9  Nach diesen Worten ward er vor ihren Augen aufgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken.

1:10  Wie sie nun bei seinem Weggang unverwandt zum Himmel sahen, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen,

1:11  die sprachen: "Ihr Galiläer, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser selbe Jesus, der jetzt aus eurer Mitte in den Himmel aufgenommen ist, wird ganz in der gleichen Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel fahren sehen."

1:12  Danach kehrten sie von dem sogenannten Ölberg nach Jerusalem zurück. Dieser Berg ist nur einen Sabbatweg von der Stadt entfernt.

1:13  Nach ihrer Ankunft in der Stadt begaben sie sich in den Obersaal, wo sie sich zu versammeln pflegten. Es waren aber da: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon der Eiferer und Judas, des Jakobus Sohn.

1:14  Diese alle waren einmütig und beharrlich zum Gebet vereinigt; auch waren noch zugegen einige Frauen, namentlich Maria, die Mutter Jesu, und ferner seine Brüder.

1:15  An einem dieser Tage erhob sich Petrus inmitten der Brüder — es waren etwa 120 versammelt — und sprach:

1:16  "Ihr Männer, liebe Brüder, erfüllen mußte sich die Weissagung in dem Schriftwort, das der Heilige Geist durch Davids Mund geredet hat von Judas, der Jesu Häschern ein Führer gewesen ist;

1:17  er gehörte ja zu unserer Zahl und hatte dasselbe Amt empfangen wie wir.

1:18  Der hat sich für seinen Verbrecherlohn ein Grundstück erworben; aber er ist kopfüber gefallen und mitten entzweigeborsten, so daß alle seine Eingeweide herausgetreten sind.

1:19  Dies ist allen Bewohnern Jerusalems so gut bekannt, daß jenes Grundstück in ihrer Sprache den Namen Akeldamach trägt, das heißt, Blutacker.

1:20  Im Psalmbuch steht nämlich geschrieben: Sein Gehöft werde wüste, und niemand wohne dort! und: Seinen Dienst übernehme ein anderer!

1:21  Darum muß nun einer von den Männern, die mit uns zusammengewesen sind während der ganzen Zeit, wo der Herr Jesus bei uns ein- und ausgegangen ist,

1:22  und zwar von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, da er von uns schied und (in den Himmel) aufgenommen wurde, dazu erwählt werden, seine Auferstehung mit uns zu bezeugen."

1:23  Nun stellten sie zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias.

1:24  Dann beteten sie: "Herr, der du aller Herzen kennst, mache du kund, wen du dir von diesen beiden auserkoren hast,

1:25  um die Stelle in diesem Dienst und Apostelamt einzunehmen, die Judas freventlich verlassen hat, damit er an die Stätte gehe, die ihm gebührt."

1:26  Darauf warf man das Los über sie. Es fiel auf Matthias, und der wurde nun den elf Aposteln zugezählt.

Chapter 2

2:1  Als der Pfingsttag endlich kam, waren sie alle miteinander beisammen.

2:2  Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, als wenn ein gewaltiger Windsturm wehte. 29 oder 30 n.Chr. Dies Rauschen durchdrang das ganze Haus, in dem sie saßen.

2:3  Dann erschienen ihnen feuerähnliche Zungen, die sich über die Versammelten verteilten, und auf einen jeden unter ihnen setzte sich ein Zünglein.

2:4  So wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und begannen in anderen Sprachen zu reden, je wie der Geist ihnen die Worte dazu verlieh.

2:5  Nun weilten damals fromme Juden in Jerusalem, die von allen Himmelsgegenden gekommen waren.

2:6  Die eilten, als der Schall ertönte, in großer Zahl herbei und waren fassungslos, weil jeder seine Landessprache reden hörte.

2:7  Ja alle waren außer sich und riefen verwundert: "All die Männer, die hier reden, sind doch Galiläer!

2:8  Wie kommt es denn, daß jeder von uns seine Muttersprache hört?

2:9  Einige von uns sind Parther, Meder und Elamiter. Andere wohnen in dem Judenland Mesopotamien und in Kappadozien, in Pontus und Asien,

2:10  in Phrygien und Pamphylien, in Ägypten oder in dem Teil Libyens, der bei Kyrene liegt; andere sind in Rom ansässig.

2:11  Die einen sind geborene Juden, andere waren Heiden und haben sich zum Judentum bekehrt. Da sind auch Kreter unter uns und Araber. Und wir alle hören diese Männer in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden!"

2:12  Alle waren voll Staunen und Bestürzung, und einer sprach zum anderen: "Was hat das zu bedeuten?"

2:13  Andere aber riefen spöttisch lachend: "Sie haben sicher zuviel süßen Wein getrunken!"

2:14  Da erhob sich Petrus mit den Elf und sprach mit lauter Stimme: "Ihr Juden, die ihr hier im Lande wohnt, und ihr anderen alle, die ihr jetzt vorübergehend in Jerusalem verweilt, dies soll euch kund sein, hört darum auf meine Worte!

2:15  Nicht sind die Männer hier, wie ihr vermutet, trunken; es ist ja erst die dritte Tagesstunde.

2:16  Vielmehr erfüllt sich nun, was Joel, der Prophet, gesagt hat:

2:17  Es soll geschehen in den letzten Tagen — so spricht Gott —, daß ich von meinem Geist ausgießen will auf alle Menschen, dann sollen eure Söhne und eure Töchter weissagen, eure Jünglinge sollen Gesichte schauen, und eure Greise sollen Träume haben.

2:18  Sogar auf die leibeigenen Knechte und Mägde, die mir dienen, will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.

2:19  Und Wunder will ich tun am Himmel oben und Zeichen unten auf der Erde: Blut, Feuersbrunst und Rauch.

2:20  Die Sonne soll sich verfinstern, und der Mond soll blutig scheinen, bevor der Tag des Herrn kommt, der große Tag, den alle schauen sollen.

2:21  Wer aber des Herrn Namen anruft, soll errettet werden.

2:22  Ihr Israeliten, hört diese Worte! Den Mann Jesus von Nazaret hat Gott bei euch beglaubigt. Denn mächtige Taten, Wunder und Zeichen hat Gott, wie ihr ja wißt, in eurer Mitte durch ihn gewirkt.

2:23  Der ist euch ausgeliefert worden durch Verrat — wie Gott in seinem Ratschluß es vorherbestimmt und auch vorhergewußt hat —, und mit der Heiden Hilfe habt ihr ihn ans Kreuz genagelt und getötet.

2:24  Gott aber hat ihn auferweckt und den Wehen des Todes ein Ende gemacht, weil er unmöglich in der Gewalt des Todes bleiben konnte.

2:25  Denn David sagt von ihm: Der Herr ist mir allzeit vor Augen, denn er steht mir zur Seite, damit ich nicht wanke.

2:26  Darum freut sich mein Herz, und meine Zunge jauchzt, ja auch mein Leib wird voller Hoffnung ruhen.

2:27  Denn du wirst meine Seele nicht im Totenreich lassen noch dulden, daß dein Heiliger verwese.

2:28  Du tust mir kund die Wege, die zum Leben führen; erfüllen wirst du mich mit der Freude vor deinem Angesicht.

2:29  Ihr Männer, liebe Brüder, laßt mich frei und offen zu euch reden: Der Erzvater David ist gestorben und begraben, und sein Grabmal steht noch heute in unserer Mitte.

2:30  Doch wie er ein Prophet war und auch wußte, daß Gott ihm eidlich zugeschworen hatte, es solle einer seiner Nachkommen auf seinem Thron sitzen,

2:31  darum hat er mit Seherblick von des Messias Auferstehung geredet. Denn der ist nicht im Totenreich geblieben, und sein Leib ist nicht verwest.

2:32  Diesen Jesus hat Gott auferweckt: dafür sind wir alle Zeugen.

2:33  Nachdem er dann durch Gottes rechte Hand erhöht worden ist, hat er den Heiligen Geist, der ihm verheißen war, vom Vater empfangen und ihn nun ausgegossen, wie ihr selbst seht und hört.

2:34  Denn David ist ja nicht zum Himmel aufgefahren; wohl aber spricht er: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Sitze du zu meiner Rechten,

2:35  bis ich dir deine Feinde zu Füßen lege.

2:36  Das ganze Haus Israel erkenne darum deutlich: Gott hat keinen anderen zum Herrn und Messias erwählt als eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!"

2:37  Bei diesen Worten ging es den Hörern wie ein Stich durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir denn tun?"

2:38  Petrus antwortete ihnen: "Ändert euern Sinn, und im Vertrauen auf den Namen Jesu Christi laßt euch alle taufen, damit euch eure Sünden vergeben werden: dann sollt ihr auch die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.

2:39  Denn euch und euern Kindern gilt die Verheißung und allen, die noch fern stehen, soviel der Herr unser Gott von ihnen herzurufen wird."

2:40  Auch sonst noch griff er ihnen in seiner Rede mannigfach ins Herz, und er ermahnte sie: "Macht euch los von diesem verkehrten Geschlecht!"

2:41  Alle nun, die sein Wort gläubig aufnahmen, empfingen die Taufe, und an dem Tag wurden ungefähr dreitausend Seelen der Gemeinde zugeführt.

2:42  Sie hielten treulich fest an der Apostel Lehre und der brüderlichen Gemeinschaft, die bei dem Brotbrechen und den Gebetsversammlungen zutage trat.

2:43  Alle Leute (in Jerusalem) waren voller Furcht, denn viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel.

2:44  Die Gläubigen waren alle eng verbunden und lebten in Gütergemeinschaft:

2:45  solche, die Grundstücke oder andere Habe hatten, verkauften sie, und den Erlös verteilte man an alle, die bedürftig waren.

2:46  Sie besuchten auch täglich fleißig und einmütig den Tempel. — Außerdem versammelten sie sich in den Häusern: dort brachen sie das Brot und hielten ihr Mahl mit freudigem, lauterem Herzen.

2:47  Sie lobten Gott und waren bei dem ganzen Volk wohlgelitten. Der Herr führte auch täglich der Gemeinde neue Glieder zu, die dadurch zum Heil gelangten.

Chapter 3

3:1  Eines Tages gingen Petrus und Johannes hinauf in den Tempel: sie wollten dort um die neunte Stunde am Gebet teilnehmen.

3:2  Gerade da trug man einen Mann herbei, der von Geburt an lahm war: den brachte man täglich an das sogenannte Schöne Tor des Tempels, damit er die Tempelbesucher um Almosen bitte.

3:3  Als der Mann sah, wie Petrus und Johannes in den Tempel gehen wollten, sprach er sie um eine Gabe an.

3:4  Petrus aber ließ sein Auge auf ihm ruhen, ebenso wie Johannes, und sprach zu ihm: "Sieh uns an!"

3:5  Da starrte er sie an in der Erwartung, etwas von ihnen zu bekommen.

3:6  Petrus aber sprach: "Silber und Gold habe ich nicht; doch was ich habe, das gebe ich dir; im Namen Jesu Christi von Nazaret — geh umher!"

3:7  Zugleich ergriff er ihn bei seiner rechten Hand und richtete ihn auf. Sofort wurden seine Füße und Knöchel fest;

3:8  mit einem Sprung stand er aufrecht da, begann umherzugehen und betrat mit ihnen den Tempel, fortwährend springend und Gott preisend.

3:9  Und alle Leute sahen, wie er umherging und Gott lobte.

3:10  Sie erkannten ihn auch wieder: es war ja jener Mann, der sonst als Bettler an dem Schönen Tor des Tempels gesessen hatte! Alle waren voller Staunen und Verwunderung über das, was ihm geschehen war.

3:11  Während der Mann nicht von Petrus und Johannes wich, sammelte sich das ganze Volk, sprachlos vor Erstaunen, in der sogenannten Halle Salomos um sie.

3:12  Als Petrus die Menge sah, nahm er das Wort und sprach: "Ihr Israeliten, was wundert ihr euch über diesen Mann? Oder warum staunt ihr uns an, als hätten wir mit eigener Kraft oder mit unserer Frömmigkeit erreicht, daß er nun gehen kann?

3:13  Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, unserer Väter Gott, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr preisgegeben und verleugnet habt vor Pilatus, als der entschlossen war, ihn freizulassen.

3:14  Ja ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und euch einen Mörder losgebeten.

3:15  Ihn aber, der zum Leben führt, habt ihr getötet. Den hat Gott von den Toten auferweckt: dafür sind wir Zeugen.

3:16  Auf Grund des Glaubens, den sein Name wirkt, hat er nun diesen Mann hier, den ihr seht und kennt, gesund gemacht. Ja der Glaube, der durch Jesus kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Heilung geschenkt.

3:17  Nun, liebe Brüder, ich weiß, ihr habt in Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Oberen.

3:18  Gott aber hat dadurch die Weissagung erfüllt, daß sein Gesalbter leiden müsse, was er durch aller Propheten Mund vorausverkündigt hat.

3:19  So ändert denn euern Sinn und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden!

3:20  Dann können auch Erquickungszeiten kommen vom Angesicht des Herrn, und er kann euch den Messias senden, den er euch bestimmt hat: Jesus.

3:21  Den muß freilich der Himmel aufnehmen bis auf die Zeiten, da alles neugeordnet werden soll, wovon Gott durch seiner heiligen Propheten Mund von alters her geredet hat.

3:22  Schon Mose hat davon gesprochen in den Worten: Einen Propheten wie mich wird euch zum Heil der Herr, unser Gott, aus eurer Brüder Kreis auftreten lassen; auf den sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird.

3:23  Wer aber nicht auf diesen Propheten hört, der soll unnachsichtig aus dem Volk vertilgt werden.

3:24  Auch alle anderen Propheten, Samuel und die folgenden — alle, die geredet haben — sie haben ebenfalls das Kommen jener Zeit verkündigt.

3:25  Euch gelten die Worte der Propheten und der Segen der Verordnung, die Gott getroffen hat mit euern Vätern, als er zu Abraham sprach: Durch deinen Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden.

3:26  Zuerst euch zum Heil hat Gott auftreten lassen seinen Knecht und ihn gesandt, um euch zu segnen, indem er einen jeden unter euch von seiner Ungerechtigkeit bekehrt."

Chapter 4

4:1  Während sie noch zu dem Volk redeten, traten die Priester und der Tempelhauptmann an sie heran, dazu die Sadduzäer;

4:2  denn diese waren darüber entrüstet, daß sie das Volk belehrten und bei ihrer Predigt von Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten.

4:3  Sie ließen deshalb die beiden Apostel verhaften und bis zum nächsten Tag gefangensetzen; denn es war mittlerweile Abend geworden.

4:4  Viele aber von denen, die die Predigt des Petrus gehört hatten, wurden gläubig, und die Zahl der erwachsenen Männer stieg nun auf fünftausend.

4:5  Tags darauf fand eine Sitzung des Hohen Rates in Jerusalem statt. Daran nahmen teil die Oberen, die Ältesten und die Schriftgelehrten,

4:6  der Hohepriester Hannas, Kaiphas, Johannes, Alexander und alle, die aus hohenpriesterlichem Geschlecht waren.

4:7  Petrus und Johannes wurden vorgeführt, und man fragte sie: "Durch welche Kraft oder in wessen Namen habt ihr diese Tat vollbracht?"

4:8  Da antwortete Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist: "Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten Israels!

4:9  Wenn wir heute vor Gericht gestellt werden, weil wir einem Kranken geholfen haben, und wenn man uns nun fragt, wie der Mann hier gesund geworden ist,

4:10  so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: Durch den Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr gekreuzigt habt, und den Gott von den Toten auferweckt hat, — dadurch steht dieser Mann gesund vor euren Augen da!

4:11  Dieser Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, und der nun zum Eckstein geworden ist.

4:12  In keinem anderen ist das Heil zu finden; denn wahrlich, keinen zweiten Namen gibt's unter dem Himmel für die Menschen, wodurch wir das Heil erlangen sollen."

4:13  Als sie wahrnahmen, wie unerschrocken Petrus und Johannes redeten, und außerdem entdeckten, daß sie Männer ohne schriftgelehrte Bildung und aus geringem Stand waren, da wunderten sie sich. Nun erkannten sie die beiden auch als Jünger Jesu wieder.

4:14  Zugleich sahen sie den Geheilten bei ihnen stehen. So wußten sie nichts zu erwidern.

4:15  Sie ließen daher die beiden aus dem Sitzungssaal führen und berieten miteinander.

4:16  "Was sollen wir mit diesen Menschen machen?" so fragten sie. "Denn daß sie ein auffälliges Wunderzeichen vollbracht haben, ist offenkundig für alle Bewohner Jerusalems, und wir können es nicht leugnen.

4:17  Damit nun aber die Sache nicht noch mehr unter das Volk komme, so wollen wir ihnen streng verbieten, in Zukunft über diesen Namen irgendwie zu reden."

4:18  Darauf ließen sie die Apostel wieder hereinrufen und geboten ihnen, durchaus nicht mehr in Jesu Namen zu reden und zu lehren.

4:19  Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen: "Ob es recht ist vor Gott, daß wir euch mehr gehorchen als Gott, das sagt euch selbst!

4:20  Wir können ja unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben."

4:21  Trotzdem entließ sie der Hohe Rat: er wiederholte nur sein Verbot und verschärfte es durch Drohungen. Denn er fand keine Möglichkeit, sie zu bestrafen. Davor scheute er sich mit Rücksicht auf das Volk. Denn alle priesen Gott des Wunders wegen,

4:22  zumal der Mensch, an dem dies Heilungswunder geschehen war, schon über vierzig Jahre zählte.

4:23  Nach ihrer Freilassung gingen Petrus und Johannes zu den anderen Aposteln und teilten ihnen mit, was ihnen die Hohenpriester und die Ältesten gesagt hatten.

4:24  Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: "Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer mit allem, was darinnen ist, geschaffen;

4:25  du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesprochen: Warum haben die Heiden vor Zorn geschnaubt und die Völker nichtige Pläne ersonnen?

4:26  Die Könige der Erde sind herangezogen, und die Herrscher haben sich zusammengerottet gegen den Herrn und gegen den Gesalbten.

4:27  Ja wahrlich, zusammengerottet haben sich in dieser Stadt Herodes und Pontius Pilatus im Bunde mit den Heiden und den Stämmen Israels gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt,

4:28  damit sie ausführten, was dein mächtiger Wille schon vorher bestimmt hatte.

4:29  Nun, Herr, mache ihr Drohen zuschanden und hilf deinen Knechten, dein Wort mit allem Freimut zu verkündigen!

4:30  Laß dabei deine Macht wirksam sein, daß Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus!"

4:31  Nach diesem Gebet erzitterte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündigten mit freudigem Vertrauen Gottes Wort.

4:32  Die ganze Schar der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele. Niemand nahm von seiner Habe etwas als sein ausschließliches Eigentum in Anspruch; sondern alles, was sie hatten, war Allgemeinbesitz.

4:33  Und mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus. Auch bei dem Volk stand die ganze Gemeinde in hoher Gunst.

4:34  Denn keines ihrer Glieder brauchte Not zu leiden. Alle nämlich, die Grundstücke und Häuser hatten, pflegten diese zu verkaufen. Dann brachten sie den Erlös aus dem Verkauf

4:35  und legten ihn zu den Füßen der Apostel nieder. Aus diesen Mitteln erhielt jeder, was er nötig hatte.

4:36  Josef zum Beispiel, den die Apostel Barnabas nannten — das heißt: Tröster und Ermahner —, ein Levit, der aus Zypern stammte,

4:37  verkaufte ein Stück Land, das er besaß, brachte das Geld und legte es zu der Apostel Füßen nieder.

Chapter 5

5:1  Auch ein Mann, mit Namen Ananias, verkaufte im Einverständnis mit seiner Frau Saphira ein Grundstück.

5:2  Aber mit Wissen seiner Frau unterschlug er etwas von dem Kaufpreis und brachte nur einen Teil davon und legte ihn zu der Apostel Füßen nieder.

5:3  Doch Petrus sprach: "Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so daß du den Heiligen Geist belogen und einen Teil von dem Erlös deines Feldes zurückbehalten hast?

5:4  Konntest du das Land nicht als dein Eigentum behalten? Und als du es verkauft hattest, konntest du da nicht auch noch über den Erlös nach deinem Willen verfügen? Warum hast du dir denn eine solche Tat in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen."

5:5  Beim Hören dieser Worte fiel Ananias tot zu Boden. Und großer Schrecken kam über alle Anwesenden.

5:6  Die jüngeren Gemeindeglieder aber erhoben sich, umwickelten den Leichnam mit leinenen Tüchern und trugen ihn hinaus zum Begräbnis.

5:7  Nach ungefähr drei Stunden kam des Ananias Frau in die Versammlung, ohne daß sie wußte, was vorgefallen war.

5:8  Petrus richtete sogleich das Wort an sie. "Sage mir", so fragte er, "ist dies der Kaufpreis eures Landes?" "Ja", versetzte sie, "das ist der Kaufpreis."

5:9  "Warum", so fuhr nun Petrus fort, "seid ihr denn beide eins geworden, den Geist des Herrn herauszufordern? Die deinen Mann begraben haben, die kommen jetzt gerade zurück, um auch dich hinauszutragen."

5:10  Sofort fiel sie zu seinen Füßen nieder und gab den Geist auf. Die Jünglinge fanden sie bei ihrem Eintritt tot und trugen sie hinaus, um sie bei ihrem Mann zu begraben.

5:11  Dieser Vorfall erfüllte die ganze Gemeinde und alle, die davon hörten, mit großem Schrecken.

5:12  Im Volk geschahen damals viele Zeichen und Wunder durch die Hände der Apostel. Alle Gläubigen pflegten sich einmütig in der Halle Salomos zu versammeln.

5:13  Von den feindseligen Juden aber wagte keiner, sie zu beunruhigen. Die große Menge jedoch hielt hoch von ihnen.

5:14  Und immer mehr schlossen sich ihnen an, die an den Herrn gläubig wurden, ganze Scharen von Männern und Frauen.

5:15  Ja, es kam so weit, daß man die Kranken auf die Straße trug und sie dort auf Betten und Tragbahren niedersetzte, damit, wenn Petrus vorüberkäme, wenigstens sein Schatten auf den einen oder anderen fiele.

5:16  Sogar aus den Städten rings um Jerusalem kamen die Leute in Scharen herbei: sie brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern gequält wurden. Und alle diese Leidenden wurden gesund.

5:17  Das brachte den Hohenpriester auf. Er und sein ganzer Anhang — die Partei der Sadduzäer — ließen neiderfüllt

5:18  die Apostel festnehmen und in das öffentliche Gefängnis werfen.

5:19  Ein Engel des Herrn aber öffnete nachts die Kerkertüren, führte sie hinaus und sprach zu ihnen:

5:20  "Geht in den Tempel und verkündigt dort dem Volk öffentlich alle Worte dieser Lebensbotschaft!"

5:21  Diesem Befehl gehorsam gingen sie gegen Morgen in den Tempel und lehrten dort. Mittlerweile versammelten sich der Hohepriester und sein Anhang. Sie beriefen den Hohen Rat und alle Ältesten der Kinder Israels und sandten ins Gefängnis, um die Apostel vorzuführen.

5:22  Als aber die Diener hinkamen, fanden sie sie nicht im Gefängnis. Da kehrten sie zurück und meldeten:

5:23  "Das Gefängnis fanden wir sorgfältig und fest verschlossen und die Wachen vor den Türen stehen; doch als wir öffneten, fanden wir niemand darin."

5:24  Als der Tempelhauptmann und die Hohenpriester diese Worte hörten, waren sie ganz bestürzt und fragten sich, was daraus werden solle.

5:25  Da kam einer mit der Meldung: "Die Männer, die ihr habt gefangensetzen lassen, die stehen schon wieder im Tempel und lehren das Volk!"

5:26  Nun ging der Hauptmann mit der Mannschaft hin und führte sie herbei, doch ohne Anwendung von Gewalt; denn sie fürchteten, das Volk könne sie sonst steinigen.

5:27  So brachten sie sie her und führten sie in den Sitzungssaal. Hier nahm sie der Hohepriester ins Verhör.

5:28  "Haben wir euch", so sprach er, "nicht aufs allerstrengste verboten, in jenem Namen zu lehren? Und doch habt ihr Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ja ihr wollt dieses Menschen Blut über uns bringen."

5:29  Petrus aber und die anderen Apostel antworteten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.

5:30  Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Kreuzesholz gehängt und hingemordet habt.

5:31  Den hat Gott durch seine rechte Hand zur Würde eines Herrschers und Befreiers erhoben, um Israel Sinnesänderung und Sündenvergebung zu schenken.

5:32  Dafür sind wir Zeugen und der Heilige Geist, den Gott allen gegeben hat, die ihm gehorchen."

5:33  Bei dieser Antwort wurden sie mit Wut erfüllt, und sie dachten schon daran, die Apostel zu töten.

5:34  Da erhob sich in der Versammlung ein Pharisäer, mit Namen Gamaliel, ein von dem ganzen Volk verehrter Gesetzeslehrer, und befahl, die Apostel für eine Weile hinauszuführen.

5:35  Dann sprach er zu den Männern des Hohen Rates: "Ihr Israeliten, überlegt euch wohl, wie ihr mit diesen Leuten verfahren wollt!

5:36  Einst hat sich Theudas erhoben. Der wollte eine Rolle spielen, und an vierhundert Männer sind ihm auch gefolgt. Aber er fand den Tod, und alle seine Anhänger wurden auseinandergetrieben und vernichtet.

5:37  Nach ihm trat zur Zeit der bekannten Schätzung der Galiläer Judas auf und zog viele Leute an sich. Auch der ist umgekommen, und alle seine Anhänger haben sich zerstreut.

5:38  Nun rate ich euch: Laßt diese Leute in Ruhe und bekümmert euch nicht um sie! Denn stammt dies Beginnen oder dieses Werk von Menschen, so geht es von selbst zugrunde.

5:39  Ist's aber wirklich aus Gott, so könnt ihr diese Leute nicht zum Schweigen bringen. Ja, ihr kommt noch in Gefahr, gegen Gott zu kämpfen."

5:40  Diesem Rat folgten sie. Sie riefen die Apostel wieder herein, ließen sie geißeln und verboten ihnen, im Namen Jesu zu reden. Dann durften die Apostel gehen.

5:41  Sie verließen aber den Hohen Rat voller Freude, weil sie gewürdigt worden waren, um des Namens willen Schmach zu leiden.

5:42  Im Tempel sowohl wie in häuslichen Versammlungen lehrten sie unaufhörlich Tag für Tag und verkündigten die Frohe Botschaft, daß Jesus der Messias sei.

Chapter 6

6:1  Um diese Zeit, als die Zahl der Jünger wuchs, beschwerten sich die griechisch redenden Gemeindemitglieder bei den aramäisch sprechenden darüber, daß ihre Witwen bei der täglichen Speiseausteilung übersehen würden.

6:2  Da beriefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger und sprachen: "Es ist nicht recht, daß wir die Verkündigung des Wortes Gottes unterlassen, um bei Tische aufzuwarten.

6:3  So wählt denn, liebe Brüder, aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf, die voll Geist und Weisheit sind, damit wir sie für diese Dienstleistung bestellen!

6:4  Wir selbst aber wollen uns nach wie vor dem Gebet und dem Dienst des Wortes widmen."

6:5  Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall, und die Gemeinde wählte: Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, ferner Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen zum Judentum übergetretenen Heiden aus Antiochia.

6:6  Diese Männer stellte man vor die Apostel, die ihnen mit Gebet die Hände auflegten.

6:7  Das Wort Gottes verbreitete sich nun immer weiter, und die Zahl der Jünger nahm in Jerusalem bedeutend zu; ja auch eine große Schar von jüdischen Priestern wurde dem Glauben gehorsam.

6:8  Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.

6:9  Doch einige aus der sogenannten (jüdischen) 'Gemeinde der Freigelassenen' im Bunde mit Juden aus Kyrene, Alexandria, Zilizien und Asien traten auf und führten Streitgespräche mit Stephanus.

6:10  Gegen seine Weisheit aber und den Geist, durch den er redete, vermochten sie nichts auszurichten.

6:11  Da stifteten sie Leute an, die sagten: "Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott."

6:12  So brachten sie das Volk samt den Ältesten und den Schriftgelehrten in Aufregung. Dann überfielen sie ihn unversehens, schleppten ihn mit Gewalt weg und führten ihn vor den Hohen Rat.

6:13  Dort ließen sie falsche Zeugen auftreten, die aussagten: "Dieser Mensch redet unaufhörlich gegen diese heilige Stätte und das Gesetz.

6:14  Denn wir haben ihn behaupten hören: 'Jesus von Nazaret, der wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche ändern, die uns Mose überliefert hat.'"

6:15  Alle aber, die im Hohen Rat saßen, blickten ihn gespannt an, und sie sahen, wie sein Antlitz einem Engelsangesicht glich.

Chapter 7

7:1  Da fragte ihn der Hohepriester: "Ist dem so?"

7:2  Er antwortete: "Liebe Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit ist unserem Vater Abraham in Mesopotamien erschienen, noch ehe er in Haran wohnte,

7:3  und sprach zu ihm: 'Verlaß dein Vaterland und deine Verwandten und ziehe in das Land, das ich dir zeigen will!'

7:4  Darauf verließ er das Chaldäerland und nahm in Haran Wohnung. Von dort ließ ihn Gott nach seines Vaters Tod wandern in dies Land, wo ihr jetzt wohnt.

7:5  Doch gab er ihm darin nicht einen Fußbreit Erbteil. Aber er verhieß es ihm und seinen Nachkommen zum Besitz, obwohl Abraham noch keine Kinder hatte.

7:6  Und zwar sprach Gott: 'Seine Nachkommen werden in einem fremden Land heimatlos sein, und man wird sie vierhundert Jahre knechten und plagen.

7:7  Aber das Volk, dem sie dienen werden, will ich strafen', sprach Gott; 'dann sollen sie ausziehen und mir an dieser Stätte dienen'.

7:8  Darauf schloß Gott mit Abraham einen Bund, dessen Zeichen die Beschneidung war. So wurde Abraham der Vater Isaaks, den er am achten Tag beschnitt; Isaaks Sohn war Jakob, und Jakobs Söhne waren die zwölf Erzväter.

7:9  Die Erzväter aber verkauften Josef aus Neid nach Ägypten. Doch Gott war mit ihm:

7:10  er errettete ihn aus allen seinen Trübsalen, verlieh ihm Weisheit und ließ ihn Gunst finden vor Pharao, dem König von Ägypten. Der setzte ihn als Gebieter über Ägypten und über sein ganzes Haus.

7:11  Da kam eine Hungersnot über ganz Ägyptenland und Kanaan; und das Elend war groß, daß unsere Väter keine Nahrung finden konnten.

7:12  Als nun Jakob hörte, in Ägypten sei Getreide zu haben, sandte er unsere Väter dorthin: das war ihre erste Reise.

7:13  Bei ihrer zweiten Reise aber gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen: so erfuhr Pharao Josefs Herkunft.

7:14  Dann ließ Josef seinen Vater Jakob und alle seine Blutsverwandten holen, im ganzen fünfundsiebzig Seelen.

7:15  So zog Jakob nach Ägypten. Dort starben er und unsere Väter.

7:16  Man brachte sie nach Sichem und bestattete sie in dem Grab, das Abraham um Geld von den Söhnen Hemors in Sichem gekauft hatte.

7:17  Als aber die Zeit herankam, wo sich die Verheißung erfüllen sollte, die Gott dem Abraham gegeben hatte, da mehrte sich das Volk in Ägypten und ward sehr zahlreich.

7:18  Das dauerte so lange, bis sich ein fremder König, der Josef nicht gekannt hatte, zum Herrscher über Ägypten erhob.

7:19  Der war voll Arglist gegen unser Volk und bedrückte unsere Väter so entsetzlich, daß er sie zwang, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, damit sie nicht am Leben blieben.

7:20  In der Zeit wurde Mose geboren: ein wunderbar schönes Kind. Der ward drei Monate lang in seines Vaters Haus aufgezogen.

7:21  Dann setzte man ihn aus. Aber Pharaos Tochter nahm ihn an Kindes Statt an und erzog ihn wie ihren eigenen Sohn.

7:22  So wurde Mose in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet, und durch seine Rede und seine Taten war er ein einflußreicher Mann.

7:23  Als er vierzig Jahre alt war, kam es ihm in den Sinn, sich nach seinen Brüdern, den Kindern Israel, umzusehen.

7:24  Da war er Zeuge, wie einer von ihnen ungerecht behandelt wurde. Für den trat er ein und rächte seine Mißhandlung, indem er den Ägypter erschlug.

7:25  Er glaubte aber, seine Brüder würden erkennen, daß ihnen Gott durch seine Hand Befreiung bringen wolle. Doch sie erkannten es nicht.

7:26  Am folgenden Tag sah er, wie sich zwei von ihnen stritten. Da wollte er Frieden zwischen ihnen stiften und sprach: 'Ihr seid doch Stammesbrüder; warum tut ihr denn einander unrecht?'

7:27  Aber der Mann, der seinen Nächsten schlug, wies ihn zurück und sagte: 'Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns gesetzt?

7:28  Möchtest du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast?'

7:29  Das Wort erschreckte Mose, und er flüchtete. Er lebte als Fremdling in dem Lande Midian, wo er zwei Söhne bekam.

7:30  Nach vierzig Jahren aber erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in einer Feuerflamme in einem Dornbusch.

7:31  Als Mose das sah, wunderte er sich über die Erscheinung. Wie er nun hinzutrat, um sie näher zu betrachten, da rief die Stimme des Herrn:

7:32  'Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.' Darüber war Mose so erschrocken, daß er nicht wagte, weiter hinzusehen.

7:33  Da sprach der Herr zu ihm: 'Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen! Denn die Stätte, worauf du stehst, ist heiliges Land.

7:34  Ich habe das Elend deines Volkes in Ägypten gesehen und habe ihr Seufzen gehört; darum bin ich herabgekommen, um sie zu befreien. Komm nun her, ich will dich nach Ägypten senden!'

7:35  Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: 'Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter eingesetzt?' — den hat Gott als Führer und Befreier gesandt, und der Engel, der ihm in dem Dornbusch erschienen war, begleitete ihn mit seiner Hilfe.

7:36  Dieser Mose hat sie weggeführt und dabei Wunder und Zeichen getan in Ägypten und am Roten Meer, dann weiter vierzig Jahre in der Wüste.

7:37  Dieser Mose hat den Kindern Israel gesagt: 'Einen Propheten wie mich wird Gott euch zum Heil aus eurer Brüder Kreis auftreten lassen.'

7:38  Dieser Mose ist es, der bei der Volksversammlung in der Wüste mit dem Engel, der am Berg Sinai zu ihm geredet hatte, und mit unseren Vätern verkehrt hat. Er empfing Lebensworte, um sie uns mitzuteilen.

7:39  Unsere Väter aber wollten ihm nicht gehorchen, sondern stießen ihn von sich und wandten sich mit ihrem Herzen nach Ägypten.

7:40  Denn sie sprachen zu Aaron: 'Mache uns Götter, damit sie vor uns hergehen! Wir wissen ja nicht, was diesem Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.'

7:41  Sie machten damals einen Stier, brachten diesem Götzenbild Opfer dar und erfreuten sich an den Werken ihrer Hände.

7:42  Da wandte sich Gott ab von ihnen und gab sie preis, dem Himmelsheer zu dienen, wie in dem Buch der Propheten geschrieben steht: Habt ihr mir denn Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht dort in der Wüste vierzig Jahre lang, ihr vom Haus Israel?

7:43  Nein, ihr habt vielmehr das Zelt des Molochs mitgeführt und das Sternbild eures Gottes Rephan — die Götzenbilder, die ihr selbst gemacht habt, um sie zu verehren. Zur Strafe dafür will ich euch wegführen lassen, noch über Babylon hinaus!

7:44  Unsere Väter hatten in der Wüste das Zelt des Zeugnisses. Das war erbaut nach dem Befehl dessen, der Mose geboten hatte, es nach dem Bild herzustellen, das er gesehen.

7:45  Dieses Zelt ging dann über auf das folgende Geschlecht, und unter Josua führten es unsere Väter mit hinein (nach Kanaan), als sie das Land der Heiden in Besitz nahmen, die Gott vor ihnen vertrieb. So blieb es mit dem Zelt bis zu den Tagen Davids.

7:46  Der fand Gnade vor Gott, und darum bat er ihn, dem Gott Jakobs eine Wohnstatt errichten zu dürfen.

7:47  Aber erst Salomo erbaute ihm ein Haus.

7:48  Doch der Höchste wohnt nicht in Gebäuden von Menschenhand, wie der Prophet spricht:

7:49  Der Himmel ist mein Thron, und die Erde ist der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir da bauen, spricht der Herr, oder an welcher Stätte soll ich ruhen?

7:50  Hat meine Hand nicht alles dies geschaffen?

7:51  Ihr Halsstarrigen, die ihr an Herz und Ohren unbeschnitten seid! Ebenso wie eure Väter widersteht auch ihr fort und fort dem Heiligen Geist.

7:52  Wen von den Propheten haben eure Väter nicht verfolgt! Hingemordet haben sie alle, die das Kommen des Gerechten vorausverkündigt haben. Seine Verräter und Mörder seid ihr jetzt geworden!

7:53  Ihr habt das Gesetzt, weil es durch Engel verordnet wurde, angenommen; aber ihr habt es nicht gehalten...!"

7:54  Als sie dies hörten, wurden sie in ihrem Herzen mit Wut erfüllt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn.

7:55  Er aber blickte voll Heiligen Geistes zum Himmel auf und sah Gottes Herrlichkeit und Jesus zur Rechten Gottes stehen. Da rief er: "Ich sehe jetzt den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen!"

7:56  Sie aber schrien laut auf, hielten sich die Ohren zu, stürmten wie ein Mann auf ihn los, schleiften ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.

7:57  Die Zeugen legten ihre Oberkleider ab und gaben sie einem Jüngling, mit Namen Saulus, in Verwahrung.

Chapter 8

8:1  Saulus billigte die Ermordung des Stephanus. An jenem Tag brach eine große Verfolgung los gegen die Gemeinde in Jerusalem; und alle, mit Ausnahme der Apostel, zerstreuten sich über ganz Judäa und Samaria.

8:2  Einige fromme Heiden, die zum Judentum übergetreten waren, bestatteten Stephanus und hielten ihm zu Ehren eine große Totenklage.

8:3  Saulus aber wütete gegen die Gemeinde: er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Weiber weg und ließ sie ins Gefängnis werfen.

8:4  Die Zerstreuten zogen im Land umher und verkündigten das Wort.

8:5  So kam Philippus in die Stadt Samaria und predigte dort von Christus.

8:6  Die Bewohner zeigten einmütig Teilnahme für die Worte des Philippus, als sie ihm zuhörten und die Wunderzeichen sah, die er tat.

8:7  Denn mit lautem Geschrei fuhren unreine Geister von vielen Besessenen aus, auch zahlreiche Gelähmte und Krüppel wurden gesund.

8:8  Darüber herrschte große Freude in jener Stadt.

8:9  Nun hatte schon länger ein Mann, mit Namen Simon, in der Stadt Zauberei getrieben und die Einwohner Samarias in Staunen versetzt; denn er gab sich für etwas Großes aus.

8:10  Alle, klein und groß, hielten ihn hoch und sprachen: "Der Mann ist Gottes Kraft, ja die Kraft, die man die große nennt."

8:11  Sein Einfluß auf die Leute war deshalb so groß, weil er sie lange Zeit mit seinen Zauberkünsten betört hatte.

8:12  Als nun Philippus die Frohe Botschaft von Gottes Königreich und dem Namen Jesu Christi verkündigte, wurden die Leute gläubig, und Männer und Weiber ließen sich taufen.

8:13  Auch Simon ward gläubig und empfing die Taufe. Von da an war er ein steter Begleiter des Philippus, und als er die Zeichen und großen Wunder sah, die da geschahen, war er vor Staunen außer sich.

8:14  Als die Apostel in Jerusalem erfuhren, Samaria habe das Wort Gottes angenommen, da sandten sie Petrus und Johannes dorthin.

8:15  Diese kamen und beteten für die Gläubigen, daß sie den Heiligen Geist empfingen.

8:16  Denn er war noch auf keinen einzigen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur in den Namen des Herrn Jesus getauft.

8:17  Da legten ihnen die beiden Apostel die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.

8:18  Als Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde, bot er ihnen Geld an

8:19  und sprach: "Gebt mir auch diese Macht, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange!"

8:20  Petrus antwortete ihm: "Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, Gottes Gabe lasse sich mit Geld erkaufen!

8:21  Du hast daran nicht Teil noch Erbe. Denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott.

8:22  Bekehre dich nun von dieser deiner Bosheit und bete zum Herrn: vielleicht findest du Vergebung für das, was du in deinem Herzen vorhast.

8:23  Denn ich sehe, du bist voll Gift und Galle und von den Ketten der Ungerechtigkeit gebunden."

8:24  Da antwortete Simon: "Betet ihr für mich zum Herrn, daß nichts von dem mich treffe, was ihr geredet habt!"

8:25  Als die beiden Apostel ein feierliches Zeugnis abgelegt und das Wort des Herrn verkündigt hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück und predigten (auf dem Weg dahin) in vielen samaritischen Orten die Frohe Botschaft.

8:26  Unterdes sprach ein Engel des Herrn zu Philippus: "Mache dich auf und gehe um die Mittagszeit auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt!" — Der Weg ist einsam. —

8:27  Philippus machte sich auf und ging hin. Nun hatte gerade ein Mann aus Äthiopien, der als Großschatzmeister ein hoher Würdenträger der äthiopischen Königin Kandaze war, Jerusalem besucht, um dort anzubeten.

8:28  Der war jetzt auf dem Heimweg: er saß in seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

8:29  Da sprach der Geist zu Philippus: "Geh hin und mache dich heran an diesen Wagen!"

8:30  Als Philippus hin eilte, hörte er, wie der Äthiopier den Propheten Jesaja las. Da fragte er ihn: "Verstehst du denn auch, was du liest?"

8:31  Er antwortete: "Wie sollte ich das können, ohne daß es mir einer erklärt?" Dann lud er Philippus ein, sich zu ihm in den Wagen zu setzen.

8:32  Er las aber gerade den Schriftabschnitt: Man hat ihn wie ein Schaf zur Schlachtbank hingeführt; und wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm ist, so hat er seinen Mund nicht aufgetan.

8:33  In seiner Niedrigkeit ward ihm gerechter Urteilsspruch versagt. Wer kann seine Zeitgenossen (in ihrer Bosheit) schildern? Denn man hat sein Leben von der Erde ausgerottet.

8:34  Der Schatzmeister fragte Philippus: "Ich bitte dich, sage mir, von wem redet der Prophet diese Worte: von sich selbst oder von einem anderen?"

8:35  Da tat Philippus seinen Mund auf und, ausgehend von dieser Schriftstelle, verkündigte er ihm die Frohe Botschaft von Jesus.

8:36  Als sie die Straße weiterfuhren, kamen sie zu einem Wasser. Da sagte der Schatzmeister: "Hier ist ja Wasser, was steht meiner Taufe im Weg?"

8:38  Er ließ nun den Wagen halten, und beide, Philippus und der Schatzmeister, stiegen hinein in das Wasser, und Philippus taufte ihn.

8:39  Als sie wieder aus dem Wasser gestiegen waren, entrückte des Herrn Geist den Philippus. Der Schatzmeister sah ihn nicht mehr. Doch freudig zog er seines Weges weiter.

8:40  Philippus aber trat in Asdod auf. Von dort zog er von Stadt zu Stadt und verkündigte überall die Frohe Botschaft. So kam er nach Cäsarea.

Chapter 9

9:1  Inzwischen schnaubte Saulus noch immer Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zu dem Hohenpriester

9:2  und bat ihn um Vollmachtsbriefe an die jüdischen Gemeinden in Damaskus, damit er die Anhänger Jesu, die er dort etwa fände, Männer und Weiber, in Ketten nach Jerusalem führen könne. Anf. 35 n.Chr.

9:3  Als er auf seiner Reise in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich vom Himmel her ein Lichtglanz.

9:4  Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?"

9:5  Er fragte: "Wer bist du, Herr?" Der antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst.

9:6  Nun steh auf und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst."

9:7  Die Männer, die mit ihm reisten, standen sprachlos da; denn sie hörten wohl die Stimme, sahen aber niemand.

9:8  Als sich Saulus vom Erdboden erhob und seine Augen wieder öffnete, konnte er nichts sehen. Da mußte man ihn bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen.

9:9  Er blieb drei Tage blind und nahm weder Speise noch Trank zu sich.

9:10  Nun wohnte in Damaskus ein Jünger mit Namen Ananias. Zu dem sprach der Herr in einem Gesichte: "Ananias!" Er antwortete: "Hier bin ich, Herr!"

9:11  Der Herr fuhr fort: "Steh auf, geh in die sogenannte 'Gerade Straße' und frage dort in dem Haus des Judas nach einem Mann aus Tarsus, mit dem Namen Saulus! Der betet jetzt

9:12  und hat in einem Gesicht gesehen, wie ein Mann, mit Namen Ananias, bei ihm eintrat und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehend werde."

9:13  Ananias antwortete: "Herr, ich habe manche erzählen hören, wieviel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat.

9:14  Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle, die deinen Namen anrufen, in Fesseln zu schlagen."

9:15  Der Herr aber sprach zu ihm: "Geh hin! Denn dieser Mann ist ein Werkzeug, das ich mir erkoren habe, um meinen Namen zu den Heiden, zu Königen und zu den Kindern Israel zu bringen.

9:16  Denn ich selbst will ihm kundtun, wieviel er um meines Namens willen leiden muß."

9:17  Da ging Ananias hin. Er kam in das Haus, legte Saulus die Hände auf und sprach: "Bruder Saul, der Herr — Jesus, der dir auf deiner Wanderung erschienen ist — hat mich gesandt, damit du dein Augenlicht wiedererlangst und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest."

9:18  Sofort fiel es von seinen Augen ab wie Schuppen, und er konnte wieder sehen. Dann stand er auf und ließ sich taufen.

9:19  Er nahm auch Nahrung zu sich und erlangte seine Kräfte wieder. Als er einige Tage mit den Jüngern in Damaskus verkehrt hatte,

9:20  begann er sofort in den jüdischen Versammlungshäusern aufzutreten und zu verkündigen, daß Jesus der Sohn Gottes sei.

9:21  Alle Hörer waren außer sich vor Staunen und sprachen: "Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle, die diesen Namen anrufen, zu vernichten suchte und der auch hierhergekommen ist in der Absicht, sie in Ketten zu den Hohenpriestern zu führen?"

9:22  Saulus aber erstarkte immer mehr (im Glauben) und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er nachwies, daß Jesus der Messias sei.

9:23  Nach geraumer Zeit beratschlagten die Juden, ihn zu töten.

9:24  Ihr Anschlag wurde Saulus kund. Da sie nun Tag und Nacht an den Toren Wache hielten, um ihn zu ermorden, nahmen ihn seine Schüler eines Nachts

9:25  und ließen ihn in einem Korb durch eine Öffnung der Stadtmauer hinunter.

9:26  So kam er nach Jerusalem. Dort versuchte er sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm und wollten nicht glauben, daß er wirklich ein Jünger sei.

9:27  Da nahm sich Barnabas sein an: er führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf seiner Reise den Herrn gesehen, daß dieser mit ihm geredet, und wie er in Damaskus in Jesu Namen freimütig gelehrt habe.

9:28  Seitdem stand er mit den Jüngern in Jerusalem in innigem Verkehr und trat im Namen des Herrn furchtlos auf.

9:29  Auch führte er Streitgespräche mit den griechisch redenden Juden. Die aber suchten ihn aus dem Weg zu räumen.

9:30  Als die Brüder das erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und entließen ihn von da nach Tarsus.

9:31  So lebte die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samaria in Ruhe und Frieden. Sie erstarkte innerlich und wandelte in der Furcht des Herrn; dazu wuchs sie auch äußerlich durch den Beistand des Heiligen Geistes.

9:32  Als Petrus einst alle Heiligen besuchte, kam er auch zu denen, die in Lydda wohnten.

9:33  Dort fand er einen Mann mit Namen Äneas, der schon acht Jahre gelähmt zu Bett lag.

9:34  Zu dem sprach Petrus: "Äneas, Jesus der Messias macht dich gesund; steh auf und bringe dir dein Lager selbst in Ordnung!" Sofort erhob er sich.

9:35  Alle Leute in Lydda und Saron sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn.

9:36  In Joppe wohnte eine Jüngerin mit Namen Tabitha — dies Wort bedeutet Gazelle —. Die widmete sich ganz der Liebestätigkeit und gab reichlich Almosen.

9:37  Gerade damals erkrankte sie und starb. Da wusch man ihre Leiche und bahrte sie in dem Obergemach des Hauses auf.

9:38  Die Jünger in Joppe, das nahe bei Lydda liegt, hatten erfahren, Petrus sei in Lydda. Darum sandten sie zwei Männer zu ihm mit der dringenden Bitte: "Komm ohne Säumen zu uns!"

9:39  Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Nach seiner Ankunft führte man ihn in das Obergemach. Da umringten ihn alle Witwen und zeigten ihm unter Tränen die Unterkleider und Obergewänder, wie sie "die Gazelle" zu machen pflegte, als sie noch bei ihnen war.

9:40  Petrus ließ alle aus dem Zimmer gehen, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu dem Leichnam und sprach: "Tabitha, steh auf!" Da öffnete sie ihre Augen, und als sie Petrus erblickte, setzte sie sich aufrecht hin.

9:41  Er aber reichte ihr die Hand und half ihr, sich von ihrem Lager zu erheben. Dann rief er die Heiligen und die Witwen herein und gab sie ihnen lebendig wieder.

9:42  Dieser Vorfall ward in ganz Joppe bekannt, und viele wurden an den Herrn gläubig.

9:43  Petrus hielt sich dann noch längere Zeit in Joppe auf und wohnte bei einem Gerber namens Simon.

Chapter 10

10:1  In Cäsarea lebte damals ein Mann, der hieß Kornelius. Er diente als Hauptmann in der sogenannten Italischen Schar.

10:2  Er war mit allen seinen Hausgenossen fromm und gottesfürchtig, tat dem (jüdischen) Volk viel Gutes und betete unablässig zu Gott.

10:3  Dieser Mann hatte eine himmlische Erscheinung. Um die neunte Tagesstunde sah er deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat, der ihm zurief: "Kornelius!"

10:4  Er starrte den Engel an und fragte voller Furcht: "Was wünschst du, Herr?" Der Engel antwortete ihm: "Deine Gebete und Liebeswerke sind zu Gott emporgestiegen, und er hat ihrer gnädig gedacht.

10:5  So sende nun Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon, mit dem Zunamen Petrus, holen!

10:6  Der ist zu Gast bei einem Gerber Simon, der ein Haus am Meer hat."

10:7  Als der Engel, der mit ihm geredet hatte, weggegangen war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern und einen frommen Soldaten, der ihm treu ergeben war.

10:8  Er erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe.

10:9  Am folgenden Tag, als diese auf dem Weg waren und sich schon der Stadt näherten, ging Petrus um die Mittagszeit auf das flache Dach des Hauses, um dort zu beten.

10:10  Er wurde sehr hungrig und wünschte etwas zu genießen. Während man ihm ein Mahl bereitete, kam eine Verzückung über ihn:

10:11  Er sah den Himmel offen und eine Art Gefäß daraus herabkommen, das einem großen Linnentuch glich und sich an vier Enden auf die Erde niederließ.

10:12  Darin waren alle Arten vierfüßiger und kriechender Tiere der Erde und Vögel des Himmels.

10:13  Zugleich rief ihm eine Stimme zu: "Steh auf, Petrus, schlachte und iß!"

10:14  Petrus aber antwortete: "Nun und nimmer, Herr! Denn ich habe nie etwas Gemeines und Unreines gegessen."

10:15  Da sprach eine Stimme zum zweitenmal zu ihm: "Was Gott gereinigt hat, das sieh du nicht als unrein an!"

10:16  Dies wiederholte sich dreimal. Dann wurde das Gefäß sogleich wieder zum Himmel emporgehoben.

10:17  Als Petrus über die Bedeutung des Gesichts, das er gehabt, noch bei sich im Zweifel war, in dem Augenblick standen die von Kornelius gesandten Männer, die sich nach Simons Haus durchgefragt hatten, an dem Toreingang,

10:18  riefen und erkundigten sich, ob Simon, mit dem Zunamen Petrus, da zu Gast sei.

10:19  Während Petrus noch immer über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: "Sieh, drei Männer fragen nach dir.

10:20  So steh nun auf, geh hinab und zieh ohne Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie gesandt!"

10:21  Da ging Petrus hinab und sprach zu den Männern: "Seht, ich bin es, den ihr sucht; was führt euch her?"

10:22  Sie erwiderten: "Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, dem das ganze jüdische Volk ein gutes Zeugnis gibt, hat von einem heiligen Engel den göttlichen Befehl empfangen, dich in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast."

10:23  Da ließ sie Petrus eintreten und beherbergte sie. Tags darauf machte er sich mit ihnen auf den Weg, und einige Brüder aus Joppe begleiteten ihn.

10:24  Am folgenden Tag kamen sie in Cäsarea an. Kornelius wartete schon auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zu sich eingeladen.

10:25  Als Petrus in das Haus eintreten wollte, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen.

10:26  Petrus aber richtete ihn auf mit den Worten: "Steh auf, auch ich bin nur ein Mensch wie du!"

10:27  Dann ging er im Gespräch mit ihm ins Zimmer hinein. Dort fand er viele beisammen

10:28  und sprach zu ihnen: "Ihr wißt ganz genau, wie streng es einem Juden verboten ist, mit einem Heiden zu verkehren oder ihn zu besuchen. Mir aber hat Gott gezeigt, keinen Menschen als unheilig oder unrein anzusehen.

10:29  Deshalb bin ich auch ohne Widerrede gekommen, als ich gerufen wurde. Ich frage nun: Warum habt ihr mich holen lassen?"

10:30  Da antwortete Kornelius: "Jetzt genau vor vier Tagen um die neunte Stunde betete ich in meinem Haus, als plötzlich ein Mann in glänzendem Gewand vor mir stand

10:31  und sprach: 'Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist vor Gott gedacht worden.

10:32  So sende denn nach Joppe und laß Simon, mit dem Zunamen Petrus, zu dir bitten. Der hält sich auf im Haus des Gerbers Simon nahe dem Meer: er soll kommen und mit dir reden.'

10:33  Sofort sandte ich zu dir, und du hast recht getan, daß du gekommen bist. Jetzt sind wir alle hier vor Gottes Angesicht versammelt, um alles zu hören, was du in des Herrn Auftrag zu uns reden sollst."

10:34  Da tat Petrus seinen Mund auf und sprach: "Nun sehe ich deutlich ein, daß Gott kein Volk dem anderen vorzieht,

10:35  sondern daß ihm in jedem Volk alle, die ihn fürchten und Gerechtigkeit üben, willkommen sind.

10:36  Er hat seine Botschaft den Kindern Israel gesandt und Heil verkünden lassen durch Jesus Christus. Der ist ein Herr über alle.

10:37  Ihr wißt, was in ganz Judäa geschehen und ausgegangen ist von Galiläa nach der Taufe, die Johannes verkündigt hat:

10:38  Jesus von Nazaret, von Gott mit der Kraft des Heiligen Geistes gesalbt, ist von Ort zu Ort gezogen. Er hat Gutes getan und alle geheilt, die unter des Teufels Herrschaft standen; denn Gott war mit ihm. —

10:39  Und wir sind Zeugen all der Taten, die er im Land der Juden und in Jerusalem vollbracht hat. — Den haben sie ans Kreuz geschlagen und getötet.

10:40  Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt

10:41  und ihn dann nicht dem ganzen Volk erscheinen lassen, sondern nur den Zeugen, die er vorher erwählt hatte. Diese Zeugen sind wir. Wir haben auch mit ihm gegessen und getrunken nach seiner Auferstehung von den Toten.

10:42  Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, daß er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebendigen und der Toten.

10:43  Auf ihn weisen alle Propheten hin und bezeugen, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen."

10:44  Während Petrus noch diese Worte sprach, fiel der Heilige Geist auf alle, die seiner Rede zuhörten.

10:45  Die Gläubigen jüdischer Herkunft aber, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich vor Staunen, als sie wahrnahmen, daß auch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.

10:46  Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Da sprach Petrus:

10:47  "Kann man das Wasser der Taufe diesen hier verweigern, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?"

10:48  Und er befahl, sie in dem Namen Jesu Christi zu taufen. Dann bat man ihn, noch einige Tage dazubleiben.

Chapter 11

11:1  Die Apostel und die Brüder in Judäa erfuhren, auch die Heiden hätten das Wort Gottes angenommen.

11:2  Als nun Petrus nach Jerusalem zurückkehrte, stellten ihn die Gläubigen jüdischer Herkunft zur Rede

11:3  und warfen ihm vor: "Du bist zu Heiden gegangen und hast sogar mit ihnen gegessen."

11:4  Da erzählte ihnen Petrus der Reihe nach alles, was sich zugetragen hatte.

11:5  "Ich war", so sagte er, "in der Stadt Joppe. Da hatte ich beim Gebet im Zustand der Verzückung ein Gesicht: Eine Art Gefäß, das einer großen Leinwand glich, ließ sich an vier Enden aus dem Himmel nieder und kam dicht zu mir.

11:6  Als ich in die Leinwand schaute und das Innere betrachtete, sah ich darin die vierfüßigen Tiere der Erde, die wilden Tiere, die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels.

11:7  Dann hörte ich eine Stimme zu mir sagen: 'Steh auf, Petrus, schlachte und iß!'

11:8  Ich antwortete: 'Nun und nimmer, Herr! Denn in meinen Mund ist nie etwas Gemeines oder Unreines gekommen.'

11:9  Da sprach eine Stimme vom Himmel zum zweitenmal: 'Was Gott gereinigt hat, das sieh du nicht als unrein an!'

11:10  Dies wiederholte sich dreimal. Dann wurde alles wieder zum Himmel emporgezogen.

11:11  Gerade in dem Augenblick standen vor dem Haus, wo ich war, drei Männer, die von Cäsarea zu mir gesandt waren.

11:12  Da befahl mir der Geist, ohne Zaudern mit ihnen zu gehen. Es begleiteten mich auch diese sechs Brüder hier, und so kamen wir in jenes Mannes Haus.

11:13  Der erzählte uns, wie er in seinem Haus den Engel hatte stehen sehen, der zu ihm sprach: 'Sende nach Joppe und laß Simon, mit dem Zunamen Petrus, holen!

11:14  Der wird dir Dinge sagen, wodurch du mit allen deinen Hausgenossen das Heil erlangen wirst.'

11:15  Als ich dann zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang.

11:16  Da dachte ich an das Wort des Herrn, wie er öfter sagte: 'Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.'

11:17  Hat ihnen Gott nun auf Grund des Glaubens an den Herrn Jesus Christus dieselbe Gabe geschenkt wie uns, konnte ich da Gott in seinem Tun hindern?"

11:18  Als sie das hörten, schwiegen sie. Sie gaben Gott die Ehre und sprachen: "So hat Gott auch den Heiden die Sinnesänderung verliehen, die zum Leben führt."

11:19  Die sich bei der Verfolgung nach dem Tod des Stephanus zerstreut hatten, zogen bis Phönizien, Zypern und Antiochia. Sie wandten sich mit ihrer Verkündigung nur an die Juden.

11:20  Doch einige von ihnen, die aus Zypern und Kyrene stammten, redeten nach ihrer Ankunft in Antiochia auch zu den Heiden und verkündigten ihnen den Herrn Jesus.

11:21  Dabei war des Herrn Hand mit ihnen: eine große Zahl ward gläubig und bekehrte sich zum Herrn.

11:22  Die Kunde von diesen Vorgängen kam zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und Barnabas wurde von dort nach Antiochia gesandt.

11:23  Als er hinkam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte sie alle, mit ganzem Herzen dem Herrn treu zu bleiben.

11:24  Denn er war ein trefflicher Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und eine große Schar wurde für den Herrn gewonnen.

11:25  Barnabas begab sich dann nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen.

11:26  Als er ihn gefunden hatte, führte er ihn nach Antiochia. Dort brachten sie ein ganzes Jahr in der Gemeinde zu und unterwiesen viele. In Antiochia gab man auch den Jüngern zum erstenmal den Namen "Christen".

11:27  Damals kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia.

11:28  Einer von ihnen, mit Namen Agabus, erhob sich (in der Gemeindeversammlung) und machte durch den Geist kund, es werde eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen, die dann auch unter der Regierung Klaudius eintrat.

11:29  Die Jünger beschlossen nun, ein jeder nach seinen Mitteln, den Brüdern, die in Judäa wohnten, Hilfe zu senden.

11:30  Das taten sie auch und schickten (diese Liebesgabe) an die Ältesten durch Barnabas und Saulus.

Chapter 12

12:1  Um jene Zeit richtete der König Herodes eine Verfolgung gegen einige Glieder der Gemeinde.

12:2  Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert enthaupten.

12:3  Als er sah, daß dies den Juden gefiel, ließ er auch Petrus gefangennehmen. 42 n.Chr. — Es waren gerade die Tage der ungesäuerten Brote. —

12:4  Als Petrus ergriffen war, ließ ihn Herodes ins Gefängnis werfen und von sechzehn Soldaten bewachen. Nach dem Passahfest wollte er in Gegenwart des Volkes das Urteil über ihn sprechen.

12:5  So ward denn Petrus im Kerker verwahrt. Die Gemeinde aber betete unablässig für ihn zu Gott.

12:6  In der Nacht vor dem Tag, wo Herodes die Gerichtsverhandlung halten wollte, schlief Petrus, mit zwei Ketten gebunden, zwischen zwei Soldaten, während draußen vor der Tür eine Wache stand.

12:7  Plötzlich erschien ein Engel des Herrn, und ein Licht erglänzte in der Zelle. Der Engel berührte die Seite des Petrus, weckte ihn und sprach: "Steh eilig auf!" Sofort fielen ihm die Ketten von seinen Händen.

12:8  Dann fuhr der Engel fort: "Gürte dich und zieh deine Schuhe an!" Das tat er. Nun sprach er weiter: "Wirf dir deinen Mantel um und folge mir!"

12:9  Petrus ging hinaus und folgte ihm. Er hielt aber des Engels Tun nicht für volle Wirklichkeit, sondern meinte, ein Traumgesicht zu haben.

12:10  Als sie an der ersten und der zweiten Wache vorbeigegangen waren, kamen sie an das eiserne Tor, das zur Stadt führte. Dies tat sich ihnen von selbst auf. Nun waren sie im Freien und bogen in eine Straße ein. Da mit einem Mal schied der Engel von ihm.

12:11  Jetzt kam Petrus zu sich selbst und sprach: "Nun weiß ich wirklich, daß der Herr seinen Engel gesandt und mich errettet hat von der Hand des Herodes und dem, was das jüdische Volk mit Ungeduld erwartet."

12:12  Nach einigem Nachdenken ging dann Petrus zu dem Haus der Maria, der Mutter des Johannes, mit dem Zunamen Markus, wo viele zum Gebet versammelt waren.

12:13  Als er an die Eingangspforte klopfte, erschien eine Magd, mit Namen Rhode, um zu hören, wer da sei.

12:14  Als sie des Petrus Stimme erkannte, vergaß sie vor lauter Freude, die Tür zu öffnen, sondern lief ins Haus und meldete, Petrus stehe an der Pforte.

12:15  Man antwortete ihr: "Du bist von Sinnen!" Sie aber behauptete bestimmt, es wäre so. Da sagte man: "Es ist sein Schutzengel."

12:16  Indes fuhr Petrus fort zu klopfen. Endlich öffneten sie. Sie sahen ihn und waren außer sich vor Freude.

12:17  Da gab er ihnen mit der Hand ein Zeichen, sie möchten schweigen, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt habe. Dann fügte er hinzu: "Verkündigt dies Jakobus und den Brüdern!" Damit verließ er sie und zog an einen anderen Ort.

12:18  Bei Tagesanbruch war der Schrecken der Soldaten nicht gering; sie fragten sich, was mit Petrus geschehen sein könne.

12:19  Herodes ließ ihn suchen, fand ihn aber nicht. Da verhörte er die Wächter und befahl, sie hinzurichten. Dann ging er von Judäa nach Cäsarea und nahm dort Aufenthalt. Anf. 44

12:20  Nun war er den Bewohnern von Tyrus und Sidon bitter feind. Sie schickten jetzt gemeinsam Gesandte an ihn. Diese gewannen Blastus, des Königs Kammerherrn, für sich und baten, alle schädigenden Maßregeln einzustellen, weil ihr Land aus dem des Königs Lebensmittel bezog.

12:21  An einem bestimmten Tag hielt Herodes eine Ansprache an die Gesandten, während er im königlichen Prachtgewand auf dem Thron saß.

12:22  Da rief das Volk, das zugegen war: "Das ist ein Gott, der hier redet, und kein Mensch!"

12:23  Sofort schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gegeben hatte: er erkrankte am Wurmfraß und verschied.

12:24  Das Wort Gottes aber breitete sich immer weiter aus, und die Zahl seiner Bekenner mehrte sich.

12:25  Als Barnabas und Saulus ihren Auftrag ausgerichtet hatten, kehrten sie aus Jerusalem zurück; Johannes, mit dem Zunamen Markus, begleitete sie.

Chapter 13

13:1  Damals dienten in Antiochia bei der dortigen Gemeinde als Propheten und Lehrer: Barnabas, Symeon, genannt Niger, Luzius aus Kyrene, Manaen, ein Jugendgefährte des Vierfürsten Herodes, und Saulus.

13:2  Als sie eines Tages dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: "Sondert mir Barnabas und Saulus aus für das Werk, wozu ich sie berufen habe!"

13:3  Dann legten sie ihnen nach Fasten und Gebet die Hände auf und ließen sie ziehen. Okt. 46 n.Chr.

13:4  So von dem Heiligen Geist ausgesandt, gingen sie nach Seleuzia. Von dort fuhren sie zu Schiff nach Zypern.

13:5  Nach ihrer Ankunft in Salamis verkündigten sie in den jüdischen Versammlungshäusern Gottes Wort. Sie hatten Johannes als Gehilfen bei sich.

13:6  Sie durchzogen die ganze Insel bis nach Paphos. Da trafen sie einen jüdischen Zauberer und falschen Propheten, der hieß Barjesus.

13:7  Er war befreundet mit dem Statthalter Sergius Paulus, einem einsichtsvollen Mann. Dieser entbot Barnabas und Saulus zu sich und wünschte Gottes Wort zu hören.

13:8  Aber Elymas oder der Zauberer — denn dies bedeutet der Name — widerstand ihnen und suchte zu verhindern, daß der Statthalter den Glauben annahm.

13:9  Da blickte Saulus, der auch Paulus heißt, vom Heiligen Geist erfüllt, dem Zauberer ins Antlitz

13:10  und sprach zu ihm: "Du Mensch voll aller List und aller Tücke, du Teufelssohn und Feind aller Gerechtigkeit, willst du denn nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?

13:11  Nun aber soll des Herrn Hand dich schlagen: du wirst erblinden und das Sonnenlicht eine Zeitlang nicht sehen." Sofort fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und als er hinauswankte, bat er die Leute, ihn an der Hand zu führen.

13:12  Als der Statthalter dies sah, wurde er gläubig, und er staunte ob der Lehre des Herrn.

13:13  Paulus und seine Begleiter schifften sich dann in Paphos ein und kamen nach Perge in Pamphylien. Dort verließ sie Johannes und kehrte nach Jerusalem zurück.

13:14  Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in das jüdische Versammlungshaus und nahmen dort Platz.

13:15  Nach der Vorlesung des Gesetzes und der Propheten ließen ihnen die gottesdienstlichen Vorsteher sagen: "Liebe Brüder, wenn ihr etwas zur Erbauung der Gemeinde zu sagen habt, so redet!"

13:16  Da stand Paulus auf, winkte mit der Hand und sprach: "Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört zu!

13:17  Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter auserwählt. Er hat das Volk gemehrt bei seinem Aufenthalt in Ägypten, und mit wunderbarer Macht hat er sie aus dem Land geführt.

13:18  Etwa vierzig Jahre ertrug er ihr Gebaren in der Wüste.

13:19  Dann vertilgte er sieben Völker im Land Kanaan und schenkte ihnen deren Land zum Erbe.

13:20  Das alles dauerte etwa 450 Jahre. Darauf gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel.

13:21  Da baten sie um einen König. Und Gott gab ihnen für vierzig Jahre Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin.

13:22  Als er den verworfen hatte, erweckte er ihnen David zum König. Dem gab er auch ein gutes Zeugnis, indem er sprach: 'Gefunden habe ich David, Isais Sohn, einen Mann nach meinem Herzen; der wird alles tun, was ich gebiete.'

13:23  Aus dem Geschlecht dieses Mannes hat Gott nun, wie er verheißen, für Israel in Jesus einen Retter kommen lassen.

13:24  Doch ehe dieser auftrat, hat Johannes dem ganzen Volk Israel eine Taufe verkündigt, die von einer Sinnesänderung begleitet sein mußte.

13:25  Als dann Johannes am Ende seiner Laufbahn stand, sprach er: 'Wofür ihr mich haltet, das bin ich nicht; doch seht, nach mir kommt einer, dem ich nicht wert bin, die Schuhe von seinen Füßen loszubinden.'

13:26  Liebe Brüder, ihr, die ihr aus Abrahams Geschlecht stammt, und ihr Gottesfürchtigen, uns ist diese Heilsbotschaft gesandt worden.

13:27  Denn die Bewohner Jerusalems und ihre Obersten haben diesen Jesus nicht erkannt. Doch gerade dadurch, daß sie ihm das Urteil sprachen, haben sie die Worte der Propheten, die jeden Sabbat vorgelesen werden, zur Erfüllung gebracht.

13:28  Und obwohl sie keine Todesursache an ihm fanden, baten sie trotzdem Pilatus um seine Hinrichtung.

13:29  Als sie so alles, was von ihm geschrieben stand, vollendet hatten, nahmen sie ihn vom Kreuz herab und legten ihn ins Grab.

13:30  Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt,

13:31  und viele Tage hindurch ist er denen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren, erschienen: die sind nun seine Zeugen an das Volk.

13:32  Und wir verkünden euch die Frohe Botschaft: Die Verheißung, die Gott den Vätern einst gegeben,

13:33  hat er durch Jesu Auferweckung uns, ihren Kindern, nun erfüllt, wie es ja auch im zweiten Psalm heißt: 'Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.'

13:34  Daß er aber nach seiner Auferweckung von den Toten nicht mehr der Verwesung anheimfallen wird, dies hat Gott in diesen Worten ausgesprochen: 'Ich will euch die dem David zugesagten heiligen, unwandelbaren Güter geben.'

13:35  Deshalb heißt es auch an einer anderen Stelle: 'Du wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese.'

13:36  Nun, David ist entschlafen, als er nach Gottes Willen seinen Zeitgenossen zum Segen gedient hatte; er ist zu seinen Vätern versammelt worden und verwest.

13:37  Den aber Gott auferweckt hat, der ist nicht verwest.

13:38  So wißt denn, ihr Brüder, daß euch durch diesen Jesus Vergebung der Sünden verkündigt wird.

13:39  Durch ihn wird jeder, der da glaubt, von allem losgesprochen, wovon ihr unter dem Gesetz Moses nicht befreit werden konntet.

13:40  Seht nun zu, daß euch nicht treffe, was in dem Buch des Propheten geschrieben steht:

13:41  Schaut, ihr Verächter, verwundert euch und werdet ganz zunichte; denn ich tue ein Werk in euern Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben würdet, wenn man's euch erzählte."

13:42  Als Paulus und Barnabas den Gottesdienst verließen, bat man sie, am nächsten Sabbat über dieselben Dinge abermals zu reden.

13:43  Nach dem Schluß der Versammlung folgten viele Juden und gottesfürchtige Heiden Paulus und Barnabas. Diese redeten zu ihnen und ermahnten sie, fest bei der Gnade Gottes zu beharren.

13:44  Am kommenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um des Herrn Wort zu hören.

13:45  Als die Juden die vielen Menschen sahen, wurden sie von Neid erfüllt und widersprachen des Paulus Rede unter Lästerungen.

13:46  Da erklärten ihnen Paulus und Barnabas frei und offen: "Euch mußte zuerst Gottes Wort verkündigt werden. Weil ihr es aber von euch weist und euch selbst des ewigen Lebens nicht wert achtet, nun, so wenden wir uns zu den Heiden.

13:47  Denn so hat uns der Herr geboten: Ich habe dich gesetzt zum Licht für die Heiden, damit du Heil verbreitest bis ans Ende der Erde."

13:48  Als die Heiden dies hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn, und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, wurden gläubig.

13:49  Das Wort des Herrn verbreitete sich dann in der ganzen Gegend.

13:50  Die Juden aber reizten die vornehmen Frauen der Stadt, die sich zu ihrem Gottesdienst hielten, und die einflußreichsten Bürger auf. So erregten sie eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.

13:51  Da schüttelten diese den Staub von ihren Füßen gegen sie und zogen nach Ikonium.

13:52  Die Jünger aber wurden mehr und mehr mit Freude und Heiligem Geist erfüllt.

Chapter 14

14:1  In Ikonium besuchten sie zusammen das jüdische Versammlungshaus und redeten dort mit solchem Erfolg, daß Juden und Heiden in großer Anzahl gläubig wurden.

14:2  Die Juden aber, die ungläubig blieben, regten die heidnische Bevölkerung auf und machten sie gehässig gegen die Brüder.

14:3  Paulus und Barnabas blieben geraume Zeit dort und wirkten unerschrocken im Vertrauen auf den Herrn, der für das Wort von seiner Gnade Zeugnis gab, indem er Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschehen ließ.

14:4  Endlich spaltete sich die Bevölkerung der Stadt in zwei Parteien: die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln.

14:5  Als diese erfuhren, daß die Heiden und die Juden im Einverständnis mit ihrer Obrigkeit damit umgingen, sie zu mißhandeln und zu steinigen,

14:6  da entflohen sie in die lykaonischen Städte Lystra und Derbe und deren Nachbarschaft.

14:7  Dort fuhren sie fort, die Frohe Botschaft zu verkünden.

14:8  In Lystra lebte damals ein Mann, der hatte keine Kraft in seinen Füßen; er war von Geburt lahm, mußte immer stillsitzen und hatte noch nie umhergehen können.

14:9  Da hörte er Paulus reden. Paulus sah ihn scharf an, und da er merkte, daß der Mann Vertrauen hatte, geheilt zu werden,

14:10  rief er ihm mit lauter Stimme zu: "Tritt aufrecht auf deine Füße!" Da sprang er auf und ging umher.

14:11  Als die Leute sahen, was Paulus getan, da riefen sie in ihrer Landessprache: "Die Götter sind in menschlicher Gestalt zu uns herabgekommen!"

14:12  Sie nannten Barnabas "Zeus" und Paulus "Hermes", weil er das Wort führte.

14:13  Der Priester des Zeus, der am Eingang der Stadt einen Tempel hatte, brachte Stiere und Kränze zu dem Stadttor und schickte sich an, zusammen mit dem Volk ein Opfer darzubringen.

14:14  Sobald die Apostel Paulus und Barnabas dies erfuhren, zerrissen sie ihre Kleider, eilten aus ihrem Haus, sprangen unter die Menge

14:15  und riefen: "Ihr Männer, warum tut ihr das? Auch wir sind Menschen ganz ebenso wie ihr. Wir bringen euch die Botschaft, daß ihr euch von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott wenden sollt, der den Himmel, die Erde und das Meer mit allem, was darinnen ist, geschaffen hat.

14:16  In den vergangenen Zeiten hat er alle Völker ihre eigenen Wege gehen lassen.

14:17  Trotzdem aber hat er euch durch seine Wohltaten von seinem Dasein Zeugnis gegeben: Er sendet euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten; so schenkt er euch reichlich Nahrung und erfüllt eure Herzen mit Freude."

14:18  Nur mit Mühe konnten sie durch diese Worte das Volk davon abbringen, ihnen zu opfern.

14:19  Später kamen Juden von Antiochia und Ikonium nach Lystra. Die verhetzten das Volk, steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot.

14:20  Als ihn aber die Jünger umringten, erhob er sich und kehrte in die Stadt zurück. Am folgenden Tag ging er mit Barnabas nach Derbe.

14:21  Als sie in dieser Stadt die Frohe Botschaft verkündigt und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochia zurück. Sommer 48 n.Chr.

14:22  Überall stärkten sie die Seelen der Jünger, ermahnten sie, fest im Glauben zu beharren, und fügten hinzu: "Wir müssen durch viele Trübsale in Gottes Königreich eingehen."

14:23  Sie setzten auch in jeder Gemeinde Älteste ein und befahlen die Jünger unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.

14:24  Dann zogen sie durch Pisidien und kamen nach Pamphylien.

14:25  Als sie in Perge das Wort des Herrn verkündigt hatten, gingen sie nach Attilia hinab.

14:26  Von da fuhren sie zu Schiff nach Antiochia. Dort waren sie ja einst der Gnade Gottes befohlen für die Arbeit, die sie nun vollendet hatten.

14:27  Nach ihrer Ankunft versammelten sie die Gemeinde und berichteten, wie Großes Gott durch sie gewirkt und daß er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan habe.

14:28  Sie blieben dann geraume Zeit bei den Jüngern in Antiochia.

Chapter 15

15:1  Es kamen aber Leute aus Judäa dorthin, die lehrten die Brüder: "Wenn ihr euch nicht nach mosaischer Sitte beschneiden laßt, so könnt ihr nicht selig werden."

15:2  Mit diesen Leuten kamen Paulus und Barnabas in einen lebhaften Streit und Wortwechsel. Die Brüder bestimmten endlich, Paulus und Barnabas sollten mit einigen anderen aus der Gemeinde wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen.

15:3  Sie traten ihre Reise an, von einigen Gemeindegliedern (eine Strecke weit) geleitet. Anf. 49 n.Chr. Sie zogen durch Phönizien und Samaria, erzählten dort den Brüdern ausführlich von der Bekehrung der Heiden und machten ihnen allen damit eine große Freude.

15:4  Bei ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten herzlich empfangen; und sie erzählten, wie Großes Gott durch sie getan hatte.

15:5  Einige aber, die früher der pharisäischen Richtung angehört hatten und nun gläubig geworden waren, traten mit der Forderung auf: "Man muß die Heidenchristen beschneiden und von ihnen verlangen, daß sie das Gesetz Moses halten."

15:6  Da versammelten sich die Apostel und die Ältesten, um diese Frage zu erwägen.

15:7  Es wurde viel hin und her geredet. Endlich erhob sich Petrus und sprach zu ihnen: "Liebe Brüder, wie ihr selbst wißt, hat Gott mich schon vor langer Zeit unter euch dazu erwählt, daß die Heiden durch meinen Mund das Wort der Heilsbotschaft vernähmen und zum Glauben kämen.

15:8  Und Gott, der Herzenskündiger, hat sich zu ihnen bekannt und ihnen den Heiligen Geist gegeben ebenso wie uns.

15:9  So hat er zwischen uns und ihnen keinen Unterschied gemacht, als er durch den Glauben ihre Herzen gereinigt hatte.

15:10  Warum wollt ihr denn nun Gott versuchen und den Jüngern ein Joch auf den Hals legen, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können?

15:11  Nein, durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir das Heil zu erlangen ganz ebenso wie sie."

15:12  Da schwiegen alle still, und man hörte nun dem Bericht zu, den Barnabas und Paulus von allen ihren Zeichen und Wundern gaben, die Gott unter den Heiden durch sie getan hatte.

15:13  Nach ihrem Bericht nahm Jakobus das Wort. "Liebe Brüder", so begann er, "hört mir zu!

15:14  Symeon hat erzählt, wie Gott den ersten Schritt getan, um aus den Heiden ein Volk zu gewinnen, das seinen Namen trägt.

15:15  Und dies stimmt mit den Worten der Propheten überein. Denn es steht geschrieben:

15:16  Später will ich wiederkehren und Davids zerfallene Hütte wiederherstellen. Ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und sie wieder aufrichten,

15:17  damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, nämlich alle Heiden, die nach meinem Namen genannt sind, spricht der Herr, der dieses tut.

15:18  Diese Weissagung ist von altersher bekannt.

15:19  Ich meine deshalb: Man soll den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht unnötige Lasten aufbürden.

15:20  Wir wollen ihnen nur schreiben, sie sollen meiden: den Genuß von Götzenopferfleisch, die Ehe mit Heiden, das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt, und das Essen des Blutes geschlachteter Tiere.

15:21  Denn Mose hat seit unvordenklichen Zeiten in jeder Stadt seine eigenen Verkündiger, weil er in den Versammlungshäusern jeden Sabbat vorgelesen wird."

15:22  Da beschlossen die Apostel und die Ältesten im Einverständnis mit der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte geeignete Männer zu wählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden. Judas, mit dem Beinamen Barsabbas, und Silas, die bei den Brüdern in hohem Ansehen standen, wurden dazu bestimmt.

15:23  Ihnen gab man folgenden Brief mit: "Die Apostel und die Ältesten entbieten als Brüder den in Antiochia, Syrien und Zilizien wohnenden Brüdern aus den Heiden ihren Gruß.

15:24  Es ist uns kundgeworden, daß einige aus unserer Mitte, ohne daß sie Auftrag von uns empfangen hätten, auf eigene Hand ausgezogen sind und euch mit ihren Reden in euerm Gemüt aufs höchste beunruhigt haben.

15:25  Deshalb haben wir einmütig beschlossen, geeignete Männer auszuwählen und sie zu euch zu senden im Verein mit unseren lieben Freunden Barnabas und Paulus,

15:26  die ihr Leben für die Sache unseres Herrn Jesus Christus aufs Spiel gesetzt haben.

15:27  Wir senden euch nun Judas und Silas, die euch mündlich dieselbe Botschaft bringen werden.

15:28  Denn der Heilige Geist und wir haben es für gut befunden, euch weiter keine Last aufzulegen als diese notwendigen Bestimmungen:

15:29  ihr habt zu meiden den Genuß von Götzenopferfleisch, das Blut geschlachteter Tiere, das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt, und die Ehen mit Heiden. Wenn ihr euch davor hütet, so wird's gut mit euch stehen. Lebt wohl!"

15:30  Die Abgesandten wurden von der Gemeinde entlassen und kamen nach Antiochia, wo sie die Schar der Jünger versammelten und das Schreiben übergaben.

15:31  Die Gemeinde las es und freute sich über den tröstlichen Zuspruch, den es enthielt.

15:32  Judas und Silas, die Propheten waren, trösteten auch ihrerseits die Brüder durch mannigfaltigen Zuspruch und stärkten sie im Glauben.

15:33  Nach einiger Zeit wurden sie von den Brüdern unter Segenswünschen verabschiedet, um zu denen, die sie gesandt hatten, zurückzukehren.

15:35  Paulus aber und Barnabas blieben in Antiochia: sie lehrten und verkündigten noch mit vielen anderen das Wort des Herrn.

15:36  Nach einiger Zeit sprach Paulus zu Barnabas: "Laß uns doch die Brüder in allen Städten, wo wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wieder besuchen, um zu sehen, wie es ihnen geht!"

15:37  Barnabas wollte auch Johannes, mit dem Beinamen Markus, mitnehmen.

15:38  Paulus aber hielt es nicht für richtig, ihn mitzunehmen, weil er sie einst in Pamphylien verlassen und sie nicht bei ihrer Arbeit begleitet hatte.

15:39  Über diese Frage kamen sie in einen heftigen Wortwechsel, so daß sie sich voneinander trennten. Während Barnabas mit Markus nach Zypern hinüberfuhr,

15:40  erkor sich Paulus den Silas zum Gefährten und, von den Brüdern der Gnade des Herrn befohlen, trat er seine Reise an. Frühling 49 n.Chr.

15:41  Er zog zunächst durch Syrien und Zilizien und stärkte dort die Gemeinden.

Chapter 16

16:1  Dann kam er nach Derbe und nach Lystra. In Lystra war ein Jünger, mit Namen Timotheus; seine Mutter war eine (an Christus) gläubige Jüdin, sein Vater ein Heide.

16:2  Die Brüder in Lystra und Ikonium hatten eine gute Meinung von Timotheus.

16:3  Paulus wünschte ihn zum Reisebegleiter. Darum nahm er ihn und beschnitt ihn mit Rücksicht auf die Juden, die in jener Gegend wohnten. Denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Heide war.

16:4  In allen Städten, wohin sie kamen, übergaben sie den Gläubigen die Verordnungen der Apostel und Ältesten in Jerusalem zur Befolgung.

16:5  So wurden die Gemeinden im Glauben gestärkt und wuchsen täglich an Zahl.

16:6  Sie durchzogen das phrygische und das galatische Land, weil ihnen der Heilige Geist verboten hatte, das Wort in Asien zu verkündigen.

16:7  An der Grenze Mysiens suchten sie nach Bithynien zu gelangen, aber der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht.

16:8  So zogen sie eilig durch Mysien und kamen an die Küste nach Troas.

16:9  Hier hatte Paulus des Nachts ein Traumgesicht: Ein Mazedonier stand vor ihm und bat ihn: "Komm nach Mazedonien und hilf uns!"

16:10  Als er dies Gesicht gehabt hatte, suchten wir sofort Gelegenheit, nach Mazedonien zu fahren; denn wir waren sicher, Gott habe uns dorthin gerufen, um den Leuten die Heilsbotschaft zu verkündigen.

16:11  So fuhren wir von Troas ab und schifften geradewegs nach Samothrake, tags darauf nach Neapolis.

16:12  Von da gingen wir nach Philippi, einer bedeutenden Römerstadt in jenem Bezirk Mazedoniens. In dieser Stadt blieben wir einige Tage.

16:13  Am Sabbat gingen wir aus dem Tor an einen Fluß, wo man sich zum Gebet zu versammeln pflegte. Wir setzten uns da nieder und redeten zu den Frauen, die sich eingefunden hatten.

16:14  Unter den Zuhörerinnen war eine mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine Heidin, die am jüdischen Gottesdienst teilnahm. Ihr öffnete der Herr das Herz, so daß sie auf des Paulus Worte achtgab.

16:15  Als sie mit ihren Hausgenossen getauft worden war, lud sie uns ein und sprach: "Wenn ich nach euerm Urteil eine treue Jüngerin des Herrn bin, so kommt und wohnt in meinem Haus!" Wir gaben endlich ihrem Drängen nach.

16:16  Als wir eines Tages zu der Gebetsstätte gingen, begegnete uns eine Sklavin, die von einem Wahrsagergeist besessen war und ihren Herren durch das Voraussagen der Zukunft viel Geld einbrachte.

16:17  Die lief immer hinter Paulus und uns her und rief: "Diese Menschen sind Diener des höchsten Gottes, sie verkündigen euch den Weg zur Seligkeit."

16:18  Das tat sie viele Tage lang. Endlich aber wandte sich Paulus entrüstet zu ihr und sprach zu dem Geist: "Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren!" Und auf der Stelle fuhr er aus.

16:19  Als nun ihre Herren sahen, daß sie keine Aussicht auf Gewinn mehr hatten, ergriffen sie Paulus und Silas und schleppten sie auf den Marktplatz vor die Obrigkeit.

16:20  Sie führten sie dort den beiden höchsten Stadtbeamten vor und sprachen: "Die Menschen hier bringen unsere Stadt in Aufregung. Sie sind Juden

16:21  und verkündigen Sitten und Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen und befolgen dürfen."

16:22  Auch die Volksmenge erhob sich gegen sie. Da ließen ihnen die Beamten die Kleider vom Leib reißen und befahlen, sie mit Ruten zu peitschen.

16:23  Als sie viele Geißelhiebe empfangen hatten, wurden sie ins Gefängnis geworfen, und der Gefängniswärter erhielt Befehl, sie an einem sicheren Ort zu verwahren.

16:24  Um diesen Befehl auszuführen, brachte er sie in den innersten Teil des Gefängnisses und spannte ihre Füße in den Block.

16:25  Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und priesen Gott in Lobgesängen, und die Gefangenen hörten ihnen zu.

16:26  Plötzlich entstand ein so gewaltiges Erdbeben, daß das Gefängnis in seinen Grundfesten wankte. Sofort sprangen alle Türen auf, und die Ketten aller Gefangenen lösten sich.

16:27  Als der Gefangenenwärter aus dem Schlaf erwachte und die Gefängnistüren offenstehen sah, zog er sein Schwert und wollte sich das Leben nehmen; denn er meinte, die Gefangenen seien entflohen.

16:28  Da rief Paulus mit lauter Stimme: "Tue dir kein Leid an; denn wir sind noch alle hier!"

16:29  Jetzt ließ er sich Licht bringen, sprang in die Kerkerzelle und warf sich Paulus und Silas zitternd zu Füßen.

16:30  Dann führte er sie hinaus und sprach: "Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich das Heil erlange?"

16:31  Sie antworteten ihm: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, dann wirst du samt deinen Hausgenossen errettet werden!"

16:32  Nun verkündigten sie ihm und allen, die in seinem Haus waren, das Wort des Herrn.

16:33  Er aber nahm sie noch in derselben Nachtstunde mit sich und wusch ihre Wunden. Dann ließ er sich sofort mit all den Seinen taufen.

16:34  Danach führte er sie hinauf in seine Wohnung und bewirtete sie. Er freute sich mit seinem ganzen Haus, weil er an Gott gläubig geworden war.

16:35  Als es Tag ward, sandten die Stadtbeamten die Gerichtsdiener zu dem Gefangenenwärter mit dem Befehl: "Laß die beiden Leute frei!"

16:36  Der Gefangenenwärter teilte dies Paulus mit, indem er sagte: "Die Stadtbeamten haben Botschaft gesandt, daß ihr freigelassen werden sollt. So geht nun hin und zieht in Frieden!"

16:37  Paulus aber antwortete den Gerichtsdienern: "Die Stadtbeamten haben uns, die wir doch römische Bürger sind, ohne richterliches Urteil öffentlich geißeln und ins Gefängnis werfen lassen, und nun wollen sie uns ganz in der Stille ausweisen?, nein, sie sollen selbst kommen und uns hinausgeleiten!"

16:38  Die Gerichtsdiener meldeten diese Antwort den Stadtbeamten. Die erschraken, als sie hörten, es handle sich um römische Bürger.

16:39  Sie kamen nun und gaben ihnen gute Worte, führten sie aus dem Gefängnis und baten sie, die Stadt zu verlassen.

16:40  Als Paulus und Silas aus dem Kerker gegangen waren, begaben sie sich in das Haus der Lydia. Dort sahen sie die Brüder und ermunterten sie (zur Glaubenstreue). Dann verließen sie die Stadt.

Chapter 17

17:1  Sie zogen die Straße über Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich. Hier hatten die Juden ein Versammlungshaus.

17:2  Nach seiner Gewohnheit besuchte es Paulus, und an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten hielt er Vorträge,

17:3  indem er auf Grund der Schrift darlegte und bewies, daß der Messias leiden und von den Toten auferstehen mußte, und "der Messias" — so betonte er — "ist der Jesus, den ich euch verkündige."

17:4  Einige Juden ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, dazu eine große Zahl gottesfürchtiger Heiden und viele vornehme Frauen.

17:5  Voll Neid darüber erkauften die Juden einige verworfene Gesellen aus dem Straßengesindel, rotteten mit ihrer Hilfe den Pöbel zusammen und brachten die Stadt in Aufregung. Dann zogen sie vor Jasons Haus und suchten dort nach Paulus und Silas, um sie zu dem versammelten Volk hinauszuführen.

17:6  Als sie beide nicht fanden, schleppten sie Jason und einige andere Brüder vor die Stadtoberen und schrien: "Diese Menschen, die das ganze Reich aufgewiegelt haben, sind nun auch hier bei uns,

17:7  und Jason hat sie aufgenommen! Alle diese Leute handeln des Kaisers Verordnungen zuwider; sie behaupten, ein anderer sei König: ein gewisser Jesus!"

17:8  Bei diesen Anklagen gerieten die Volksmenge und die Stadtoberen in große Unruhe;

17:9  und die Oberen ließen Jason und die anderen nicht eher gehen, als bis sie eine bestimmte Bürgschaft von ihnen empfangen hatten.

17:10  Sofort in der folgenden Nacht wurden Paulus und Silas von den Brüdern nach Beröa gesandt. Sie besuchten dort nach ihrer Ankunft das Versammlungshaus der Juden.

17:11  Die Juden in Beröa waren von edlerer Sinnesart als die in Thessalonich. Sie nahmen das Wort sehr willig auf und forschten täglich in der Schrift, um sich zu überzeugen, ob das, was sie gehört, damit auch wirklich übereinstimmte.

17:12  Viele von ihnen wurden gläubig, außerdem nicht wenige Heiden: Frauen der besseren Stände und Männer.

17:13  Als aber die Juden in Thessalonich erfuhren, daß Paulus Gottes Wort auch in Beröa verkündigt habe, kamen sie auch dorthin und hetzten den Pöbel zu Ruhestörungen auf.

17:14  Da sandten die Brüder Paulus sofort aus der Stadt und ließen ihn einen Weg einschlagen, als strebe er dem Meer zu. Silas und Timotheus blieben in Beröa zurück.

17:15  Die Brüder aber, die Paulus zu seiner Sicherheit begleiteten, blieben bei ihm, bis er nach Athen kam. Anf. 50 n.Chr. Von da kehrten sie (nach Beröa) zurück und nahmen den Auftrag an Silas und Timotheus mit, sie möchten so bald als möglich zu ihm kommen.

17:16  Während Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte er in seinem Geiste, als er sah, wie die Stadt voll Götterbilder war.

17:17  Er sprach in dem jüdischen Versammlungshaus zu den Juden und auch zu den Heiden, die dort am Gottesdienst teilnahmen, und auf dem Markt redete er täglich mit denen, die er dort traf.

17:18  Auch einige epikureische und stoische Philosophen ließen sich mit ihm ein. Die einen sprachen: "Was will denn dieser Schwätzer sagen?" Andere meinten: "Er scheint ein Verkündiger ausländischer Gottheiten zu sein." Denn er verkündigte ihnen Jesus und die Auferstehung.

17:19  Eines Tages nahmen sie ihn freundlich bei der Hand, führten ihn auf den Areshügel und sprachen: "Dürfen wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du verkündigst?

17:20  Denn du erzählst da Dinge, die uns seltsam klingen. Wir möchten deshalb wissen, um was es sich hier handelt."

17:21  - Alle Athener nämlich und die in der Stadt ansässigen Fremden waren stets nur darauf aus, das Neueste zu erzählen oder zu hören. —

17:22  Da trat Paulus mitten auf den Areshügel und sprach: "Ihr Männer von Athen, ich finde, daß ihr in euerm Gottesdienst in jeder Hinsicht sehr eifrig seid.

17:23  Denn als ich umherging und eure Heiligtümer ansah, entdeckte ich auch einen Altar mit der Inschrift: 'Dem unbekannten Gott.' Diese Gottheit nun, die ihr verehrt, ohne sie zu kennen, die verkündige ich euch.

17:24  Der Gott, der die Welt mit allem, was darinnen ist, geschaffen hat, er, des Himmels und der Erde Herr, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen erbaut sind.

17:25  Er läßt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als habe er irgend etwas nötig: er gibt ja allen Leben und Odem und alles, dessen sie bedürfen.

17:26  Er hat von einem Menschen alle Völker kommen und sie auf der ganzen Erde wohnen lassen; dazu hat er bestimmt, wie lange jedes Volk bestehen und wie weit sich sein Gebiet erstrecken soll.

17:27  Dies hat er getan, damit sie Gott suchen sollten, ob sie ihn vielleicht fühlen und finden möchten, da er ja nicht fern ist von jedem unter uns.

17:28  Denn nur weil wir so eng mit ihm verbunden sind, erfreuen wir uns des Lebens, können wir uns regen und bewegen und haben wir das Dasein. Darum haben auch einige eurer Dichter gesagt: Wir sind seines Geschlechts.

17:29  Da wir nun von dem Geschlecht Gottes sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche dem Gold, Silber oder Stein, woraus die Kunst und der Erfindergeist des Menschen Götterbilder herstellt.

17:30  Diese Zeiten der Unwissenheit hat Gott in seiner Gnade übersehen. Jetzt aber ruft er alle Menschen überall zur Sinnesänderung.

17:31  Denn er hat einen Tag bestimmt, wo er den Erdkreis richten will in Gerechtigkeit, und zwar durch einen Mann, den er dazu verordnet hat, und an den zu glauben er allen möglich macht, weil er ihn auferweckt hat von den Toten..."

17:32  Als sie aber von einer Auferstehung der Toten hörten, da begannen die einen zu spotten, während andere sagten: "Darüber wollen wir dich ein andermal hören."

17:33  So ging Paulus aus ihrer Mitte weg.

17:34  Einige aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, darunter Dionysius, ein Mitglied der obersten Gerichtsbehörde, eine Frau, mit Namen Damaris, und andere mit ihnen.

Chapter 18

18:1  Darauf verließ Paulus Athen und kam nach Korinth.

18:2  Dort traf er einen Juden aus Pontus, namens Aquila, der mit seiner Frau Priszilla erst vor kurzem aus Italien gekommen war, weil (der Kaiser) Klaudius alle Juden aus Rom ausgewiesen hatte. Paulus trat mit beiden in Verkehr.

18:3  Da er dasselbe Handwerk hatte wie sie — das Zeltmachergewerbe —, so nahm er bei ihnen Wohnung und arbeitete mit ihnen.

18:4  Jeden Sabbat redete er in dem jüdischen Versammlungshaus und suchte Juden und Heiden zu gewinnen.

18:5  Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eingetroffen waren, gab sich Paulus ganz der Verkündigung des Wortes hin und bezeugte den Juden eindringlich, daß Jesus der Messias sei.

18:6  Da sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er den Staub seiner Kleider ab und sprach zu ihnen: "Euer Blut komme über euer Haupt! Ich trage keine Schuld. Von nun an wende ich mich an die Heiden."

18:7  Damit verließ er die jüdische Gemeinde und ging in das Haus eines gottesfürchtigen Heiden, namens Titus Justus, das ganz nahe bei dem jüdischen Versammlungshaus lag.

18:8  Krispus aber, der Vorsteher der jüdischen Gemeinde, wurde mit seinem ganzen Haus an den Herrn gläubig. Auch sonst kamen noch viele Korinther, die Paulus hörten, zum Glauben und ließen sich taufen.

18:9  In einem nächtlichen Traumgesicht sprach der Herr zu Paulus: "Fürchte dich nicht, sondern rede frei und schweige nicht!

18:10  Denn ich bin mit dir, und niemand soll seine Hand an dich legen, um dir ein Leid zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt."

18:11  Paulus blieb ein Jahr und sechs Monate in Korinth und lehrte dort das Wort Gottes.

18:12  Als aber Gallio Statthalter von Achaja war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor den Richterstuhl und sprachen:

18:13  "Dieser Mann verleitet die Leute, Gott zu dienen im Widerspruch mit unserem Gesetz."

18:14  Als sich nun Paulus verteidigen wollte, antwortete Gallio den Juden: "Wenn es sich um ein Verbrechen oder grobes Vergehen handelte, ihr Juden, so hätte ich einen vernünftigen Grund, auf eure Klage einzugehen.

18:15  Da es sich aber um Streitigkeiten handelt über eine Lehre, über besondere Namen und über euer Gesetz, so seht selbst zu, wie ihr damit fertig werdet! Ich will über diese Fragen nicht entscheiden."

18:16  Damit wies er sie von seinem Richterstuhl.

18:17  Da fielen sie alle über Sosthenes, den Vorsteher der jüdischen Gemeinde, her und schlugen ihn vor dem Richterstuhl, ohne daß Gallio dagegen einschritt.

18:18  Paulus blieb noch ziemlich lange in Korinth. Dann nahm er Abschied von den Brüdern und schiffte sich mit Priszilla und Aquila nach Syrien ein. Sept. 51 n.Chr. Zuvor aber ließ er sich in Kenchreä sein Haupt scheren, denn er hatte ein Gelübde getan.

18:19  Nach der Landung in Ephesus ließ Paulus Priszilla und Aquila dort zurück. Er selbst besuchte die gottesdienstliche Versammlung der Juden und redete mit ihnen.

18:20  Sie baten ihn, noch länger dazubleiben. Aber darauf ging er nicht ein,

18:21  sondern er sagte ihnen Lebewohl und sprach: "Ich muß auf jeden Fall das kommende Fest in Jerusalem verleben; doch wenn es Gottes Wille ist, so kehre ich ein andermal zu euch zurück." So fuhr er ab von Ephesus.

18:22  Nach der Landung in Cäsarea ging er (nach Jerusalem) hinauf, begrüßte dort die Gemeinde und zog dann nach Antiochia hinab.

18:23  Nach einem kurzen Aufenthalt daselbst trat er eine neue Wanderung an: er durchzog das galatische Land und Phrygien von einem Ende bis zum anderen und stärkte alle Jünger im Glauben. Herbst 51 n.Chr.

18:24  Inzwischen war ein Jude, namens Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann und wohlbewandert in der Schrift, nach Ephesus gekommen.

18:25  Der war über den "Weg des Herrn" unterrichtet, und glühend im Geist redete und lehrte er gründlich von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte.

18:26  Dieser Mann begann in dem jüdischen Versammlungshaus mit Freimut zu predigen. Aquila und Priszilla, die ihn dort hörten, traten in Verkehr mit ihm und setzten ihm "Gottes Weg" noch gründlicher auseinander.

18:27  Als er dann die Absicht hatte, nach Achaja zu reisen, ermunterten ihn die Brüder (in Ephesus) dazu und schrieben den Jüngern (in Korinth), sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft war er den Gläubigen durch Gottes Gnade zum großen Segen.

18:28  Denn in öffentlichen Unterredungen widerlegte er durch sein kräftiges Zeugnis die Einwürfe der Juden und wies aus der Schrift nach, daß Jesus der Messias sei.

Chapter 19

19:1  Während sich Apollos in Korinth aufhielt, durchwanderte Paulus zunächst das gebirgige Binnenland (Kleinasiens) und kam dann an die Küste nach Ephesus. Dort fand er einige Jünger. Anf. 52 n.Chr.

19:2  Die fragte er: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid?" Sie antworteten ihm: "Wir haben überhaupt noch nicht gehört, ob der Heilige Geist gekommen ist."

19:3  Da fragte er sie weiter: "Welche Taufe habt ihr denn empfangen?" Sie erwiderten: "Des Johannes Taufe."

19:4  Paulus sprach: "Johannes hat getauft mit einer Taufe, die von einer Sinnesänderung begleitet sein mußte, und er sagte dem Volk, sie sollten glauben an den, der nach ihm käme: an Jesus."

19:5  Als sie das hörten, ließen sie sich taufen in den Namen des Herrn Jesus.

19:6  Als ihnen dann Paulus die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten.

19:7  Es waren ihrer im ganzen ungefähr zwölf Männer.

19:8  Paulus ging dann in das jüdische Versammlungshaus und predigte dort mit allem Freimut über Gottes Königreich. Drei Monate lang suchte er die Juden durch seine Reden zu überzeugen.

19:9  Als sich aber manche dagegen verstockten und, anstatt zu glauben, "den Weg" (des Herrn) vor der versammelten Gemeinde schmähten, da trennte er sich von ihnen. Er sonderte die Jünger (von der jüdischen Gemeinde) ab und hielt nun täglich (von der fünften bis zur zehnten Stunde) seine Lehrvorträge in dem Hörsaal eines gewissen Tyrannus.

19:10  Das dauerte zwei Jahre, so daß alle Bewohner Asiens, Juden sowohl wie Heiden, des Herrn Wort vernahmen.

19:11  Gott tat auch durch des Paulus Hände ganz ungewöhnliche Wunder:

19:12  sogar die Tücher, womit sich Paulus den Schweiß abgewischt, oder die Schürzen, die er bei der Arbeit getragen hatte, legte man auf die Kranken, die dann von ihren Leiden geheilt und von bösen Geistern befreit wurden.

19:13  Auch einige umherziehende jüdische Teufelsaustreiber versuchten bei solchen, die von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus anzurufen; sie gebrauchten dabei die Worte: "Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus verkündigt."

19:14  So trieben es unter anderen die sieben Söhne eines Juden aus hohenpriesterlichem Geschlecht namens Skeuas.

19:15  Aber der böse Geist antwortete ihnen: "Jesus kenne ich, und von Paulus habe ich gehört; doch wer seid ihr?"

19:16  Damit sprang der Mensch, in dem der böse Geist war, auf sie los, überwältigte zwei von ihnen und mißhandelte sie so, daß sie ohne Kleider und voller Wunden aus dem Haus fliehen mußten.

19:17  Von diesem Vorfall hörten alle Juden und Heiden, die in Ephesus wohnten. Sie alle wurden von Schrecken ergriffen, und man fing an, den Namen des Herrn Jesus hoch zu ehren.

19:18  Nun kamen auch viele von denen, die schon früher gläubig geworden waren, und bekannten offen, was sie einst getrieben hatten.

19:19  Ja, nicht wenige von denen, die mit Zauberkünsten umgegangen waren, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie öffentlich. Als man ihren Wert berechnete, ergab sich der Betrag von fünfzigtausend Silberstücken.

19:20  In solcher Weise wuchs das Wort des Herrn mit Macht und erwies sich kräftig.

19:21  Nach diesen Ereignissen beschloß Paulus, über Mazedonien und Achaja nach Jerusalem zu reisen. "Wenn ich dort gewesen bin", so sprach er, "dann muß ich auch Rom sehen."

19:22  Er sandte zwei seiner Mitarbeiter, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien voraus, während er selbst noch eine Zeitlang in Asien blieb.

19:23  Gerade damals entstand wegen der Lehre des Herrn ein großer Aufruhr.

19:24  Ein Silberschmied, mit Namen Demetrius, der in Silber kleine Nachbildungen des Tempels der Artemis verfertigte, verschaffte allen, die in diesem Erwerbszweig beschäftigt waren, einen nicht geringen Verdienst.

19:25  Eines Tages versammelte er diese Künstler und ihre Gehilfen und sprach zu ihnen: "Ihr wißt genau, wie einträglich unser Gewerbe ist.

19:26  Nun seht und hört ihr aber, wie dieser Paulus nicht nur in Ephesus, sondern fast in ganz Asien viele Leute durch seine Überredungskünste verführt hat, indem er behauptet: 'Das sind keine Götter, die man mit Händen macht!'

19:27  Doch nicht nur unser Gewerbe droht in Mißachtung zu kommen, sondern auch das Heiligtum der großen Göttin Artemis ist in Gefahr, sein ganzes Ansehen zu verlieren; ja die Herrlichkeit dieser Göttin, die ganz Asien und der Erdkreis mit Anbetung ehren, droht bald in den Staub zu sinken."

19:28  Bei diesen Worten gerieten sie in Wut und fingen an zu schreien: "Groß ist die Artemis der Epheser!"

19:29  Ja, die ganze Stadt geriet in Aufregung, und alles stürmte in die Schauburg. Dorthin wurden auch die Mazedonier Gajus und Aristarchus, des Paulus Reisegefährten, mitgeschleppt.

19:30  Auch Paulus selbst wollte sich unter das Volk begeben, aber die Jünger ließen ihn nicht gehen.

19:31  Sogar einige hohe Beamte, die ihm gewogen waren, sandten zu ihm und ließen ihn dringend bitten, sich nicht in die Schauburg zu wagen.

19:32  Die Menge schrie indessen weiter, der eine dies, der andere das; denn die Versammlung war ganz in Aufregung, und die meisten wußten überhaupt nicht, warum man zusammengekommen war.

19:33  Da ließ man aus der Volksmenge einen gewissen Alexander, den die Juden vorgeschoben hatten, auf die Bühne der Schauburg hinuntergehen. Alexander winkte mit der Hand und schickte sich an, seine Glaubensgenossen vor dem Volk zu verteidigen.

19:34  Als man aber merkte, daß er ein Jude war, da schrien alle aus einem Munde etwa zwei Stunden lang: "Groß ist die Artemis der Epheser!"

19:35  Der Stadtkanzler brachte endlich die Menge zur Ruhe und sprach: "Ihr Männer von Ephesus, wer in aller Welt wüßte nicht, daß die Stadt Ephesus die Hüterin des Tempels der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Bildes ist?

19:36  Das kann doch niemand bestreiten. Deshalb solltet ihr ruhig bleiben und nichts Unbedachtes tun.

19:37  Ihr habt diese Männer da hergeführt, die doch weder Tempelräuber sind noch unsere Göttin lästern.

19:38  Haben aber Demetrius und seine Berufsgenossen wider jemand eine Beschwerde, nun, so gibt's Gerichtstage und Statthalter: da mögen sie einander verklagen!

19:39  Und habt ihr sonst noch Anträge, so sollen die in der gesetzlichen Volksversammlung erledigt werden.

19:40  Wir laufen nämlich Gefahr, daß man uns des heutigen Vorfalls wegen als Aufrührer anklagt; denn es liegt kein Grund vor, womit wir diesen Auflauf rechtfertigen könnten." Mit diesen Worten löste er die Versammlung auf.

Chapter 20

20:1  Als sich die Unruhe gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zusammen; er hielt eine Ansprache an sie, sagte ihnen Lebewohl und zog aus nach Mazedonien. Anf. Sommer 54 n.Chr.

20:2  Er reiste durch dieses Land und ermunterte die Jünger mit reichem Zuspruch. Dann begab er sich nach Griechenland Dezbr. 54 n.Chr.

20:3  und hielt sich dort drei Monate auf. Weil aber die Juden, als er sich nach Syrien einschiffen wollte, einen Anschlag auf sein Leben vorhatten, beschloß er, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen.

20:4  Bis Asien begleiteten ihn (durch Mazedonien) Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe und Timotheus, sowie Tychikus und Trophimus aus Asien.

20:5  Die beiden letzten kamen erst später hinzu und erwarteten uns in Troas.

20:6  Wir anderen fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab und trafen sie nach einer fünftägigen Fahrt in Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten. Gleich nach Ostern 55 n.Chr.

20:7  Am ersten Wochentag kamen wir zusammen, um das Brot zu brechen. Vorher hielt Paulus, der am nächsten Morgen abreisen wollte, eine Ansprache an die Jünger und dehnte seine Rede bis Mitternacht aus.

20:8  In dem Obersaal, wo wir versammelt waren, brannten viele Lampen.

20:9  Ein Jüngling mit Namen Eutychus saß auf der Fensterbank und fiel während der langen Predigt des Paulus in tiefen Schlaf. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte aus dem dritten Stockwerk in die Tiefe. Als man ihn aufhob, hielt man ihn für tot.

20:10  Paulus eilte hinab, beugte sich über ihn, nahm ihn in seine Arme und sprach: "Seid unbesorgt, seine Seele ist noch in ihm."

20:11  Dann ging er wieder hinauf und brach das Brot (bei dem Mahl des Herrn). Hierauf nahm er einen Imbiß und unterhielt sich noch lange mit den Brüdern bis zur Morgendämmerung. Da nahm er Abschied.

20:12  Den Jüngling aber brachte man jetzt lebendig nach Hause. Das war für alle ein großer Trost.

20:13  Wir anderen waren schon vorher auf das Schiff gegangen und fuhren nun ab nach Assus, wo wir auch Paulus an Bord nehmen sollten; denn so hatte er es bestimmt, weil er selbst den Weg zu Fuß machen wollte.

20:14  Als er uns in Assus traf, nahmen wir ihn an Bord und fuhren nach Mitylene.

20:15  Von da ging die Reise weiter. Am folgenden Tag ankerten wir Chios gegenüber, tags darauf erreichten wir Samos, und am nächsten Tag kamen wir nach Milet.

20:16  Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, um keine Zeit in Asien zu verlieren. Denn er eilte, um wo möglich am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.

20:17  Von Milet sandte er Botschaft nach Ephesus und berief die Ältesten der dortigen Gemeinde zu sich.

20:18  Als sie bei ihm versammelt waren, sprach er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich seit dem ersten Tag, wo ich nach Asien gekommen bin, und während meines ganzen Aufenthaltes daselbst unter euch gelebt habe:

20:19  Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut, ja unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfahren sind.

20:20  Nichts von dem, was euch nützlich sein konnte, habe ich verschwiegen, wenn ich euch öffentlich und einzeln in den Häusern predigte und euch unterwies.

20:21  Juden und Heiden habe ich dringend ermahnt, sich zu Gott zu bekehren und an unseren Herrn Jesus Christus zu glauben.

20:22  Nun bin ich, in meinem Geist dazu getrieben, auf dem Weg nach Jerusalem. Ich weiß nicht, was mir dort begegnen wird.

20:23  Nur soviel ist gewiß: der Heilige Geist weist mich in allen Städten eindringlich darauf hin, daß Gefangenschaft und Leiden mich erwarten.

20:24  Doch selbst an meinem Leben liegt mir nichts, wenn ich nur meinen Lauf (mit Freuden) vollenden und jenen Dienst zum Abschluß bringen kann, den ich empfangen habe von dem Herrn Jesus: die Heilsbotschaft der Gnade Gottes zu bezeugen.

20:25  Und nun, ich weiß: ihr alle, bei denen ich mit der Verkündigung des Königreichs geweilt, ihr sollt mein Angesicht nicht länger sehen.

20:26  Darum erkläre ich euch heute feierlich: Ich bin ganz rein von euer aller Blut.

20:27  Denn ich habe euch in meiner Predigt nichts verschwiegen, sondern euch den Ratschluß Gottes in seinem ganzen Umfang kundgemacht.

20:28  So habt denn acht auf euch und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist als Bischöfe gesetzt hat, daß ihr des Herrn Kirche weidet, die er sich durch sein eigen Blut erworben hat!

20:29  (Denn) ich weiß: nach meinem Weggang werden reißende Wölfe unter euch einbrechen, die die Herde nicht verschonen.

20:30  Ja, aus eurer eigenen Mitte werden Männer auftreten, die verkehrte Dinge lehren, um die Jünger für sich zu gewinnen.

20:31  Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre Tag und Nacht nicht abgelassen habe, jeden einzelnen von euch unter Tränen zu vermahnen!

20:32  Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade: er vermag euch zu erbauen und euch das Erbteil zu verleihen zugleich mit allen, die geheiligt sind.

20:33  Silber, Gold und Kleider habe ich mir von niemand geben lassen.

20:34  Ihr wißt ja selbst, daß diese meine Hände für meinen und meiner Mitarbeiter Unterhalt gesorgt haben.

20:35  Mein Beispiel hat euch stets gezeigt, wie man durch solche Arbeit im Schweiß seines Angesichts auch noch die Mittel haben muß, die Hilfsbedürftigen zu unterstützen, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der ja selbst gesagt hat: 'Geben ist beglückender als Nehmen.'"

20:36  Nach diesen Worten kniete er mit ihnen allen zum Gebet nieder.

20:37  Unter lautem Weinen fielen alle Paulus um den Hals und küßten ihn.

20:38  Am meisten betrübte sie sein Wort, sie würden sein Angesicht nicht weiter sehen. Dann brachten sie ihn auf das Schiff.

Chapter 21

21:1  Als wir uns endlich von ihnen losgerissen hatten und in See gegangen waren, fuhren wir geradewegs nach Kos. Tags darauf kamen wir nach Rhodus und von da nach Patara.

21:2  Hier fanden wir ein Schiff, das nach Phönizien fahren wollte; da gingen wir an Bord und segelten ab.

21:3  Als wir Zypern zu Gesicht bekamen, ließen wir es links liegen, fuhren auf Syrien zu und gingen in Tyrus vor Anker. Denn dort sollte das Schiff seine Ladung löschen.

21:4  Wir suchten in Tyrus die Jünger auf und blieben sieben Tage bei ihnen. Die Jünger warnten Paulus durch den Geist, wiederholt vor der Reise nach Jerusalem.

21:5  Als die sieben Tage des Aufenthaltes zu Ende waren, schickten wir uns zur Weiterreise an. Alle Jünger mit Weib und Kind begleiteten uns bis vor die Stadt. Am Strand knieten wir nieder zum Gebet.

21:6  Dann nahmen wir Abschied voneinander und bestiegen unser Schiff, während die Jünger nach Hause zurückkehrten.

21:7  Unsere Seereise war zu Ende, als wir von Tyrus aus in Ptolemais landeten. Dort begrüßten wir die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen.

21:8  Tags darauf machten wir uns auf den Weg nach Cäsarea. Dort gingen wir in das Haus des Evangelisten Philippus, eines von den Sieben, und blieben bei ihm.

21:9  Der hatte vier Töchter; die waren Jungfrauen und hatten die Gabe der Weissagung.

21:10  Wir waren schon einige Tage in Cäsarea, als von Judäa ein Prophet, mit Namen Agabus, dort ankam.

21:11  Der besuchte uns und ergriff bei dieser Gelegenheit den Gürtel des Paulus, band sich damit Füße und Hände und sprach dabei die Worte: "Dies sagt der Heilige Geist: 'So werden die Juden in Jerusalem den Eigentümer dieses Gürtels binden und ihn den Heiden überliefern.'"

21:12  Als wir dies hörten, baten wir und die Brüder in Cäsarea Paulus dringend, er möge nicht nach Jerusalem hinaufziehen.

21:13  Da antwortete er: "Was weint ihr denn und brecht mir das Herz? Ich bin bereit, mich in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus nicht nur binden zu lassen, sondern sogar zu sterben."

21:14  Weil er sich nicht umstimmen lassen wollte, redeten wir ihm nicht weiter zu und sprachen: "Des Herrn Wille geschehe!"

21:15  Einige Tage später machten wir uns reisefertig und traten die Wanderung nach Jerusalem an.

21:16  Auch einige Jünger aus Cäsarea zogen mit uns. Die brachten uns zu einem alten Jünger aus Zypern, namens Mnason, bei dem wir wohnen sollten.

21:17  Bei unserer Ankunft in Jerusalem hießen uns die Brüder herzlich willkommen.

21:18  Tags darauf ging Paulus mit uns zu Jakobus, bei dem sich alle Ältesten versammelt hatten.

21:19  Paulus begrüßte sie und erzählte ihnen ausführlich und genau, was Gott durch seinen Dienst unter den Heiden gewirkt habe.

21:20  Als die Ältesten das hörten, priesen sie Gott. Dann aber sprachen sie zu Paulus: "Du siehst, Bruder: die gläubiggewordenen Juden zählen nach Zehntausenden; aber alle eifern noch für das Gesetz.

21:21  Nun hat man ihnen von dir erzählt, du fordertest alle Juden, die unter den Heiden leben, zum Abfall von Mose auf und rietest ihnen, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach den Vorschriften des Gesetzes leben.

21:22  Was ist da zu tun? Es wird ja sicher ruchbar, daß du hier bist.

21:23  Tu deshalb, was wir dir raten: Wir haben hier vier Männer, die ein Gelübde einlösen müssen.

21:24  Denen schließe du dich an, nimm auch ein Gelübde auf dich und trage die Kosten für sie, damit sie sich das Haupthaar scheren lassen können! Dann werden alle einsehen, daß an dem, was sie von dir gehört, nichts Wahres ist, sondern daß auch du gewissenhaft nach dem Gesetz wandelst.

21:25  Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir ja bestimmt und ihnen dies schriftlich mitgeteilt, daß sie meiden sollen den Genuß von Götzenopferfleisch, das Blut geschlachteter Tiere, das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt, und die Ehen mit Heiden."

21:26  Da ließ Paulus die Männer zu sich kommen und schloß sich ihrem Gelübde an. Tags darauf ging er in den Tempel und ließ dort anmelden, daß die Tage ihres Gelübdes zu Ende seien, und er blieb im Tempel, bis das vorgeschriebene Opfer für jeden von ihnen dargebracht war.

21:27  Als die sieben Tage ihrem Ende nahten, erblickten die Juden aus Asien Paulus im Tempel. Da brachten sie die ganze Volksmenge in Aufruhr, legten die Hände an ihn

21:28  und riefen laut: "Zu Hilfe, ihr Männer Israels! Dies ist der Mensch, der überall vor aller Welt gegen unser Volk und Gesetz und gegen diese Stätte redet. Und obendrein hat er noch Heiden in den Tempel gebracht und diese heilige Stätte entweiht."

21:29  Sie hatten nämlich Trophimus aus Ephesus vorher mit ihm in der Stadt gesehen und meinten nun, Paulus habe ihn in den Tempel geführt.

21:30  Die ganze Stadt geriet in Aufregung, und es entstand ein Volksauflauf. Paulus ward ergriffen, und man schleppte ihn aus dem Tempel, dessen Türen sofort geschlossen wurden.

21:31  Schon wollten sie Paulus töten, als dem Obersten der römischen Truppe gemeldet wurde, ganz Jerusalem sei in Aufruhr.

21:32  Der Oberst eilte sofort mit einer Abteilung Soldaten und einigen Hauptleuten zu dem Tempelplatz hinab. Bei dem Anblick des Befehlshabers und seiner Soldaten hörte die Menge auf, Paulus zu schlagen.

21:33  Der Oberst kam herbei, ließ Paulus ergreifen und befahl, ihn mit zwei Ketten zu binden. Zugleich fragte er, wer er sei und was er getan habe.

21:34  Die einen im Volk riefen dies, die anderen das. Weil er bei dem Lärm nichts Sicheres erfahren konnte, befahl er, ihn in das Lager zu führen.

21:35  Als Paulus an die Stufen kam, drang das Volk so wütend auf ihn ein, daß er von den Soldaten getragen werden mußte.

21:36  Denn die Menge folgte und schrie: "Er soll sterben!"

21:37  In dem Augenblick, wo Paulus in das Lager geführt werden sollte, sprach er (auf griechisch) zu dem Obersten: "Darf ich ein Wort zu dir reden?" Der antwortete (voll Erstaunen): "Du kannst Griechisch?

21:38  Du bist also nicht der Jude aus Ägypten, der vor einiger Zeit den Aufstand erregt und die viertausend Dolchmänner in die Wüste hinausgeführt hat?"

21:39  Paulus erwiderte: "Nein, ich bin ein Jude aus Tarsus, ein Bürger dieser bekannten Stadt Ziliziens. Erlaube mir, bitte, zu dem Volk zu reden!"

21:40  Als der Befehlshaber dies gestattete, trat Paulus oben auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Da trat ein lautloses Schweigen ein, und er redete nun zu ihnen in der aramäischen Landessprache.

Chapter 22

22:1  "Liebe Brüder und Väter", so begann er, "vernehmt, was ich euch jetzt zu meiner Verteidigung zu sagen habe!"

22:2  Als sie hörten, daß er aramäisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Dann fuhr er fort:

22:3  "Ich bin ein Jude, geboren zu Tarsus in Zilizien; aber erzogen bin ich hier in dieser Stadt und habe zu den Füßen Gamaliels streng nach dem Gesetz unserer Väter meine Ausbildung empfangen, so daß ich voll Eifer war für Gott, wie ihr es alle heute seid.

22:4  Darum habe ich auch diese Richtung bis auf den Tod verfolgt, so daß ich Männer und Frauen in Ketten schlagen und ins Gefängnis werfen ließ.

22:5  Das können mir der Hohepriester und der ganze Hohe Rat bezeugen. Denn von ihnen habe ich auch Briefe an unsere Brüder in Damaskus empfangen; und so begab ich mich dorthin, um auch alle die in jener Stadt wohnten, in Ketten zur Bestrafung nach Jerusalem zu führen.

22:6  Als ich mich nun auf meiner Reise Damaskus näherte, da umstrahlte mich plötzlich gegen Mittag vom Himmel ein helles Licht.

22:7  Ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich?'

22:8  'Wer bist du, Herr?', so fragte ich. Er antwortete mir: 'Ich bin Jesus von Nazaret, den du verfolgst.'

22:9  Meine Begleiter sahen zwar das Licht, aber die Worte dessen, der zu mir redete, hörten sie nicht.

22:10  Da fragte ich: 'Herr, was soll ich tun?' Der Herr antwortete mir: 'Steh auf und gehe nach Damaskus! Da wird man dir alles sagen, was dir zu tun bestimmt ist.'

22:11  Weil ich nun nicht sehen konnte, da mich das Licht geblendet hatte, nahmen mich meine Gefährten bei der Hand, und so kam ich nach Damaskus.

22:12  Dort lebte ein gewisser Ananias, ein frommer Mann, der das Gesetz treu erfüllte und von allen Juden in der Stadt hoch geachtet wurde.

22:13  Der kam zu mir, trat an mich heran und sprach zu mir: 'Bruder Saul, sieh mich an!' In demselben Augenblick konnte ich wieder sehen und blickte ihn an.

22:14  Er aber fuhr fort: 'Der Gott unserer Väter hat dich dazu erwählt, seinen Willen zu erkennen, den Gerechten zu sehen und die Worte seines Mundes zu vernehmen.

22:15  Denn du sollst in seinem Auftrag allen Menschen Zeugnis geben von dem, was du gesehen und gehört.

22:16  Und nun, was zögerst du? Steh auf, laß dich taufen und dich dadurch von deinen Sünden rein waschen, indem du seinen Namen anrufst!'

22:17  Als ich dann nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, geriet ich in Verzückung.

22:18  Da sah ich ihn, und er sprach zu mir: 'Eile und verlaß Jerusalem so schnell als möglich! Denn sie werden von dir kein Zeugnis über mich annehmen.'

22:19  Ich antwortete: 'Herr, sie wissen doch, daß gerade ich deine Gläubigen habe ins Gefängnis werfen und sie in den Versammlungshäusern habe geißeln lassen.

22:20  Und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, war ich auch dabei zugegen; ich hatte daran Wohlgefallen und verwahrte die Kleider derer, die ihn töteten.'

22:21  Da sprach er zu mir: 'Zieh hin, ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden...'"

22:22  Bis dahin hatten sie ihn ruhig angehört. Bei den letzten Worten aber fingen sie an zu rufen: "Weg mit solchem Menschen von der Erde; er darf nicht länger leben!"

22:23  Als sie so schrien und dabei ihre Oberkleider auszogen und Staub in die Luft warfen,

22:24  ließ der Oberst Paulus in das Lager führen. Zugleich gebot er, ihn peinlich zu verhören; denn er wollte wissen, warum die Menge so wütend gegen ihn geschrien hatte.

22:25  Als Paulus schon festgebunden war und die Geißelung beginnen sollte, fragte er den aufsichtführenden Hauptmann: "Dürft ihr denn einen römischen Bürger geißeln, und noch dazu ohne richterliches Verhör?"

22:26  Auf diese Worte hin eilte der Hauptmann zu dem Obersten, um ihm zu berichten, und sprach zu ihm: "Was willst du tun? Dieser Mann ist ja römischer Bürger."

22:27  Da kam der Oberst und sprach zu Paulus: "Sage mir, bist du römischer Bürger?"

22:28  Er antwortete: "Ja." Der Oberst fuhr fort: "Ich habe mir das Bürgerrecht für viel Geld erworben." Paulus erwiderte: "Und ich bin römischer Bürger durch Geburt."

22:29  Die Soldaten, die ihn hatten geißeln wollen, traten jetzt sofort von ihm zurück. Auch der Oberst war in Sorge, weil er nun wußte, daß er einen römischen Bürger zur Geißelung hatte binden lassen.

22:30  Da er aber genau erfahren wollte, welche Anklagen die Juden gegen ihn vorzubringen hätten, ließ er ihm tags darauf die Fesseln abnehmen und gebot, die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat sollten sich versammeln. Dann ließ er Paulus hinabführen und in ihrer Mitte erscheinen.

Chapter 23

23:1  Paulus sah den Hohen Rat mit festem Blick an und sprach: "Liebe Brüder, bis heute bin ich stets mit reinem Gewissen vor Gott gewandelt."

23:2  Bei diesen Worten befahl der Hohepriester Ananias den anwesenden Dienern, Paulus auf den Mund zu schlagen.

23:3  Da sprach Paulus zu ihm: "Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Du sitzt da, um mich nach dem Gesetz zu richten, und läßt mich schlagen im Widerspruch mit dem Gesetz?"

23:4  "Was? Du schmähst den Hohenpriester Gottes?", so fragen ihn die Diener.

23:5  "Brüder", versetzte Paulus, "ich habe nicht gewußt, daß hier ein Hoherpriester ist; steht doch geschrieben: Gegen einen Oberen deines Volkes sollst du nicht übel reden."

23:6  Da nun Paulus wußte, daß der Hohe Rat teils aus Sadduzäern, teils aus Pharisäern bestand, rief er laut: "Brüder, ich bin ein Pharisäer, und auch meine Ahnen waren Pharisäer. Wegen meiner Hoffnung auf die Totenauferstehung stehe ich hier vor Gericht."

23:7  Diese Worte erregten einen heftigen Zwist zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern, so daß sich die Versammlung spaltete.

23:8  - Die Sadduzäer leugnen nämlich die Auferstehung und das Dasein von Engeln und Geistern, während die Pharisäer beides anerkennen. —

23:9  Es erhob sich ein lautes Geschrei. Endlich standen einige Schriftgelehrte der pharisäischen Partei von ihren Sitzen auf und sagten in scharfem Ton: "Wir finden an diesem Menschen nichts Böses. Hat aber ein Geist oder ein Engel mit ihm geredet (nun, was läßt sich dann dagegen sagen?)."

23:10  Da der Oberst fürchtete, Paulus könne von den Versammelten bei dem heftigen Streit zerrissen werden, ließ er eine Abteilung Soldaten von der Burg kommen, die Paulus mit Gewalt aus ihrer Mitte führen und in das Lager bringen mußten.

23:11  Die Nacht darauf trat der Herr zu ihm und sprach: "Sei getrost! Denn wie du in Jerusalem von mir Zeugnis abgelegt hast, so mußt du auch in Rom mein Zeuge sein."

23:12  Am anderen Morgen taten sich einige Juden zusammen und verpflichteten sich mit schrecklichen Eiden, sie wollten nichts essen und trinken, bis sie Paulus getötet hätten.

23:13  Ihrer waren mehr als vierzig, die sich so verschworen.

23:14  Diese Männer gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sprachen: "Wir haben uns feierlich verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus getötet haben.

23:15  Werdet ihr nun zusammen mit dem Hohen Rat bei dem Obersten vorstellig, daß er ihn zu euch führen lasse, als wolltet ihr seinen Fall noch genauer untersuchen! Dann werden wir bereitstehen und ihn töten, noch ehe er hierher kommt."

23:16  Des Paulus Schwestersohn hörte von diesem Anschlag. Er begab sich in das Lager, trat ein und teilte Paulus alles mit.

23:17  Da ließ Paulus einen der Hauptleute rufen und sprach zu ihm: "Führe diesen Jüngling zu dem Obersten; denn er hat ihm etwas mitzuteilen."

23:18  Der brachte ihn zu dem Obersten und meldete: "Der Gefangene Paulus hat mich zu sich rufen lassen und mich gebeten, diesen Jüngling hier zu dir zu bringen, da er dir etwas zu sagen habe."

23:19  Der Oberst nahm den Jüngling bei der Hand, zog ihn beiseite und fragte ihn: "Was hast du mir zu melden?"

23:20  Er antwortete: "Die Juden sind übereingekommen, dich zu bitten, Paulus morgen vor dem Hohen Rat erscheinen zu lassen, als wollte der seinen Fall noch genauer prüfen.

23:21  Geh aber nicht darauf ein! Denn über vierzig Männer aus ihrer Mitte wollen ihm auflauern. Sie haben sich feierlich verschworen, nichts zu essen und zu trinken, bis sie ihn ermordet haben. Sie stehen jetzt schon dazu bereit und warten nur noch auf deine Zustimmung."

23:22  Der Oberst entließ den Jüngling und schärfte ihm ein: "Plaudere es nirgends aus, daß du mir diese Anzeige gemacht hast!"

23:23  Dann ließ er zwei Hauptleute rufen und befahl ihnen: "Haltet von der dritten Nachtstunde an Soldaten für einen Marsch nach Cäsarea bereit, und zwar siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger!"

23:24  Auch stellte er Reittiere für Paulus, damit er wohlbehalten zu dem Statthalter Felix käme.

23:25  Zugleich schrieb er diesem einen Brief folgenden Inhalts:

23:26  "Klaudius Lysias entbietet dem hochedlen Statthalter Felix seinen Gruß.

23:27  Der Mann, den ich hier sende, ist von den Juden festgenommen worden; und gerade in dem Augenblick, wo sie ihn töten wollten, erschien ich mit meiner Truppe und entriß ihn ihren Händen, weil ich erfahren hatte, daß er ein römischer Bürger sei.

23:28  Da ich nun genau wissen wollte, was sie ihm Schuld gaben, so ließ ich ihn in ihre Ratsversammlung führen.

23:29  Da fand ich denn: die Anklage gegen ihn hing mit Fragen ihres Gesetzes zusammen; doch wurde ihm nichts zur Last gelegt, was den Tod oder Gefängnis verdiente.

23:30  Weil mir nun aber angezeigt worden ist, daß sie einen Anschlag gegen den Mann vorhaben, so habe ich ihn aus ihrer Mitte entfernt und sende ihn dir zu. Ich habe auch seinen Anklägern befohlen, ihre Beschuldigungen gegen ihn bei dir vorzubringen. Lebe wohl!"

23:31  Die Soldaten führten den Befehl aus: sie nahmen Paulus mit sich und brachten ihn noch in derselben Nacht bis Antipatris.

23:32  Am nächsten Tag ließen sie die Reiter allein mit ihm weiterziehen, während sie selbst in das Lager zurückkehrten.

23:33  Die Reiter übergaben nach ihrer Ankunft in Cäsarea dem Statthalter das Schreiben und führten ihm auch Paulus vor.

23:34  Der Statthalter las das Schreiben und fragte Paulus, aus welcher Provinz er stamme. Als er hörte: "Aus Zilizien",

23:35  sagte er: "Ich will dich genau verhören, wenn auch deine Ankläger erschienen sind." Dann befahl er, Paulus solle in dem Palast des Herodes in Haft gehalten werden.

Chapter 24

24:1  Fünf Tage später kam der Hohepriester Ananias mit einigen Gliedern des Hohen Rates und einem Anwalt, namens Tertullus, nach Cäsarea, um vor dem Statthalter die Anklage gegen Paulus zu erheben. Bald nach Pfingsten 55

24:2  Als Paulus vorgeführt war, begann Tertullus seine Anklagerede.

24:3  "Daß wir durch deine Fürsorge in tiefem Frieden leben", so sprach er, "und daß durch deine Umsicht bei diesem Volk immer und überall Verbesserungen eingeführt werden, dies, hochedler Felix, erkennen wir mit aufrichtiger Dankbarkeit an.

24:4  Um dich aber nicht lange zu belästigen, bitte ich dich: Schenke uns nur einen Augenblick geneigtes Gehör!

24:5  Dieser Mann hier — so haben wir erkannt — ist eine Pest; er ist ein Friedenstörer unter allen Juden überall im Reich und ein Hauptführer der Partei der Nazarener.

24:6  Er hat sogar versucht, den Tempel zu entweihen; doch dabei haben wir ihn festgenommen.

24:8  Wenn du ihn jetzt verhörst, so kannst du auch aus seinem Mund alles dies erfahren, dessen wir ihn beschuldigen."

24:9  Dieser Anklage schlossen sich auch die Juden an und versicherten, daß es sich so verhalte.

24:10  Auf einen Wink des Statthalters ergriff dann Paulus das Wort. "Da ich weiß", so hob er an, "daß du seit vielen Jahren Richter bist für dieses Volk, so habe ich guten Mut, mich zu verteidigen.

24:11  Du kannst dich davon überzeugen, daß nicht mehr als zwölf Tage vergangen sind, seit ich in Jerusalem angekommen bin, um dort anzubeten.

24:12  Weder im Tempel noch in den jüdischen Versammlungshäusern noch in der Stadt hat man mich mit irgend jemand einen Wortstreit führen oder einen Volksauflauf erregen sehen.

24:13  Auch sind sie nicht imstande, dir das zu beweisen, dessen sie mich jetzt beschuldigen.

24:14  Doch dies gebe ich zu: Nach einer Lehre, die sie als Ketzerei bezeichnen, diene ich dem Gott meiner Väter. Dabei glaube ich alles, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben steht,

24:15  und habe im Vertrauen auf Gott dieselbe Hoffnung wie auch sie: daß die Gerechten und die Ungerechten auferstehen werden.

24:16  Darum bemühe ich mich auch, vor Gott und Menschen allezeit ein unbeflecktes Gewissen zu haben.

24:17  Nach Ablauf mehrerer Jahre bin ich nun gekommen, um meinem Volk Liebesgaben zu bringen und Opfer zu verrichten.

24:18  Als ich dann nach einem Gelübde, das ich übernommen hatte, mit den Opfern im Tempel beschäftigt war, und zwar ohne Auflauf zu erregen oder Lärm, da sahen mich einige Juden aus Asien.

24:19  Die hätten hier vor dir erscheinen und mich verklagen sollen, wenn sie etwas gegen mich vorzubringen hätten.

24:20  Oder es mögen auch die Männer selbst, die hier gegenwärtig sind, sich äußern, welch Vergehen sie bei mir ermittelt haben, während ich als Angeklagter vor dem Hohen Rat stand.

24:21  Es könnte sich hier nur um das eine Wort handeln, das ich in der Versammlung ausgerufen habe: 'Wegen der Auferstehung der Toten stehe ich heute vor euerm Gericht.'"

24:22  Hier brach Felix, der ganz genau wußte, was es mit der (christlichen) Lehre auf sich hatte, die Verhandlung ab und vertagte die Entscheidung, indem er zu den Anklägern sagte: "Wenn der Oberst Lysias herkommt, so will ich eure Sache untersuchen."

24:23  Zugleich gab er dem Hauptmann den Befehl, Paulus solle in Haft gehalten werden, aber keine Fesseln tragen, und seinen Freunden solle es nicht verboten sein, ihm Liebesdienste zu erweisen.

24:24  Einige Tage später kam Felix mit seiner Frau Drusilla, einer Jüdin, (in das Gefängnis). Er ließ Paulus rufen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus reden.

24:25  Als aber Paulus auf Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und das zukünftige Gericht zu sprechen kam, da geriet Felix in Schrecken und sagte: "Für diesmal kannst du gehen; bei passender Gelegenheit will ich dich wieder entbieten."

24:26  Zugleich hoffte er, Paulus würde ihm Geld geben. Deshalb entbot er ihn auch öfter zu sich und unterhielt sich mit ihm.

24:27  Nach Ablauf von zwei Jahren erhielt Felix den Porcius Festus zum Nachfolger. Da sich Felix die Juden zu Dank verpflichten wollte, so ließ er Paulus in Ketten im Gefängnis. Sommer 57 n.Chr.

Chapter 25

25:1  Drei Tage nach der Ankunft in seiner Provinz begab sich Festus von Cäsarea nach Jerusalem.

25:2  Dort trugen ihm die Hohenpriester und die angesehenen Juden ihre Klage gegen Paulus vor.

25:3  In feindlicher Gesinnung gegen Paulus baten sie dann Festus um die Gunst, er möge ihn wieder nach Jerusalem senden. Denn sie wollten ihn unterwegs überfallen und ermorden lassen.

25:4  Festus antwortete darauf, Paulus sei in Haft zu Cäsarea, und er selbst müsse bald dahin zurückkehren.

25:5  "Dann können", fuhr er fort, "die Einflußreichsten unter euch mit mir ziehen, und wenn der Mann etwas Ungehöriges begangen hat, so mögen sie die Klage gegen ihn erheben."

25:6  Als er sich höchstens acht bis zehn Tage in Jerusalem aufgehalten hatte, kehrte er nach Cäsarea zurück. Tags darauf setzte er sich auf den Richterstuhl und ließ Paulus vorführen.

25:7  Als dieser eintrat, umringten ihn die Juden, die von Jerusalem gekommen waren, und erhoben viele schwere Beschuldigungen, die sie nicht beweisen konnten.

25:8  Dagegen verteidigte sich Paulus; er erklärte: "Weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen den Tempel noch gegen den Kaiser habe ich mich vergangen."

25:9  Festus, der sich die Juden zu Dank verpflichten wollte, fragte Paulus: "Willst du nach Jerusalem gehen und dort in meiner Gegenwart in bezug auf diese Klagepunkte abgeurteilt werden?"

25:10  Paulus erwiderte: "Ich gehöre vor des Kaisers Richterstuhl; da muß ich abgeurteilt werden. Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt, das weißt du auch sehr gut.

25:11  Bin ich nun wirklich schuldig, und habe ich eine Tat begangen, die den Tod verdient, so will ich auch gern diese Strafe leiden. Wenn mich aber diese Männer hier ungerecht beschuldigen, so darf mich niemand nur aus Gefälligkeit gegen sie ihnen preisgeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein."

25:12  Als sich Festus mit seinen Ratgebern besprochen hatte, entschied er: "Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du ziehen!"

25:13  Einige Tage später kamen der König Agrippa und Bernike nach Cäsarea, um Festus ihre Aufwartung zu machen.

25:14  Da sie sich einige Zeit dort aufhielten, setzte Festus dem König den Fall des Paulus auseinander. "Ich habe hier", so sprach er, "einen Mann, den Felix als Gefangenen zurückgelassen hat.

25:15  Bei meinem Aufenthalt in Jerusalem führten die Hohenpriester und die Ältesten der Juden Klage gegen ihn und verlangten seine Verurteilung.

25:16  Ich erwiderte ihnen, es sei nicht Sitte bei den Römern, jemand nur aus Gefälligkeit gegen andere zu bestrafen, ohne daß der Beklagte seinen Klägern gegenübergestellt worden sei und Gelegenheit gehabt habe, sich gegen die Anklage zu verteidigen.

25:17  Sie sind dann mit hierhergekommen; und da habe ich mich ohne Aufschub schon am nächsten Tag auf den Richterstuhl gesetzt und den Mann vorführen lassen.

25:18  Die Ankläger aber, die gegen ihn auftraten, gaben ihm keine Freveltat schuld, wie ich vermutet hatte,

25:19  sondern sie stritten nur mit ihm über einige Fragen ihres besonderen Glaubens und über einen gewissen Jesus, der gestorben ist, und von dem Paulus behauptete, er lebe.

25:20  Weil ich mir nun keinen Rat wußte, wie ich die Angelegenheit entscheiden sollte, so fragte ich Paulus, ob er nach Jerusalem gehen und sich dort in dieser Sache aburteilen lassen wolle.

25:21  Da forderte er, daß seine Angelegenheit der Entscheidung der kaiserlichen Majestät vorbehalten bleibe, und so habe ich denn befohlen, ihn in Haft zu lassen, bis ich ihn zum Kaiser senden kann."

25:22  Agrippa sprach zu Festus: "Ich möchte auch den Mann einmal hören." Festus erwiderte: "Du sollst ihn morgen hören."

25:23  Tags darauf erschienen Agrippa und Bernike mit glänzendem Gefolge und begaben sich mit den Obersten und den vornehmsten Männern der Stadt in den Gerichtssaal. Auf den Befehl des Festus wurde Paulus vorgeführt.

25:24  Da nahm Festus das Wort und sprach: "König Agrippa und ihr alle, die ihr mit uns hier versammelt seid! Hier seht ihr den Mann, den die ganze Schar der Juden in Jerusalem und hier bei mir verklagt hat, indem sie stürmisch forderten, er dürfe nicht länger leben.

25:25  Ich aber habe nicht entdecken können, daß er ein todeswürdiges Verbrechen begangen hat. Weil er sich nun auf die kaiserliche Majestät berufen hat, so habe ich beschlossen, ihn (nach Rom) zu senden.

25:26  Ich kann jedoch dem Herrn nichts Genaueres über ihn berichten. Deshalb habe ich ihn euch vorgeführt, und ganz besonders dir, König Agrippa, damit ich dann nach dem Verhör weiß, was ich zu schreiben habe.

25:27  Denn ich halte es für widersinnig, einen Gefangenen (nach Rom) zu senden, ohne deutlich anzugeben, was gegen ihn vorliegt."

Chapter 26

26:1  Agrippa sprach zu Paulus: "Ich gebe dir hiermit das Wort, dich zu verteidigen." Da streckte Paulus seine Hand aus und begann seine Verteidigungsrede.

26:2  "König Agrippa", so hob er an, "ich schätze mich glücklich, daß ich mich heute gegen alle Anklagen der Juden vor dir verteidigen darf,

26:3  besonders deshalb, weil dir alle jüdischen Gebräuche und Streitfragen bekannt sind. Darum bitte ich dich: höre mich geduldig an!

26:4  Wie ich von Anfang an seit meinen Jugendjahren unter meinem Volk in Jerusalem gelebt habe, das wissen alle Juden.

26:5  Denn sie kennen mich seit langer Zeit und wissen, wenn sie nur der Wahrheit die Ehre geben wollten, daß ich der strengsten Richtung unseres Glaubens angehörte und ein Pharisäer war.

26:6  Nun stehe ich hier vor Gericht, weil ich auf die Erfüllung der Verheißung hoffe, die unseren Vätern einst von Gott gegeben worden ist,

26:7  und die auch die zwölf Stämme unseres Volkes zu erlangen hoffen, indem sie Gott bei Tag und Nacht mit angestrengtem Eifer dienen. Um dieser Hoffnung willen, o König, verklagen mich die Juden.

26:8  Warum haltet ihr's denn für unglaublich, daß Gott Tote auferweckt?

26:9  Ich dachte einst, ich müsse mit aller Macht der Sache Jesu von Nazaret entgegenarbeiten.

26:10  Das habe ich denn auch in Jerusalem getan: Mit hohenpriesterlicher Vollmacht ausgerüstet, warf ich viele Heilige ins Gefängnis, und wenn sie hingerichtet werden sollten, stimmte ich dafür.

26:11  In allen jüdischen Versammlungshäusern suchte ich sie oft durch Strafe zur Lästerung (Jesu) zu bringen. Ja in meiner wilden Wut verfolgte ich sie sogar bis in die Städte außerhalb des Landes.

26:12  So zog ich denn zu gleichem Tun mit einer Vollmacht und Befugnis von den Hohenpriestern nach Damaskus.

26:13  Als ich auf dem Weg dorthin war, sah ich, o König, gegen Mittag vom Himmel her ein Licht, heller als die Sonne, mich und meine Begleiter umstrahlen.

26:14  Wir fielen alle zu Boden, und ich hörte eine Stimme auf hebräisch zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es ist dir schwer, gegen den Stachel auszuschlagen.'

26:15  Ich sprach: 'Wer bist du, Herr?' Der Herr erwiderte: 'Ich bin Jesus, den du verfolgst.

26:16  Doch stehe auf und stelle dich auf deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zu meinem Diener zu erwählen und zu meinem Zeugen von dem, was du gesehen hast, und was ich dich noch schauen lassen werden.

26:17  Dabei will ich dich schützen vor dem Volk (Israel) und vor den Heiden, zu denen ich dich sende,

26:18  um ihre Augen aufzutun, daß sie sich von der Finsternis zum Licht wenden und von des Satans Macht zu Gott, damit sie durch den Glauben an mich Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die geheiligt sind.'

26:19  Darum, o König Agrippa, bin ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam gewesen.

26:20  Sondern ich habe zuerst den Bewohnern von Damaskus und Jerusalem, dann der ganzen Landschaft Judäa und weiterhin den Heiden verkündigt, daß sie ihren Sinn ändern, sich zu Gott bekehren und Werke vollbringen müssen, die der Sinnesänderung entsprechen.

26:21  Deshalb haben mich die Juden im Tempel ergriffen und zu töten versucht.

26:22  Durch Gottes Beistand lebe ich heute noch und lege hoch und niedrig Zeugnis ab, indem ich nur das lehre, was die Propheten und auch Mose vorausverkündigt haben:

26:23  daß der Messias leiden und dann als Erstling der vom Tod Auferstandenen nicht nur dem Volk (Israel), sondern auch den Heiden Licht verkünden müsse..."

26:24  Als sich Paulus so verteidigte, unterbrach ihn Festus mit dem lauten Ruf: "Du bist von Sinnen, Paulus! Deine große Gelehrsamkeit hat dich um den Verstand gebracht!"

26:25  Paulus erwiderte: "Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern die Worte, die ich rede, sind wahr und vernünftig.

26:26  Der König, an den ich mich voll Freimut wende, weiß um diese Dinge. Denn ich glaube nicht, daß ihm etwas von dem allen unbekannt geblieben ist. Es hat sich ja auch nicht in einem abgelegenen Winkel abgespielt.

26:27  Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, du glaubst."

26:28  Da sprach Agrippa zu Paulus: "Es fehlt nur wenig, so überredest du mich, ein Christ zu werden."

26:29  Paulus antwortete: "Wollte Gott, es würden, mag nun wenig oder viel daran fehlen, nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, ganz ebenso wie ich — nur ausgenommen diese Ketten."

26:30  Da erhoben sich der König, der Statthalter, Bernike und die übrige Versammlung.

26:31  Sie zogen sich zurück, redeten miteinander und sagten: "Dieser Mensch treibt nichts, was Tod oder Gefängnis verdient."

26:32  Agrippa aber sprach zu Festus: "Dieser Mensch könnte freigelassen werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte."

Chapter 27

27:1  Als unsere Abfahrt nach Italien beschlossen war, übergab man Paulus mit einigen anderen Gefangenen einem Hauptmann, namens Julius, der einer kaiserlichen Truppe angehörte.

27:2  Wir gingen an Bord eines Schiffes aus Adramyttium, das die Häfen der Provinz Asien anlaufen wollte, und fuhren ab; der Mazedonier Aristarch aus Thessalonich begleitete uns. Sept. 57 n.Chr.

27:3  Tags darauf legten wir in Sidon an, und Julius, der Paulus gütig behandelte, erlaubte ihm, seine Freunde zu besuchen und ihre liebevolle Pflege zu genießen.

27:4  Dann gingen wir wieder in See und fuhren an der Küste von Zypern vorbei, weil wir Gegenwind hatten.

27:5  Als wir das Meer längs der Küste Ziliziens und Pamphyliens durchfahren hatten, kamen wir nach Myra in Lyzien.

27:6  Dort fand der Hauptmann ein Schiff aus Alexandria, das auf der Fahrt nach Italien war, und ließ uns da an Bord gehen.

27:7  Mehrere Tage hindurch ging die Fahrt nur langsam vorwärts, und mit Mühe kamen wir in die Nähe von Knidus. Da uns der Gegenwind nicht in gerader Richtung weiterfahren ließ, steuerten wir an der Küste Kretas hin auf Salmone zu.

27:8  Als wir mit Schwierigkeiten an der Küste vorbeigekommen waren, gelangten wir in eine Bucht, namens Schönhafen, nahe bei der Stadt Lasäa.

27:9  Unsere Reise dauerte nun schon ziemlich lange, und die Schiffahrt war bereits gefährlich, wie auch die Zeit des großen Fastens schon vorüber war. Darum warnte Paulus (vor der Weiterfahrt).

27:10  "Ihr Männer", sprach er, "ich sehe voraus, daß die Fahrt nicht nur für unser Leben Gefahr und großen Schaden bringen wird."

27:11  Der Hauptmann aber glaubte dem Steuermann und dem Schiffseigentümer mehr als dem, was Paulus sagte.

27:12  Weil überdies der Hafen zum Überwintern nicht geeignet war, so fand es die Mehrzahl geraten, weiterzufahren und zu versuchen, ob man nicht Phönix — einen Hafen an der Küste von Kreta, der gegen den Südwest- und Nordwestwind geschützt ist — erreichen könne, um da zu überwintern.

27:13  Da nur ein schwacher Südwind wehte, so glaubten sie, ihr Vorhaben sicher ausführen zu können. Sie lichteten die Anker und fuhren ganz dicht an der Küste von Kreta hin.

27:14  Bald darauf aber brauste von dem Hochgebirge der Insel ein furchtbarer Nordoststurm daher.

27:15  Der riß das Schiff mit fort, und da es dem Wind nicht widerstehen konnte, so gaben wir es den Wogen preis und wurden dahingetrieben.

27:16  Als wir unter einer kleinen Insel, namens Klauda, hinliefen, gelang es uns nur mit größter Mühe, das Rettungsboot zu bergen.

27:17  Als sie es glücklich an Bord gezogen hatten, griffen sie zu einem Notbehelf und banden Taue um das Schiff. Aus Furcht, auf die Sandbänke der Syrte zu geraten, ließen sie das Geschirr nieder und wurden so vom Wind getrieben.

27:18  Weil wir aber vom Sturm schwer zu leiden hatten, so warfen sie am nächsten Tag einen Teil der Ladung über Bord.

27:19  Am dritten Tag warfen sie mit eigener Hand das Schiffsgerät ins Wasser.

27:20  Mehrere Tage waren weder Sonne noch Sterne sichtbar, und der Sturm umtobte uns so heftig, daß uns endlich jeder Hoffnungsstrahl auf Rettung schwand.

27:21  Da die Leute auf dem Schiff schon seit langer Zeit fast nichts gegessen hatten, trat Paulus mitten unter sie und sprach: "Ihr Männer, man hätte auf mich hören und nicht von Kreta weiterfahren sollen; dann wäre uns diese Gefahr und dieser Schade erspart geblieben.

27:22  Doch nun ermuntere ich euch: Seid guten Mutes! Denn keiner von euch wird ums Leben kommen; nur das Schiff geht verloren.

27:23  Vergangene Nacht ist ein Bote des Gottes, dem ich angehöre und diene, zu mir getreten

27:24  mit den Worten: 'Sei ohne Furcht, Paulus! Du mußt vor dem Kaiser erscheinen! Und sieh, Gott hat dir das Leben aller, die mit dir fahren, geschenkt.'

27:25  Darum seid getrost, ihr Männer! Denn ich vertraue Gott, daß es so kommt, wie mir gesagt ist.

27:26  Wir müssen aber an irgendeiner Insel stranden."

27:27  So kam die vierzehnte Nacht, seit wir im Adriatischen Meer umhertrieben. Da, um Mitternacht, vermuteten die Matrosen, daß Land in der Nähe sei.

27:28  Sie warfen das Senkblei aus und fanden das Wasser zwanzig Klafter tief. Bald darauf maßen sie wieder und fanden fünfzehn Klafter.

27:29  Weil sie fürchteten, wir könnten irgendwo auf Klippen stoßen, warfen sie von dem Heck des Schiffes vier Anker aus und warteten voll Sehnsucht auf den Tagesanbruch.

27:30  Da die Matrosen aus dem Schiff zu entfliehen suchten und unter dem Vorgeben, sie wollten vom Vorderteil des Schiffes Anker werfen, das Rettungsboot ins Meer hinunterließen,

27:31  sprach Paulus zu dem Hauptmann und den Soldaten: "Wenn diese Leute nicht im Schiff bleiben, so gibt's für euch keine Rettung."

27:32  Da kappten die Soldaten die Taue, womit das Boot befestigt war, und ließen es ins Meer fallen. In der Zeit vor Tagesanbruch redete Paulus allen zu,

27:33  sie möchten Nahrung zu sich nehmen. "Heute sind es vierzehn Tage", sprach er, "daß ihr fortwährend, ohne zu essen, in Angst schwebt und nichts Rechtes zu euch genommen habt.

27:34  Darum rate ich euch dringend, jetzt etwas zu genießen. Das ist mit zu eurer Rettung nötig. Denn keinem von euch wird ein Haar von seinem Haupt fallen."

27:35  Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott in aller Gegenwart, brach es und begann zu essen.

27:36  Da wurden sie alle gutes Mutes und aßen auch.

27:37  Wir waren im ganzen 276 Menschen an Bord.

27:38  Als sie sich satt gegessen hatten, warfen sie die Getreideladung ins Meer, um das Schiff zu erleichtern.

27:39  Bei Tagesanbruch konnte man das Land nicht erkennen. Man bemerkte aber eine Bucht mit einem flachen Ufer und beschloß, das Schiff womöglich dort auf den Strand laufen zu lassen.

27:40  So kappte man die Ankertaue und ließ die Anker im Meer. Zugleich löste man die Taue, mit denen die beiden Steuerruder (während des Treibens) festgebunden waren. Dann hißten sie das Focksegel gegen den Wind und steuerten auf den Strand zu.

27:41  Dabei gerieten sie aber auf eine Sandbank und ließen nun das Schiff auflaufen. Doch nur das Vorderteil stemmte sich fest und blieb unbeweglich, während das Heck des Schiffes durch den Anprall der Wogen mehr und mehr zertrümmert wurde.

27:42  Die Soldaten waren willens, die Gefangenen zu töten, damit keiner von ihnen ans Land schwimmen und entfliehen könne.

27:43  Der Hauptmann aber wollte Paulus retten und verhinderte das Vorhaben. Er befahl, alle, die schwimmen könnten, sollten zuerst über Bord springen, um ans Land zu kommen.

27:44  Die anderen sollten folgen, teils auf Planken, teils auf anderen Stücken von dem Wrack des Schiffes. So gelang es allen, sich ans Land zu retten.

Chapter 28

28:1  Als wir sicher geborgen waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß.

28:2  Die Bewohner waren außerordentlich menschenfreundlich gegen uns. Sie zündeten ein großes Feuer an und sorgten für uns alle; denn es regnete und war kalt.

28:3  Als nun Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte und aufs Feuer warf, da kroch, von der Hitze herausgetrieben, eine Natter aus dem Reisighaufen hervor und schlängelte sich Paulus um die Hand.

28:4  Sobald die Leute das Tier an seiner Hand hangen sahen, sprachen sie zueinander: "Dieser Mensch ist sicher ein Mörder, den die Rachegöttin trotz seiner Rettung aus dem Meer nicht am Leben lassen will."

28:5  Doch er schleuderte das Tier ins Feuer und nahm weiter keinen Schaden.

28:6  Die Leute warteten darauf, daß er anschwelle oder plötzlich tot zu Boden falle. So warteten sie lange. Als sie aber sahen, daß ihm nichts Besonderes widerfuhr, da schlug ihre Meinung um, und sie behaupteten, er sei ein Gott.

28:7  Nun hatte in jener Gegend der angesehenste Mann der Insel, namens Publius, Grundbesitz. Der nahm uns auf in seinem Haus und beherbergte uns drei Tage in liebevoller Weise.

28:8  Gerade damals lag des Publius Vater krank an Fieber und Ruhr. Paulus besuchte ihn, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund.

28:9  Nun kamen auch alle anderen Kranken auf der Insel herbei und fanden Heilung.

28:10  Sie erwiesen uns deshalb viel Ehre, und später bei der Abfahrt brachten sie uns alles an Bord, dessen wir bedurften.

28:11  Nach dreimonatigem Aufenthalt fuhren wir weiter mit einem Schiff, das auf der Insel überwintert hatte; es gehörte nach Alexandria und trug als Schiffswappen das Bild der Zwillingsbrüder. Febr. 58 n.Chr.

28:12  Wir landeten in Syrakus und blieben dort drei Tage.

28:13  Von da fuhren wir rund um die Küste und kamen nach Rhegium. Tags darauf erhob sich der Wind aus Süden, und so erreichten wir schon am zweiten Tag Putéoli.

28:14  Da fanden wir Brüder. Die luden uns ein, sieben Tage bei ihnen zu bleiben. Dann machten wir uns auf den Weg nach Rom.

28:15  Da die dortigen Brüder Näheres über uns gehört hatten, kamen sie uns bis zu dem "Marktflecken des Appius" und den "Drei Schenken" entgegen. Bei ihrem Anblick dankte Paulus Gott und schöpfte neuen Mut.

28:16  Nach unserer Ankunft in Rom erhielt Paulus die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn bewachen mußte, eine eigene Wohnung zu beziehen.

28:17  Drei Tage später lud Paulus die Häupter der jüdischen Gemeinde in Rom zu sich ein. Als sie sich versammelt hatten, sprach er zu ihnen: "Obwohl ich, liebe Brüder, nichts Feindliches gegen unser Volk oder die Sitten unserer Väter begangen habe, so bin ich doch in Jerusalem gefangengenommen und in der Römer Hände überliefert worden.

28:18  Die haben mich verhört, und sie wollten mich freilassen, weil ich kein todeswürdiges Verbrechen begangen hatte.

28:19  Da sich aber die Juden dem widersetzten, so sah ich mich genötigt, Berufung an den Kaiser einzulegen. Ich will (mich hiermit nur verteidigen,) aber keine Klage gegen mein Volk erheben.

28:20  Deshalb ist es mein Wunsch gewesen, euch zu sehen und zu sprechen. Denn wegen der Hoffnung Israels trage ich diese Kette."

28:21  Sie antworteten ihm: "Wir haben keine schriftliche Nachricht über dich empfangen aus Judäa, und es ist auch keiner unserer Brüder hier erschienen, um uns mündlich zu berichten oder etwas Übles von dir zu erzählen.

28:22  Wir möchten aber gern von dir erfahren, was du denkst. Denn von der Richtung, der du angehörst, ist uns nur bekannt, daß man ihr allenthalben widerspricht."

28:23  An einem bestimmten Tag, den sie mit ihm vereinbart hatten, kamen sie noch in größerer Anzahl als das erste Mal zu ihm in seine Wohnung. Er redete zu ihnen mit feierlichem Ernst von dem Königreich Gottes und suchte sie, ausgehend vom Gesetz Moses und von den Propheten, vom frühen Morgen bis zum Abend von Jesu Sache zu überzeugen.

28:24  Die einen ließen sich auch durch seine Worte gewinnen, die anderen aber blieben ungläubig.

28:25  Weil sie sich untereinander nicht einigen konnten, gingen sie endlich weg. Beim Abschied aber sprach Paulus zu ihnen dies ernste Wort: "Treffend ist, was einst der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euern Vätern geredet hat:

28:26  Geh hin zu diesem Volk und sprich zu ihm: Hören sollt ihr und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen.

28:27  Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt. Ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen. Sie können sie nicht sehen mit ihren Augen, mit ihren Ohren können sie nicht hören, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile.

28:28  So wisset denn: Den Heiden ist dies Gottesheil gesandt worden. Bei ihnen findet's auch Gehör."

28:30  Paulus blieb dann zwei volle Jahre in einer Wohnung, die er sich auf seine Kosten gemietet hatte, und durfte dort alle empfangen, die ihn besuchen wollten. 50 — 60 n.Chr.

28:31  Er verkündigte das Königreich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Offenheit und ohne jedes Hindernis.