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Chapter 1
Job GerMenge 1:1  Es lebte einst ein Mann im Lande Uz, Hiob mit Namen, und dieser Mann war fromm und rechtschaffen, fürchtete Gott und mied das Böse.
Job GerMenge 1:2  Sieben Söhne und drei Töchter wurden ihm geboren;
Job GerMenge 1:3  dazu besaß er siebentausend Stück Kleinvieh und dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder, fünfhundert Eselinnen und ein sehr zahlreiches Gesinde, so daß dieser Mann unter allen Bewohnern des Ostlandes der angesehenste war.
Job GerMenge 1:4  Nun pflegten seine Söhne im Hause eines jeden von ihnen an seinem Tage ein festliches Mahl zu veranstalten und luden dann allemal auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.
Job GerMenge 1:5  Wenn aber die Tage des betreffenden Gastmahls um waren, ließ Hiob ihnen sagen, sie möchten sich heiligen; er stand dann am andern Morgen früh auf und brachte für jeden von ihnen ein Brandopfer dar; denn Hiob dachte: »Vielleicht haben meine Kinder sich versündigt und in ihrem Herzen Gott verwünscht.« So machte es Hiob jedesmal.
Job GerMenge 1:6  Nun begab es sich eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um sich vor Gott, den HERRN, zu stellen; und unter ihnen erschien auch der Satan.
Job GerMenge 1:7  Da fragte der HERR den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan gab dem HERRN zur Antwort: »Ich bin auf der Erde umhergestreift und habe eine Wanderung auf ihr vorgenommen.«
Job GerMenge 1:8  Da sagte der HERR zum Satan: »Hast du wohl auf meinen Knecht Hiob achtgegeben? Denn so wie er ist kein Mensch auf der Erde, so fromm und rechtschaffen, so gottesfürchtig und dem Bösen feind.«
Job GerMenge 1:9  Der Satan erwiderte dem HERRN: »Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig?
Job GerMenge 1:10  Hast du nicht selbst ihn und sein Haus und seinen ganzen Besitz rings umhegt? Was seine Hände angreifen, das segnest du, so daß sein Herdenbesitz sich immer weiter im Lande ausgebreitet hat.
Job GerMenge 1:11  Aber strecke doch einmal deine Hand aus und lege sie an alles, was er besitzt: dann wird er sich schon offen von dir lossagen.«
Job GerMenge 1:12  Da antwortete der HERR dem Satan: »Gut! alles, was ihm gehört, soll in deine Gewalt gegeben sein! Nur an ihn selbst darfst du die Hand nicht legen!« Da ging der Satan vom Angesicht des HERRN hinweg.
Job GerMenge 1:13  Während nun eines Tages Hiobs Söhne und Töchter im Hause ihres ältesten Bruders schmausten und Wein tranken,
Job GerMenge 1:14  kam plötzlich ein Bote zu Hiob und meldete: »Die Rinder pflügten gerade, und die Eselinnen befanden sich neben ihnen auf der Weide,
Job GerMenge 1:15  da machten die Sabäer einen Überfall und trieben sie weg und erschlugen die Knechte mit dem Schwert; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!«
Job GerMenge 1:16  Während dieser noch redete, kam schon ein anderer und berichtete: »Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat das Kleinvieh und die Knechte vollständig verbrannt; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!«
Job GerMenge 1:17  Während dieser noch redete, kam schon wieder ein anderer und berichtete: »Die Chaldäer sind in drei Heerhaufen, die sie aufgestellt hatten, über die Kamele hergefallen und haben sie weggetrieben; sie haben auch die Knechte mit dem Schwert niedergemacht; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!«
Job GerMenge 1:18  Dieser hatte noch nicht ausgeredet, da kam wieder ein anderer und berichtete: »Deine Söhne und Töchter waren beim Essen und Weintrinken im Hause ihres ältesten Bruders,
Job GerMenge 1:19  da kam plötzlich ein gewaltiger Sturmwind über die Steppe herüber und faßte das Haus an seinen vier Ecken, so daß es auf die jungen Leute stürzte und sie ums Leben kamen; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!«
Job GerMenge 1:20  Da stand Hiob auf, zerriß sein Gewand und schor sich das Haupt; dann warf er sich auf die Erde nieder, berührte den Boden mit der Stirn,
Job GerMenge 1:21  und sagte: »Nackt bin ich aus meiner Mutter Schoß gekommen, und nackt werde ich dorthin zurückkehren; der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen: der Name des HERRN sei gepriesen!«
Job GerMenge 1:22  Bei allen diesen Heimsuchungen versündigte sich Hiob nicht und tat nichts Ungebührliches vor Gott.
Chapter 2
Job GerMenge 2:1  Da begab es sich eines Tages, daß die Gottessöhne wiederum kamen, um sich vor Gott den HERRN zu stellen; und unter ihnen erschien auch der Satan, um sich vor den HERRN zu stellen.
Job GerMenge 2:2  Da fragte der HERR den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan gab dem HERRN zur Antwort: »Ich bin auf der Erde umhergestreift und habe eine Wanderung auf ihr vorgenommen.«
Job GerMenge 2:3  Da sagte der HERR zum Satan: »Hast du auch auf meinen Knecht Hiob achtgegeben? Denn so wie er ist kein Mensch auf der Erde, so fromm und rechtschaffen, so gottesfürchtig und dem Bösen feind; noch immer hält er an seiner Frömmigkeit fest, wiewohl du mich gegen ihn gereizt hast, ihn ohne Grund unglücklich zu machen.«
Job GerMenge 2:4  Der Satan aber erwiderte dem HERRN: »Haut um Haut! Ja alles, was ein Mensch hat, gibt er für sein Leben hin.
Job GerMenge 2:5  Aber strecke nur einmal deine Hand aus und lege sie an sein Gebein und sein Fleisch, so wird er sich sicherlich offen von dir lossagen!«
Job GerMenge 2:6  Da sagte der HERR zum Satan: »Gut! er soll in deine Gewalt gegeben sein: nur sein Leben sollst du schonen!«
Job GerMenge 2:7  Da ging der Satan vom HERRN hinweg und schlug Hiob mit bösartigen Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel,
Job GerMenge 2:8  so daß er sich eine Scherbe nahm, um sich mit ihr zu schaben, während er mitten in der Asche saß.
Job GerMenge 2:9  Da sagte seine Frau zu ihm: »Hältst du denn immer noch an deiner Frömmigkeit fest? Sage dich los von Gott und stirb!«
Job GerMenge 2:10  Er aber antwortete ihr: »Du redest, wie die erste beste Törin reden würde! Das Gute haben wir von Gott hingenommen und sollten das Schlimme nicht auch hinnehmen?« Bei allen diesen Heimsuchungen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
Job GerMenge 2:11  Als nun die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück hörten, das ihn betroffen hatte, machten sie sich, ein jeder aus seinem Wohnort, auf den Weg, nämlich Eliphas aus Theman, Bildad aus Suah und Zophar aus Naama, und zwar verabredeten sie sich, miteinander hinzugehen, um ihm ihr Beileid auszudrücken und ihn zu trösten.
Job GerMenge 2:12  Als sie nun von ferne ihre Augen aufschlugen, erkannten sie ihn nicht mehr; da fingen sie an, laut zu weinen, zerrissen ein jeder sein Gewand und warfen Staub in die Luft auf ihre Häupter herab.
Job GerMenge 2:13  Dann saßen sie bei ihm auf dem Erdboden sieben Tage und sieben Nächte lang, ohne daß einer ein Wort zu ihm redete; denn sie sahen, daß sein Schmerz überaus groß war.
Chapter 3
Job GerMenge 3:1  Endlich öffnete Hiob den Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt,
Job GerMenge 3:3  »Vernichtet sei der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die da verkündete: ›Ein Mann ist empfangen worden!‹
Job GerMenge 3:4  Jener Tag möge zu Finsternis werden! Nicht kümmere sich um ihn Gott in der Höhe, und kein Tageslicht möge über ihm erglänzen!
Job GerMenge 3:5  Nein, Finsternis und Todesschatten mögen ihn als ihr Eigentum zurückfordern, Wolkendunkel sich über ihm lagern, Verdüsterung des Tageslichts ihn schreckensvoll machen!
Job GerMenge 3:6  Jene Nacht – sie sei ein Raub des Dunkels! sie werde den Tagen des Jahres nicht beigesellt, in die Zahl der Monate nicht eingereiht!
Job GerMenge 3:7  Nein, jene Nacht bleibe unfruchtbar, kein Jubelruf sei ihr je beschieden!
Job GerMenge 3:8  Verwünschen mögen sie die Tagbeschwörer, die es verstehen, den Leviathan in Wut zu versetzen!
Job GerMenge 3:9  Finster müssen die Sterne ihrer Dämmerung bleiben: sie warte auf Licht, doch es bleibe aus, und niemals erblicke sie die Wimpern des Morgenrots!
Job GerMenge 3:10  Denn sie hat mir die Pforte des Mutterschoßes nicht verschlossen und das Unheil vor meinen Augen nicht verborgen.
Job GerMenge 3:11  Warum bin ich nicht gleich vom Mutterleibe weg gestorben, nicht dem Tode verfallen, als ich aus dem Mutterschoß hervorgekommen war?
Job GerMenge 3:12  Weshalb haben sich mir Knie liebreich dargeboten und wozu Brüste, daß ich an ihnen trinken konnte?
Job GerMenge 3:13  Denn ich würde jetzt im Grabesfrieden liegen, würde schlafen: da hätte ich Ruhe
Job GerMenge 3:14  mit Königen und Volksberatern der Erde, die sich Grabpaläste erbaut haben,
Job GerMenge 3:15  oder mit Fürsten, die reich an Gold waren und ihre Häuser mit Silber gefüllt hatten;
Job GerMenge 3:16  oder, einer verscharrten Fehlgeburt gleich, wäre ich nicht ins Dasein getreten, den Kindlein gleich, die das Licht nicht erblickt haben.
Job GerMenge 3:17  Dort haben die Frevler abgelassen vom Wüten, und dort ruhen die aus, deren Kraft erschöpft ist;
Job GerMenge 3:18  dort leben die Gefangenen allesamt in Frieden, hören nicht mehr die Stimme eines Treibers.
Job GerMenge 3:19  Niedrige und Hohe gelten dort gleich, und frei ist der Knecht von seinem Herrn.
Job GerMenge 3:20  Warum gibt er dem Mühseligen das Licht, und das Leben denen, die verzweifelten Herzens sind?
Job GerMenge 3:21  Die sich nach dem Tode sehnen, ohne daß er kommt, und die nach ihm eifriger graben als nach Schätzen?
Job GerMenge 3:22  Die sich bis zum Jubel freuen, ja aufjauchzen würden, wenn sie das Grab fänden?
Job GerMenge 3:23  (Warum gibt er’s nicht) dem Manne, dem sein Weg in Nacht verborgen ist und dem Gott jeden Ausweg versperrt hat?
Job GerMenge 3:24  Denn Seufzen ist für mich das tägliche Brot, und gleich dem Wasser ergießt sich meine laute Klage.
Job GerMenge 3:25  Denn bebe ich vor etwas Furchtbarem, so trifft es bei mir ein, und wovor mir graut, das bricht über mich herein:
Job GerMenge 3:26  ich darf nicht aufatmen noch rasten noch ruhen, so stellt sich schon wieder eine Qual ein.«
Chapter 4
Job GerMenge 4:2  »Wird es dich verdrießen, wenn man ein Wort an dich zu richten wagt? Doch wer vermöchte die Worte zurückzuhalten?
Job GerMenge 4:3  Hast du doch selbst vielen (Leidenden) Mut zugesprochen und erschlaffte Hände gestärkt;
Job GerMenge 4:4  manchen Wankenden haben deine Worte aufrecht gehalten, und niedersinkenden Knien hast du neue Kraft verliehen.
Job GerMenge 4:5  Nun aber, da die Reihe an dich gekommen, bist du verzagt; nun es dich selbst trifft, verlierst du den Halt!«
Job GerMenge 4:6  »Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht und dein unsträflicher Wandel deine Hoffnung?
Job GerMenge 4:7  Bedenke doch: Wo ist je ein Unschuldiger zugrunde gegangen, und wo sind Rechtschaffene vernichtet worden?
Job GerMenge 4:8  Soweit meine Erfahrung reicht: die Unheil gepflügt und Frevel gesät hatten, die haben es auch geerntet.
Job GerMenge 4:9  Durch Gottes Odem kommen sie um, und durch den Hauch seines Zornes vergehen sie.
Job GerMenge 4:10  Des Löwen Gebrüll und die Stimme des Leuen (sind verstummt), und den jungen Löwen sind die Zähne ausgebrochen;
Job GerMenge 4:11  da kommt auch ein Löwe um aus Mangel an Raub, und die Jungen der Löwin müssen sich zerstreuen.«
Job GerMenge 4:12  »Zu mir ist aber ein Wort verstohlen gedrungen, und mein Ohr hat einen flüsternden Laut davon vernommen
Job GerMenge 4:13  beim Spiel der durch Traumbilder erregten Gedanken, in der Zeit, wo tiefer Schlaf sich auf die Menschen senkt:
Job GerMenge 4:14  ein Grauen überfiel mich und ein Zittern, durch alle meine Gebeine ging ein Schauder;
Job GerMenge 4:15  ein Lufthauch strich leise an meinem Antlitz vorüber; es sträubte sich mir das Haar am Leibe empor!
Job GerMenge 4:16  Da stand – ihr Aussehen konnte ich nicht erkennen – eine Gestalt vor meinen Augen, und eine Stimme hörte ich flüstern:
Job GerMenge 4:17  ›Kann wohl ein Mensch gerecht vor Gott sein oder ein Sterblicher rein vor seinem Schöpfer?
Job GerMenge 4:18  Bedenke: seinen Dienern kann er nicht trauen, und seinen Engeln legt er Mängel zur Last:
Job GerMenge 4:19  wieviel mehr denen, die Lehmhütten bewohnen, deren Grundbau im Staube liegt! Sie werden zerdrückt, als wären sie Motten;
Job GerMenge 4:20  vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschmettert; unbeachtet vergehen sie auf ewig.
Job GerMenge 4:21  Nicht wahr, so ist es: wird das Haltseil ihres Zeltes bei ihnen ausgerissen, so sterben sie und wissen nicht wie.‹«
Chapter 5
Job GerMenge 5:1  »Ja, rufe nur! Ist jemand da, der dir Antwort gibt? Und an wen von den heiligen (Engeln) willst du dich wenden?
Job GerMenge 5:2  Vielmehr den Toren bringt sein Unmut um, und den Einfältigen tötet sein Eifern.
Job GerMenge 5:3  Ich selbst habe einen Toren zwar Wurzel schlagen sehen, doch gar schnell hatte ich seine Wohnstätte zu verwünschen.
Job GerMenge 5:4  Seinen Kindern blieb die Hilfe fern, und sie wurden im Tor zertreten, ohne daß ein Retter da war.
Job GerMenge 5:5  Seine Ernte verzehrte ein anderer, der danach hungerte und sie sogar hinter dem Dorngehege wegholte; und Durstige schnappten nach seinem Vermögen.
Job GerMenge 5:6  Denn nicht aus dem Erdenstaube erwächst das Unheil, und das Leid sproßt nicht aus der Ackererde hervor,
Job GerMenge 5:7  sondern der Mensch erzeugt das Leid, wie die Kinder der Flamme einen hohen Flug zu nehmen pflegen.«
Job GerMenge 5:8  »Doch ich, an den Höchsten würde ich mich wenden und meine Sache Gott anheimstellen,
Job GerMenge 5:9  ihm, der große und unerforschliche Dinge tut, Wunderbares ohne Maß und Zahl –
Job GerMenge 5:10  ihm, der Regen über die Erde hin sendet und des Himmels Naß auf die Fluren fallen läßt –,
Job GerMenge 5:11  insofern er Niedrige emporhebt und Trauernde sich des höchsten Glücks erfreuen läßt;
Job GerMenge 5:12  ihm, der die Pläne der Listigen vereitelt, so daß ihre Hände nichts Erfolgreiches schaffen;
Job GerMenge 5:13  ihm, der die Klugen trotz ihrer Schlauheit fängt, so daß die Verschlagenen sich in ihren Anschlägen überstürzen:
Job GerMenge 5:14  am hellen Tage stoßen sie auf Finsternis, und am Mittag tappen sie im Dunkel wie bei Nacht.
Job GerMenge 5:15  So rettet er den Wehrlosen vor dem Schwert aus ihrem Rachen, und aus des Starken Faust den Geringen.
Job GerMenge 5:16  So erblüht dem Schwachen neue Hoffnung, die Bosheit aber muß ihren Mund schließen.«
Job GerMenge 5:17  »O wohl dem Menschen, den Gott in Zucht nimmt! Darum verschmähe die Züchtigung des Allmächtigen nicht!
Job GerMenge 5:18  Denn er verwundet wohl, doch er verbindet auch; wenn er zerschlägt, so heilen seine Hände auch wieder.
Job GerMenge 5:19  In sechs Drangsalen errettet er dich, und in sieben wird kein Unheil dich treffen.
Job GerMenge 5:20  In Hungersnot bewahrt er dich vor dem Tode und im Kriege vor der Gewalt des Schwertes.
Job GerMenge 5:21  Vor den Geißelhieben der Zunge wirst du geborgen sein und brauchst nicht vor der Verheerung zu bangen, daß sie dich erreicht.
Job GerMenge 5:22  Der Verwüstung und der Hungersnot darfst du lachen und hast von den wilden Tieren des Landes nichts zu befürchten;
Job GerMenge 5:23  denn mit den Steinen des Feldes stehst du im Bunde, und das Getier des Feldes lebt mit dir in Frieden.
Job GerMenge 5:24  So wirst du es denn erfahren, daß dein Zelt in Sicherheit ist, und überblickst du dein Gehöft, so wirst du nichts vermissen
Job GerMenge 5:25  und wirst es erleben, daß deine Nachkommenschaft zahlreich ist und dein Nachwuchs gleich dem Gras der Flur.
Job GerMenge 5:26  In vollreifem Alter wirst du in die Gruft eingehen, wie der Garbenhaufen eingebracht wird zur rechten Zeit.
Job GerMenge 5:27  Siehe, dies ist es, was wir erforscht haben, so ist es: vernimm es und beherzige es zu deinem Heil!«
Chapter 6
Job GerMenge 6:2  »Ach, würde doch mein Unmut genau gewogen und legte man mein Unglück zugleich auf die Waage!
Job GerMenge 6:3  Denn dann würde es schwerer erfunden werden als der Sand am Meere; darum ist meine Rede irre gegangen.
Job GerMenge 6:4  Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, deren brennendes Gift mein Geist in sich einsaugt: Gottes Schrecknisse stellen sich in Schlachtordnung gegen mich auf.
Job GerMenge 6:5  Schreit etwa ein Wildesel auf grasiger Weide? Oder brüllt ein Rind bei seinem Futterkorn?
Job GerMenge 6:6  Genießt man fade Speisen ohne Salz? Oder ist Wohlgeschmack im Schleim des Eidotters?
Job GerMenge 6:7  Meine Seele sträubt sich dagegen, solche Sachen anzurühren, und ihnen gleicht die Ekelhaftigkeit meiner Speise.«
Job GerMenge 6:8  »O daß doch meine Bitte erfüllt würde und Gott mir meine Hoffnung gewährte!
Job GerMenge 6:9  Gefiele es doch Gott, mich zu zermalmen! Streckte er doch seine Hand aus und schnitte meinen Lebensfaden ab!
Job GerMenge 6:10  So würde doch das noch ein Trost für mich sein – ja aufhüpfen wollte ich trotz des schonungslosen Schmerzes –, daß ich die Gebote des Heiligen nie verleugnet habe.
Job GerMenge 6:11  Wie groß ist denn meine Kraft noch, daß ich ausharren könnte? Und welcher Ausgang wartet meiner, daß ich mich noch gedulden sollte?
Job GerMenge 6:12  Ist meine Kraft etwa hart wie die Kraft der Steine oder mein Leib aus Erz gegossen?
Job GerMenge 6:13  Ach, bin ich nicht ganz und gar hilflos? Und ist mir nicht alles entrissen, worauf ich mich stützen könnte?«
Job GerMenge 6:14  »Dem Verzweifelnden gebührt Liebe von seinem Nächsten, selbst wenn er die Furcht vor dem Allmächtigen preisgibt.
Job GerMenge 6:15  Meine Freunde aber haben sich treulos bewiesen wie ein Wildbach, wie die Rinnsale von Wildbächen, die (in der Regenzeit) überströmen,
Job GerMenge 6:16  die trübe vom Eiswasser dahinfließen, wenn der (geschmolzene) Schnee sich in ihnen birgt;
Job GerMenge 6:17  doch zur Zeit, wo die Sonnenglut sie trifft, versiegen sie: wenn es heiß wird, sind sie spurlos verschwunden.
Job GerMenge 6:18  Da schlängeln sich die Pfade ihres Laufes, verdunsten in die leere Luft und verlieren sich.
Job GerMenge 6:19  Die Handelszüge von Thema schauen nach ihnen aus, die Wanderzüge der Sabäer setzen ihre Hoffnung auf sie,
Job GerMenge 6:20  werden jedoch in ihrem Vertrauen betrogen: sie kommen hin und sehen sich getäuscht.
Job GerMenge 6:21  So seid auch ihr jetzt ein Nichts für mich geworden: ihr seht das Schreckliche und seid fassungslos!
Job GerMenge 6:22  Habe ich etwa gebeten: ›Gebt mir etwas und macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen;
Job GerMenge 6:23  rettet mich aus der Hand meines Bedrängers und kauft mich los aus der Gewalt unbarmherziger Gläubiger‹?«
Job GerMenge 6:24  »Belehrt mich, so will ich schweigen, und macht mir klar, worin ich mich verfehlt habe!
Job GerMenge 6:25  Wie eindringlich sind Worte der Wahrheit! Aber was beweist der Tadel, den ihr aussprecht?
Job GerMenge 6:26  Beabsichtigt ihr, Worte von mir richtigzustellen? Für den Wind sind ja doch die Worte eines Verzweifelnden!
Job GerMenge 6:27  Sogar über ein Waisenkind würdet ihr das Los werfen und euren eigenen Freund verschachern!
Job GerMenge 6:28  Nun aber – versteht euch doch dazu, mich anzublicken: ich werde euch doch wahrlich nicht ins Angesicht belügen!
Job GerMenge 6:29  O kehrt euch her zu mir: tut mir nicht unrecht! Nein, kehrt euch her zu mir; noch steht das Recht in dieser Sache auf meiner Seite!
Job GerMenge 6:30  Entsteht denn durch meine Zunge Unrecht? Oder fehlt mir das Vermögen, Unglücksschläge zu unterscheiden?«
Chapter 7
Job GerMenge 7:1  »Hat der Mensch nicht harten Kriegsdienst auf Erden zu leisten, und gleichen seine Lebenstage nicht den Tagen eines Tagelöhners?
Job GerMenge 7:2  Gleich einem Sklaven, der nach Schatten lechzt, und wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn harrt,
Job GerMenge 7:3  so habe auch ich Monate des Elends als Erbteil zugewiesen erhalten, und qualvolle Nächte sind mir zugeteilt worden.
Job GerMenge 7:4  Sobald ich mich niedergelegt habe, denke ich: ›Wann werde ich wieder aufstehen?‹ Dann dehnt sich die Nacht endlos aus, und ich werde des Hin- und Herwerfens (über)satt bis zum Morgengrauen.
Job GerMenge 7:5  Mein Leib hat sich mit Gewürm und erdiger Kruste umkleidet; meine Haut ist zusammengeschrumpft, um eiternd wieder aufzubrechen.
Job GerMenge 7:6  Meine Tage fliegen schneller dahin als ein Weberschiffchen und entschwinden hoffnungslos.
Job GerMenge 7:7  Bedenke, daß mein Leben nur ein Hauch ist! Mein Auge wird das Glück nie wieder zu sehen bekommen!
Job GerMenge 7:8  Das Auge dessen, der mich jetzt noch erblickt, wird mich bald nicht mehr schauen: suchen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr da.
Job GerMenge 7:9  Wie eine Wolke sich auflöst und zergeht, so kommt auch, wer ins Totenreich hinabgefahren ist, nicht wieder herauf:
Job GerMenge 7:10  nie kehrt er wieder in sein Haus zurück, und seine Wohnstätte weiß nichts mehr von ihm!«
Job GerMenge 7:11  »So will nun auch ich meinem Munde nicht wehren, will in der Angst meines Herzens reden, in der Verzweiflung meiner Seele klagen.
Job GerMenge 7:12  Bin ich etwa ein Meer oder ein Seeungeheuer, daß du eine Wache gegen mich aufstellst?
Job GerMenge 7:13  Wenn ich denke: ›Trösten wird mich mein Lager, mein Bett wird mir meinen Jammer tragen helfen‹,
Job GerMenge 7:14  so ängstigst du mich durch Träume und schreckst mich durch Nachtgesichte auf,
Job GerMenge 7:15  so daß ich lieber erwürgt sein möchte, lieber den Tod sähe als dies mein Gerippe.
Job GerMenge 7:16  Nun habe ich’s satt, ich mag nicht ewig so leben: laß ab von mir, denn nur noch ein Hauch sind meine Tage.
Job GerMenge 7:17  Was ist der Mensch, daß du ihn so groß achtest und überhaupt dein Augenmerk auf ihn richtest?
Job GerMenge 7:18  Daß du alle Morgen nach ihm ausschaust und ihn alle Augenblicke prüfst?
Job GerMenge 7:19  Wann wirst du endlich deine Blicke von mir wegwenden und mir Ruhe gönnen, während ich nur meinen Speichel verschlucke?
Job GerMenge 7:20  Habe ich gesündigt: was habe ich dir damit geschadet, du Menschenbeobachter? Warum hast du mich zur Zielscheibe deiner Angriffe hingestellt, so daß ich mir selbst zur Last bin?
Job GerMenge 7:21  Und warum vergibst du mir meine Sünde nicht und schenkst meiner Schuld nicht Verzeihung? Denn jetzt werde ich mich in den Staub legen, und suchst du dann nach mir, so bin ich nicht mehr da.«
Chapter 8
Job GerMenge 8:2  »Wie lange noch willst du solche Reden führen, und wie lange noch sollen die Worte deines Mundes als Sturmwind daherfahren?
Job GerMenge 8:3  Beugt Gott etwa das Recht, oder verdreht der Allmächtige die Gerechtigkeit?
Job GerMenge 8:4  Nur wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt hatten, hat er sie die Folge ihrer Übertretung tragen lassen.
Job GerMenge 8:5  Wenn du aber Gott ernstlich suchst und zum Allmächtigen flehst,
Job GerMenge 8:6  wenn du dabei unsträflich und rechtschaffen bist: ja, dann wird er zu deinem Heil erwachen und deine Wohnung als eine Stätte der Gerechtigkeit wiederherstellen.
Job GerMenge 8:7  Da wird dann dein vormaliger Glücksstand klein erscheinen gegenüber der Größe deiner nachmaligen Lage.«
Job GerMenge 8:8  »Denn befrage nur das frühere Geschlecht und achte auf das, was ihre Väter erforscht haben!
Job GerMenge 8:9  Denn wir sind nur von gestern her und wissen nichts, weil unsere Tage nur ein Schatten auf Erden sind;
Job GerMenge 8:10  sie aber werden dich sicherlich belehren, werden dir’s sagen und aus der Tiefe ihrer Einsicht die Worte hervorgehen lassen:
Job GerMenge 8:11  ›Schießt Schilfrohr auf, wo kein Sumpf ist? Wächst Riedgras ohne Wasser auf?
Job GerMenge 8:12  Noch steht es in frischem Triebe, ist noch nicht reif zum Schnitt, da verdorrt es schon vor allem andern Gras.
Job GerMenge 8:13  So ergeht es auch allen, die Gott vergessen, und so wird die Hoffnung des Ruchlosen zunichte;
Job GerMenge 8:14  denn seine Zuversicht setzt er auf Sommerfäden, und das, worauf er vertraut, ist ein Spinngewebe.
Job GerMenge 8:15  Er lehnt sich an sein Haus, doch es hält nicht stand; er klammert sich fest daran, doch es bleibt nicht stehen.
Job GerMenge 8:16  Er strotzt von Saft auch in der Sonnenglut, und seine Schößlinge breiten sich über seinen Garten aus;
Job GerMenge 8:17  (sogar) um Steingeröll schlingen sich seine Wurzeln, und in Steingemäuer bohren sie sich hinein;
Job GerMenge 8:18  wenn aber er ihn von seiner Stätte wegreißt, so verleugnet diese ihn: Ich habe dich nie gesehen!
Job GerMenge 8:19  Siehe, das ist die Freude, die er von seinem Lebenswege hat, und aus dem Boden sprossen wieder andere auf.‹«
Job GerMenge 8:20  »Nein, Gott verwirft den Frommen nicht und reicht keinem Frevler die Hand.
Job GerMenge 8:21  Während er dir den Mund wieder mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit lautem Jubel,
Job GerMenge 8:22  werden deine Widersacher mit Schande bedeckt dastehen, und das Zelt der Frevler wird verschwunden sein.«
Chapter 9
Job GerMenge 9:2  »Gewiß, ich weiß, daß es sich so verhält, und wie könnte ein Mensch Gott gegenüber recht behalten?
Job GerMenge 9:3  Wenn es ihn gelüstete, sich mit Gott in einen Rechtsstreit einzulassen, so könnte er ihm auf tausend Fragen keine einzige Antwort geben.
Job GerMenge 9:4  Ist einer auch reich an Klugheit und stark an Kraft: wer hat ihm (Gott) je getrotzt und ist heil davongekommen?
Job GerMenge 9:5  Er ist es ja, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der sie in seinem Zorn umkehrt;
Job GerMenge 9:6  er macht die Erde aufbeben von ihrer Stätte, daß ihre Säulen ins Wanken geraten;
Job GerMenge 9:7  er gebietet der Sonne, so geht sie nicht auf, und legt die Sterne unter Siegel;
Job GerMenge 9:8  er spannt das Himmelszelt aus, er allein, und schreitet hoch auf den Meereswogen einher;
Job GerMenge 9:9  er hat das Bärengestirn und den Orion geschaffen, das Siebengestirn und die Kammern des Südens;
Job GerMenge 9:10  er vollführt große Dinge, daß sie nicht zu erforschen sind, und Wunderwerke, daß man sie nicht zählen kann.
Job GerMenge 9:11  Siehe, er geht an mir vorüber, doch ich sehe ihn nicht; er schwebt dahin, doch ich nehme ihn nicht wahr.
Job GerMenge 9:12  Wenn er hinwegrafft – wer will’s ihm wehren? Wer darf zu ihm sagen: ›Was machst du da?‹«
Job GerMenge 9:13  »Gott läßt von seinem Zorn nicht ab – unter ihn haben sich sogar die Helfer Rahabs beugen müssen –,
Job GerMenge 9:14  geschweige denn, daß ich ihm Rede stehen könnte und ihm gegenüber die rechten Worte zu wählen wüßte.
Job GerMenge 9:15  Wenn ich auch im Recht wäre, könnte ich ihm doch nicht antworten, sondern müßte ihn als meinen Richter noch anflehen!
Job GerMenge 9:16  Selbst wenn ich ihn vor Gericht zöge und er mir Rede stünde, würde ich doch nicht glauben, daß er meinen Aussagen Gehör schenkte;
Job GerMenge 9:17  nein, er würde im Sturmesbrausen mich zermalmen und meine Wunden ohne Ursache zahlreich machen;
Job GerMenge 9:18  er würde mich nicht zu Atem kommen lassen, sondern mich mit bitteren Leiden sättigen.
Job GerMenge 9:19  Kommt es auf die Kraft des Starken an, so würde er sagen: ›Hier bin ich!‹, und handelt es sich um ein Rechtsverfahren: ›Wer will mich vorladen?‹
Job GerMenge 9:20  Wäre ich auch im Recht, so müßte doch mein eigener Mund mich verdammen, und wäre ich schuldlos, so würde er mich doch als schuldig erscheinen lassen.«
Job GerMenge 9:21  »Schuldlos bin ich! Mir liegt nichts an meinem Leben; ich achte mein Dasein für nichts!
Job GerMenge 9:22  Es kommt auf eins heraus, darum spreche ich es frei aus: Den Unschuldigen vernichtet er wie den Bösewicht.
Job GerMenge 9:23  Wenn die Geißel (schwerer Volksplagen) jähen Tod bringt, so lacht er über die Verzweiflung der Unschuldigen.
Job GerMenge 9:24  Ist ein Land in die Hand eines Frevlers gegeben, so verhüllt er die Augen seiner Richter; wenn er es nicht tut – wer denn sonst?
Job GerMenge 9:25  Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sind entschwunden, ohne das Glück gesehen zu haben;
Job GerMenge 9:26  sie sind dahingeschossen wie Rohrkähne, wie ein Adler, der auf seine Beute stößt.
Job GerMenge 9:27  Wenn ich mir vornehme: ›Ich will meinen Jammer vergessen, will mein finsteres Aussehen abtun und heiter blicken!‹,
Job GerMenge 9:28  so faßt mich doch immer wieder ein Schauder vor allen meinen Schmerzen; ich weiß ja, daß du (o Gott) mich nicht für schuldlos erklären wirst.«
Job GerMenge 9:29  »Ich muß nun einmal als schuldig gelten: wozu soll ich mich da noch vergebens mühen?
Job GerMenge 9:30  Wenn ich mich auch mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte,
Job GerMenge 9:31  so würdest du mich doch in die schlammgefüllte Grube eintauchen, so daß meine eigenen Kleider sich vor mir ekelten.
Job GerMenge 9:32  Denn Gott ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm Rede stünde, daß wir zusammen vor Gericht treten könnten;
Job GerMenge 9:33  es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide legen könnte.
Job GerMenge 9:34  Er nehme seine Rute von mir weg und lasse seinen Schrecken mich nicht mehr ängstigen:
Job GerMenge 9:35  so will ich reden, ohne mich vor ihm zu fürchten; denn nicht also bin ich’s mir bewußt (daß ich ihn fürchten müßte).«
Chapter 10
Job GerMenge 10:1  »Mir ekelt vor meinem Leben: so will ich denn meiner Klage über ihn freien Lauf lassen, will reden in der Verzweiflung meiner Seele!
Job GerMenge 10:2  Ich will zu Gott sagen: ›Behandle mich nicht als einen Frevler! Laß mich wissen, warum du gegen mich im Streite liegst!
Job GerMenge 10:3  Ist es wohlgetan von dir, daß du gewaltsam verfährst, daß du das Gebilde deiner Hände verwirfst, während du zu den Anschlägen der Frevler dein Licht leuchten läßt?
Job GerMenge 10:4  Sind deine Augen von Fleisch, oder siehst du die Dinge so an, wie Menschen sie sehen?
Job GerMenge 10:5  Gleichen deine Tage denen eines Sterblichen, oder sind deine Jahre wie die Lebenstage eines Mannes,
Job GerMenge 10:6  daß du nach einer Verschuldung bei mir suchst und nach einer Missetat bei mir forschest,
Job GerMenge 10:7  obgleich du weißt, daß es für mich keine Rettung gibt, und daß niemand da ist, der mich aus deiner Hand erretten kann?«
Job GerMenge 10:8  »Deine Hände haben mich kunstvoll gebildet und sorgsam gestaltet, danach aber hast du dich dazu gewandt, mich zu vernichten.
Job GerMenge 10:9  Denke doch daran, daß du mich wie Ton geformt hast; und nun willst du mich wieder zu Staub machen?
Job GerMenge 10:10  Hast du mich nicht einstmals wie Milch hingegossen und wie Molken mich gerinnen lassen?
Job GerMenge 10:11  Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten;
Job GerMenge 10:12  Leben und Huld hast du mir gewährt, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt.
Job GerMenge 10:13  Doch du hast dabei im geheimen den Gedanken gehegt – ich weiß, daß dies bei dir fest beschlossen gewesen ist –:
Job GerMenge 10:14  Sobald ich sündigte, wolltest du es mir gedenken und mich von meiner Verfehlung nicht freisprechen.
Job GerMenge 10:15  Würde ich mich verschulden, dann wehe mir! Aber auch wenn ich schuldlos bliebe, sollte ich doch mein Haupt nicht erheben, sondern mit Schande gesättigt und mit Elend vollauf getränkt werden;
Job GerMenge 10:16  würde mein Haupt sich aber emporrichten: wie ein Löwe wolltest du mich jagen und immer wieder deine Wundermacht an mir erweisen;
Job GerMenge 10:17  wolltest immer neue Zeugen gegen mich auftreten lassen und deinen Zorn gegen mich noch steigern, ein immer neues Heer von Leiden gegen mich aufbieten.«
Job GerMenge 10:18  »Aber warum hast du mich aus dem Mutterschoß hervorgehen lassen? Ich hätte verscheiden sollen, noch ehe ein Auge mich sah,
Job GerMenge 10:19  hätte werden sollen, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterschoß weg sogleich zum Grabe getragen!
Job GerMenge 10:20  Sind nicht meine Lebenstage nur noch wenige? So höre doch auf und laß ab von mir, damit ich noch ein wenig heiter blicken kann,
Job GerMenge 10:21  bevor ich, ohne zurückzukehren, dahinfahre in das Land der Finsternis und des Todesschattens,
Job GerMenge 10:22  in das Land, das düster ist wie tiefe Nacht, in das Land des Todesschattens und des Wustes, wo das Aufleuchten (des Tages) so hell ist wie Finsternis.«
Chapter 11
Job GerMenge 11:2  »Soll (dieser) Wortschwall ohne Antwort bleiben und dieser Zungenheld recht behalten?
Job GerMenge 11:3  Dein Gerede sollte Männer zum Schweigen bringen, und du solltest höhnen dürfen, ohne von jemand widerlegt zu werden?!«
Job GerMenge 11:4  Du hast ja doch behauptet: ›Meine Darlegung ist richtig‹, und: ›Ich stehe unsträflich in deinen Augen da!‹
Job GerMenge 11:5  Ach, möchte Gott doch reden und seine Lippen gegen dich auftun
Job GerMenge 11:6  und dir die verborgenen Tiefen der Weisheit offenbaren, daß sie allseitig an wahrem Wissen sind! Dann würdest du erkennen, daß Gott dir einen Teil deiner Sündenschuld noch zugute hält.
Job GerMenge 11:7  Kannst du den Urgrund der Gottheit erreichen oder bis zur Vollkommenheit des Allmächtigen vordringen?
Job GerMenge 11:8  Himmelhoch ist sie – was kannst du denn erreichen? Tiefer als das Totenreich ist sie – wie weit reicht denn dein Wissen?
Job GerMenge 11:9  Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer.
Job GerMenge 11:10  Wenn er daherfährt und in Verhaft nimmt und zur Gerichtsverhandlung ruft – wer will ihm da wehren?
Job GerMenge 11:11  Denn er kennt die nichtswürdigen Leute und nimmt das Unrecht wahr, ohne besonderer Aufmerksamkeit zu bedürfen.«
Job GerMenge 11:12  »Da muß selbst ein Hohlkopf zu Verstand kommen und ein Wildeselfüllen zum Menschen umgeboren werden.
Job GerMenge 11:13  Wenn du nun dein Herz in die rechte Verfassung setzen und deine Hände zu ihm ausbreiten wolltest –
Job GerMenge 11:14  klebt eine Schuld an deiner Hand, so entferne sie und laß in deinen Zelten kein Unrecht wohnen! –:
Job GerMenge 11:15  ja, dann könntest du dein Angesicht vorwurfsfrei erheben und würdest wie aus Erz gegossen dastehen, frei von aller Furcht;
Job GerMenge 11:16  ja, dann würdest du dein Leiden vergessen, würdest daran zurückdenken wie an Wasser, das sich verlaufen hat.
Job GerMenge 11:17  Heller als der Mittag würde das Leben dir aufgehen; mag auch einmal Dunkel dich umgeben, wie lichter Morgen würde es werden.
Job GerMenge 11:18  Du würdest dich dessen getrösten, daß noch Hoffnung vorhanden sei, und wenn du Umschau hieltest, getrost dich zum Schlafen niederlegen;
Job GerMenge 11:19  du würdest dich lagern, ohne von jemand aufgeschreckt zu werden, und viele würden sich um deine Gunst bemühen.
Job GerMenge 11:20  Dagegen die Augen der Frevler erlöschen: für sie ist jede Möglichkeit zum Entfliehen verloren, und ihre (einzige) Hoffnung ist – die Seele auszuhauchen!«
Chapter 12
Job GerMenge 12:2  »Wahrhaftig, ihr seid das Volk, und mit euch wird die Weisheit aussterben!
Job GerMenge 12:3  Ich besitze auch Verstand ebensogut wie ihr: ich stehe hinter euch nicht zurück; wem sollten auch derartige Dinge unbekannt sein?
Job GerMenge 12:4  Dem eigenen Freunde muß ich zum Spott dienen, ich, der ich vordem Gott angerufen und auch Erhörung gefunden habe! Zum Spott muß der Gerechte, der Fromme dienen!
Job GerMenge 12:5  Dem Unglück gebührt Verachtung nach der Ansicht des sich sicher Fühlenden: ein Stoß noch denen, deren Fuß bereits wankt!
Job GerMenge 12:6  In Ruhe liegen die Zelte von Gewalttätigen da, und in Sicherheit leben die, welche Gott Trotz bieten, ein jeder, der seinen Gott in seiner Faust führt.«
Job GerMenge 12:7  »Aber frage doch das Vieh, das wird dich’s lehren, und die Vögel des Himmels, die werden dir’s kundtun;
Job GerMenge 12:8  oder betrachte (den Wurm auf der) Erde, er wird dich’s lehren, und die Fische des Meeres werden dir’s bezeugen:
Job GerMenge 12:9  wer von diesen allen wüßte nicht, daß die Hand des HERRN diese Welt geschaffen hat,
Job GerMenge 12:10  er, in dessen Hand die Seele aller lebenden Geschöpfe liegt und der Odem eines jeden Menschenwesens?
Job GerMenge 12:11  Soll nicht das Ohr die Worte prüfen, gleichwie der Gaumen sich die Speisen kostend auswählt?
Job GerMenge 12:12  ›Bei den Greisen soll die Weisheit wohnen, und langes Leben Einsicht verleihen?‹
Job GerMenge 12:13  Nein, bei ihm wohnt Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht!«
Job GerMenge 12:14  »Siehe, wenn er niederreißt, so wird nicht wieder aufgebaut; wen er einkerkert, dem wird nicht wieder aufgetan.
Job GerMenge 12:15  Siehe, wenn er die Wasser hemmt, so versiegen sie, und wenn er sie entfesselt, so wühlen sie die Erde um.
Job GerMenge 12:16  Bei ihm ist Kraft und vollkommenes Wissen: ihm fällt der Irrende wie der Irreführende in die Hände.
Job GerMenge 12:17  Er läßt Ratsherren als Barfüßige hinwegziehen und erweist Richter als Toren;
Job GerMenge 12:18  die Zwingherrschaft von Königen löst er auf und schlingt ihnen einen Strick um die eigenen Hüften;
Job GerMenge 12:19  Priester führt er als Barfüßige hinweg und bringt die im Amt Ergrauten zu Fall;
Job GerMenge 12:20  erprobten Wortführern entzieht er die Rede und benimmt den Greisen das gesunde Urteil;
Job GerMenge 12:21  über Edle gießt er Schande aus und löst den Schwertgurt von Gewalthabern;
Job GerMenge 12:22  Tiefverborgenes enthüllt er aus dem Dunkel heraus und zieht finstere Nacht ans Licht hervor;
Job GerMenge 12:23  er läßt Völker groß aufwachsen und vernichtet sie wieder; er breitet Völker weit aus und läßt sie dann verschleppen;
Job GerMenge 12:24  er raubt den Volkshäuptern des Landes den Verstand und läßt sie umherirren in pfadloser Einöde,
Job GerMenge 12:25  daß sie in lichtloser Finsternis tappen, und er läßt sie umherirren wie Trunkene.«
Chapter 13
Job GerMenge 13:1  »Seht, dies alles hat mein Auge gesehen, hat mein Ohr gehört und es sich gemerkt.
Job GerMenge 13:2  Soviel ihr wißt, weiß ich auch: ich stehe hinter euch nicht zurück.
Job GerMenge 13:3  Doch ich will zum Allmächtigen reden und trage Verlangen, mich mit Gott auseinanderzusetzen.
Job GerMenge 13:4  Ihr dagegen seid nur Lügenschmiede, Pfuscherärzte allesamt.
Job GerMenge 13:5  O wolltet ihr doch ganz stille schweigen: das würde euch als Weisheit angerechnet werden.
Job GerMenge 13:6  Hört doch meine Rechtfertigung an und achtet auf die Entgegnungen meiner Lippen!
Job GerMenge 13:7  Wollt ihr Gott zur Ehre Lügen reden und ihm zuliebe Trug vorbringen?
Job GerMenge 13:8  Wollt ihr Parteilichkeit zu seinen Gunsten üben oder Gottes Sachwalter spielen?
Job GerMenge 13:9  Würde es gut für euch ablaufen, wenn er euch ins Verhör nimmt, oder könnt ihr ihn narren, wie man Menschen narrt?
Job GerMenge 13:10  Mit aller Strenge wird er euch strafen, wenn ihr im geheimen Partei (für ihn) ergreift.
Job GerMenge 13:11  Wird nicht sein bloßes Sich-Erheben euch fassungslos machen und Schrecken vor ihm euch befallen?
Job GerMenge 13:12  Eure Denksprüche sind Sprüche so lose wie Asche, eure Schanzen erweisen sich als Schanzen von Lehm!«
Job GerMenge 13:13  »So schweigt denn vor mir still: ich will reden, es mag über mich hereinfahren, was da will!
Job GerMenge 13:14  Warum sollte ich mein Fleisch in meinen Zähnen forttragen und meine Seele in meine offene Hand legen?
Job GerMenge 13:15  Er wird mich ja doch töten, ich habe auf nichts mehr zu hoffen; nur meinen bisherigen Wandel will ich offen vor ihm darlegen.
Job GerMenge 13:16  Schon das muß mir zugute kommen, denn kein Heuchler darf ihm vor die Augen treten.
Job GerMenge 13:17  So hört denn meine Rede aufmerksam an und laßt meine Darlegung in euer Ohr dringen!
Job GerMenge 13:18  Seht doch: ich bin zum Rechtsstreit gerüstet! Ich weiß, daß ich, ja ich, recht behalten werde.
Job GerMenge 13:19  Wer ist es, der mit mir rechten dürfte? Denn in diesem Fall wollte ich lieber verstummen und den Tod erleiden!
Job GerMenge 13:20  Nur zweierlei tu mir dabei nicht an (o Gott), dann will ich mich vor deinem Angesicht nicht verbergen:
Job GerMenge 13:21  ziehe deine Hand von mir zurück und laß deine schreckliche Erscheinung mich nicht ängstigen!
Job GerMenge 13:22  Dann rufe mich, so will ich mich verantworten; oder ich will reden, und du entgegne mir!«
Job GerMenge 13:23  »Wie viele Übertretungen und Missetaten habe ich (begangen)? Meine Übertretung und meine Sünde laß mich wissen!
Job GerMenge 13:24  Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir und siehst in mir deinen Feind?
Job GerMenge 13:25  Willst du ein verwehtes Blatt noch aufschrecken und einem dürren Strohhalm noch nachjagen,
Job GerMenge 13:26  daß du mir so bittere Arzneien verschreibst und mich sogar die Verfehlungen meiner Jugend büßen läßt?
Job GerMenge 13:27  Daß du meine Füße in den Block legst und alle meine Pfade überwachst, meinen Füßen jede freie Bewegung entziehst,
Job GerMenge 13:28  mir, einem Manne, der wie ein vom Wurm zerfressenes Gerät zerfällt, wie ein Kleid, das die Motten zernagt haben?«
Chapter 14
Job GerMenge 14:1  »Der Mensch, vom Weibe geboren, ist arm an Lebenszeit, aber überreich an Unruhe:
Job GerMenge 14:2  wie eine Blume sprießt er auf und verwelkt, er flieht wie ein Schatten dahin und hat keinen Bestand.
Job GerMenge 14:3  Dennoch hältst du über einem solchen (Wesen) deine Augen offen und ziehst ihn vor deinen Richterstuhl!
Job GerMenge 14:4  Wie könnte wohl ein Reiner von Unreinen herkommen? nein, nicht ein einziger.
Job GerMenge 14:5  Wenn denn seine Tage genau bemessen sind, wenn die Zahl seiner Monde bei dir feststeht und du ihm eine Grenze gesetzt hast, die er nicht überschreiten darf,
Job GerMenge 14:6  so wende doch deine Blicke von ihm weg, damit er Ruhe habe, bis er wie ein Tagelöhner mit Befriedigung auf seinen Tag hinblicken kann!«
Job GerMenge 14:7  »Denn für einen Baum bleibt eine Hoffnung bestehen: wird er abgehauen, so schlägt er von neuem aus, und seine Schößlinge hören nicht auf.
Job GerMenge 14:8  Wenn auch seine Wurzel in der Erde altert und sein Stumpf im Boden abstirbt,
Job GerMenge 14:9  so treibt er doch vom Duft des Wassers neue Sprossen und bringt Zweige hervor wie ein junges Reis.
Job GerMenge 14:10  Wenn aber ein Mann stirbt, so liegt er hingestreckt da, und wenn ein Mensch verscheidet, wo ist er dann?
Job GerMenge 14:11  Wie das Wasser aus einem Teich verdunstet und ein Strom versiegt und austrocknet,
Job GerMenge 14:12  so legt der Mensch sich nieder und steht nicht wieder auf: bis der Himmel nicht mehr ist, erwachen sie nicht wieder und werden aus ihrem Schlaf nicht aufgerüttelt.«
Job GerMenge 14:13  »O wenn du mich doch im Totenreiche verwahrtest, mich dort verbergen wolltest, bis dein Zorn sich gelegt hätte, mir eine Frist bestimmtest und dann meiner gedächtest!
Job GerMenge 14:14  Doch wenn der Mensch gestorben ist – kann er wohl wieder aufleben? Dann wollte ich alle Tage meines Frondienstes harren, bis die Ablösung für mich käme:
Job GerMenge 14:15  dann würdest du rufen und ich gäbe dir Antwort; nach dem Werk deiner Hände würdest du Verlangen tragen;
Job GerMenge 14:16  ja, dann würdest du meine Schritte sorglich zählen, über einen Fehltritt von mir kein strenger Wächter sein;
Job GerMenge 14:17  nein, versiegelt würde meine Übertretung in einem Bündel liegen, und meine Schuld hättest du verklebt.
Job GerMenge 14:18  Doch nein – Berge stürzen in sich zusammen, und Felsen werden von ihrer Stelle weggerückt,
Job GerMenge 14:19  Steine höhlt das Wasser aus, und seine Güsse schwemmen das Erdreich weg: so machst du auch die Hoffnung des Menschen zunichte.
Job GerMenge 14:20  Du überwältigst ihn auf ewig, und er muß davon; sein Antlitz entstellend, läßt du ihn dahinfahren.
Job GerMenge 14:21  Gelangen seine Kinder zu Ehren – er weiß nichts davon; und sinken sie in Schande hinab – er achtet nicht auf sie.
Job GerMenge 14:22  Nur seines eigenen Leibes Schmerzen fühlt er, und nur um sich selbst empfindet seine Seele Trauer.«
Chapter 15
Job GerMenge 15:2  »Wird wohl ein Weiser windiges Wissen als Antwort vortragen und seine Lunge mit (bloßem) Ostwind blähen,
Job GerMenge 15:3  um sich mit Reden zu verantworten, die nichts taugen, und mit Worten, durch die er nichts nützt?
Job GerMenge 15:4  Dazu vernichtest du die fromme Scheu und tust der Andachtsstille Abbruch, die Gott gebührt;
Job GerMenge 15:5  denn dein Schuldbewußtsein macht deinen Mund beredt, und du wählst die Sprache der Verschmitzten.
Job GerMenge 15:6  Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich, und deine eigenen Lippen zeugen gegen dich.
Job GerMenge 15:7  Bist du etwa als erster der Menschen geboren und noch vor den Bergen auf die Welt gekommen?
Job GerMenge 15:8  Hast du im Rate Gottes als Zuhörer gelauscht und dort die Weisheit an dich gerissen?
Job GerMenge 15:9  Was weißt du denn, das wir nicht auch wüßten? was verstehst du, das uns nicht auch bekannt wäre?
Job GerMenge 15:10  Auch unter uns sind Ergraute, sind Weißköpfe, reicher noch als dein Vater an Lebenstagen.
Job GerMenge 15:11  Sind dir die Tröstungen Gottes minderwertig, und gilt ein Wort der Sanftmut nichts bei dir?
Job GerMenge 15:12  Was reißt deine Leidenschaft dich fort, und was rollen deine Augen,
Job GerMenge 15:13  daß du gegen Gott deine Wut richtest und (solche) Reden deinem Munde entfahren läßt?
Job GerMenge 15:14  Was ist der Mensch, daß er rein sein könnte, und der vom Weibe Geborene, daß er als gerecht dastände?
Job GerMenge 15:15  Bedenke doch: selbst seinen heiligen (Engeln) traut er nicht, und nicht einmal der Himmel ist rein in seinen Augen:
Job GerMenge 15:16  geschweige denn der Abscheuliche und Entartete, der Mensch, dem Unrechttun wie Wassertrinken ist!«
Job GerMenge 15:17  »Ich will dich unterweisen: höre mir zu; und was ich gesehen habe, will ich berichten,
Job GerMenge 15:18  was die Weisen von ihren Vätern überkommen und ohne Hehl verkündigt haben –
Job GerMenge 15:19  ihnen war noch allein das Land übergeben, und noch kein Fremder war unter ihnen umhergezogen –:
Job GerMenge 15:20  ›Sein ganzes Leben lang muß der Frevler sich ängstigen, und zwar alle die Jahre hindurch, die dem Gewalttätigen beschieden sind.
Job GerMenge 15:21  Schreckensrufe dringen ihm laut ins Ohr; mitten im ruhigen Glück überfällt ihn der Verderber;
Job GerMenge 15:22  er hegt keine Zuversicht, aus der Finsternis wieder herauszukommen, und ist (in seiner Angst) für das Schwert ausersehen.
Job GerMenge 15:23  Er irrt nach Brot umher – wo findet er’s? Er weiß, daß durch ihn der Tag des Verderbens festgesetzt ist.
Job GerMenge 15:24  Angst und Bangigkeit schrecken ihn: sie überwältigen ihn wie ein König, der zum Sturm gerüstet ist.
Job GerMenge 15:25  Weil er seine Hand gegen Gott erhoben und dem Allmächtigen Trotz geboten hat –
Job GerMenge 15:26  er stürmte gegen ihn an mit emporgerecktem Halse, mit den dichten Buckeln seiner Schilde –
Job GerMenge 15:27  weil er sein Gesicht von Fett hatte strotzen lassen und Schmer an seinen Lenden angesetzt
Job GerMenge 15:28  und sich in gebannten Städten angesiedelt hatte, in Häusern, die unbewohnt bleiben sollten, die zu Trümmerhaufen bestimmt waren:
Job GerMenge 15:29  so bringt er’s nicht zu Reichtum, und sein Wohlstand hat keinen Bestand, und seine Sichel neigt sich nicht zur Erde.
Job GerMenge 15:30  Er kommt nicht aus der Finsternis heraus; seine Schößlinge versengt die Gluthitze, und er selbst vergeht durch den Zornhauch des Mundes Gottes.
Job GerMenge 15:31  Er verlasse sich nicht auf Trug: er täuscht sich nur; denn Trug wird auch das sein, was er durch seinen eigenen (Trug) erzielt:
Job GerMenge 15:32  ehe noch seine Zeit da ist, erfüllt sich sein Geschick, während sein Wipfel noch nicht gegrünt hat.
Job GerMenge 15:33  Wie der Weinstock stößt er seine Beeren unreif ab und läßt wie der Ölbaum seine Blüten abfallen.
Job GerMenge 15:34  Denn die Rotte des Frevlers bleibt ohne Frucht, und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung.
Job GerMenge 15:35  Mit Unheil gehen sie schwanger und gebären Frevel, und ihr Inneres bringt nur Selbsttäuschung zutage.‹«
Chapter 16
Job GerMenge 16:2  »Dergleichen habe ich nun schon vieles gehört: leidige Tröster seid ihr allesamt!
Job GerMenge 16:3  Haben die windigen Reden nun ein Ende? Oder was drängt dich dazu, mir noch weiter zu erwidern?
Job GerMenge 16:4  Auch ich könnte reden wie ihr – o wärt ihr nur an meiner Stelle! –, ich würde (aber) freundliche Worte gegen euch aufbringen und beifällig mit dem Kopfe euch zunicken;
Job GerMenge 16:5  ich wollte euch mit meinem Munde Mut zusprechen, und das Beileid meiner Lippen sollte euch Trost bringen!«
Job GerMenge 16:6  »Wenn ich rede, wird mein Schmerz nicht gelindert, und wenn ich’s unterlasse – um was werde ich erleichtert?
Job GerMenge 16:7  Doch nunmehr hat er meine Kraft erschöpft! Verwüstet hast du meinen ganzen Hausstand
Job GerMenge 16:8  und hast mich gepackt; das muß als Zeugnis gegen mich gelten, und mein Siechtum tritt gegen mich auf, klagt mich ins Angesicht an.
Job GerMenge 16:9  Sein Zorn hat mich zerfleischt und befeindet; er hat mit den Zähnen gegen mich geknirscht; als mein Gegner wirft er mir durchbohrende Blicke zu.
Job GerMenge 16:10  Ihr Maul haben sie gegen mich aufgerissen, unter Schmähung mir Faustschläge ins Gesicht versetzt; zusammen hat man sich vollzählig gegen mich aufgestellt.
Job GerMenge 16:11  Gott hat mich Bösewichten preisgegeben und mich in die Hände von Frevlern fallen lassen.
Job GerMenge 16:12  In Frieden lebte ich, da schreckte er mich auf, faßte mich beim Genick und schmetterte mich nieder und ließ mich nur wieder aufstehen, damit ich ihm als Zielscheibe diente:
Job GerMenge 16:13  seine Pfeile umschwirren mich, er durchbohrt mir die Nieren erbarmungslos, läßt mein Herzblut zur Erde fließen.
Job GerMenge 16:14  Er schlägt mir Wunde auf Wunde, stürmt gegen mich an wie ein wilder Krieger.
Job GerMenge 16:15  Das Trauergewand habe ich mir um den krustigen Leib geheftet und mein Horn tief in den Staub hineingebohrt.
Job GerMenge 16:16  Mein Gesicht ist vom Weinen hochgerötet, und auf meinen Augenlidern lagert Todesschatten,
Job GerMenge 16:17  obwohl keine Schuld an meinen Händen klebt und mein Gebet aufrichtig ist.«
Job GerMenge 16:18  »O Erde, decke mein Blut nicht zu, und mein Wehgeschrei finde keine Ruhestatt!
Job GerMenge 16:19  Schon jetzt – wisset es wohl! – ist ein Zeuge für mich im Himmel vorhanden und mein Bürge in der Höhe.
Job GerMenge 16:20  Meine Freunde verhöhnen mich – zu Gott blickt mein Auge tränenvoll empor,
Job GerMenge 16:21  daß er dem Manne Recht schaffe Gott gegenüber und zwischen dem Menschen und seinem Freunde entscheide.
Job GerMenge 16:22  Denn nur noch wenige Jahre werden kommen, dann werde ich den Pfad wandeln, auf dem es keine Rückkehr für mich gibt.
Chapter 17
Job GerMenge 17:1  Meine Lebenskraft ist gebrochen, meine Tage sind erloschen; nur die Gräberstätte wartet meiner noch!«
Job GerMenge 17:2  »Wahrlich, der Spott treibt sein Spiel mit mir, und mein Auge muß auf ihren Beleidigungen weilen!
Job GerMenge 17:3  O setze doch das Pfand ein, verbürge dich doch für mich bei dir selbst! Wer sollte sonst als Bürge mir den Handschlag leisten?
Job GerMenge 17:4  Denn ihr Herz hast du der Einsicht verschlossen; darum kannst du sie auch nicht obsiegen lassen.
Job GerMenge 17:5  Wenn jemand seine Freunde verrät, um etwas von ihrem Besitz an sich zu bringen, so werden die Augen seiner Kinder dafür verschmachten.
Job GerMenge 17:6  Und mich hat er für alle Welt zum Gespött gemacht, und ich muß mir ins Angesicht speien lassen;
Job GerMenge 17:7  da ist mein Auge vor Gram erloschen, und alle meine Glieder sind nur noch wie ein Schatten.
Job GerMenge 17:8  Darüber entsetzen sich die Rechtschaffenen, und der Unschuldige gerät in Empörung über den Ruchlosen.
Job GerMenge 17:9  Doch der Gerechte soll an seinem Wege festhalten, und wer reine Hände hat, soll an Kraft noch zunehmen.«
Job GerMenge 17:10  »Ihr alle aber, kommt immerhin aufs neue heran: ich werde doch keinen Weisen unter euch finden.
Job GerMenge 17:11  Meine Tage sind abgelaufen, meine Pläne vereitelt, die Bestrebungen meines Herzens!
Job GerMenge 17:12  Die Nacht wollen sie zum Tage machen: das Licht soll mir näher sein als die Finsternis!
Job GerMenge 17:13  Wenn ich schon das Totenreich als meine Behausung erwarte, in der Finsternis mir mein Lager schon ausgebreitet habe,
Job GerMenge 17:14  wenn ich dem Grabe bereits zugerufen habe: ›Mein Vater bist du!‹ und dem Gewürm: ›Meine Mutter und meine Schwester!‹ –
Job GerMenge 17:15  wo ist da noch eine Hoffnung für mich? Ja, eine Hoffnung für mich – wer mag sie erschauen?
Job GerMenge 17:16  Zu den Riegeln des Totenreichs fährt sie (die Hoffnung) hinab, wenn zugleich (für den Leib) im Staube Ruhe sein wird.«
Chapter 18
Job GerMenge 18:2  »Wie lange wollt ihr noch Jagd auf (bloße) Worte machen? Nehmt Verstand an: dann wollen wir reden!
Job GerMenge 18:3  Warum werden wir den vernunftlosen Tieren gleichgeachtet, von euch als vernagelt angesehen?
Job GerMenge 18:4  Du, der in seinem Zorn sich selbst zerfleischt – soll um deinetwillen die Erde menschenleer werden und der Fels von seiner Stelle wegrücken?«
Job GerMenge 18:5  »Jawohl, das Licht des Frevlers wird erlöschen und die Flamme seines Herdfeuers nicht mehr leuchten;
Job GerMenge 18:6  das Licht wird dunkel werden in seinem Zelt, und seine Leuchte erlischt über ihm;
Job GerMenge 18:7  seine sonst so rüstigen Schritte werden kurz, und seine eigenen Anschläge bringen ihn zu Fall;
Job GerMenge 18:8  denn er wird von seinen eigenen Füßen ins Netz getrieben, und auf Fallgittern wandelt er dahin.
Job GerMenge 18:9  Die Schlinge erfaßt seine Ferse, der Fallstrick hält ihn fest;
Job GerMenge 18:10  am Boden liegt das Fanggarn für ihn verborgen, und die Falle wartet seiner auf dem Pfade.
Job GerMenge 18:11  Ringsum ängstigen ihn Schrecknisse und hetzen ihn auf Schritt und Tritt.
Job GerMenge 18:12  Das ihm bestimmte Unheil hungert nach ihm, und das Verderben steht zu seinem Sturz bereit.
Job GerMenge 18:13  Es frißt die Glieder seines Leibes, es frißt seine Glieder der erstgeborene Sohn des Todes.
Job GerMenge 18:14  Herausgerissen wird er aus seinem Zelt, wo er sich sicher fühlte, und es treibt ihn hin zum König der Schrecken.
Job GerMenge 18:15  In seinem Zelt haust eine Bewohnerschaft, die nicht zu ihm gehört; Schwefel wird auf seine Wohnstätte gestreut.
Job GerMenge 18:16  Unten verdorren seine Wurzeln, und oben verwelken seine Zweige.
Job GerMenge 18:17  Das Andenken an ihn verschwindet von der Erde, und kein Name verbleibt ihm draußen weit und breit;
Job GerMenge 18:18  er stößt ihn aus dem Licht in die Finsternis hinaus und verjagt ihn vom Erdenrund.
Job GerMenge 18:19  Nicht Sproß noch Schoß bleibt ihm in seinem Volk erhalten, und kein Überlebender findet sich in seinen Wohnsitzen.
Job GerMenge 18:20  Ob seinem Gerichtstage schaudern die im Westen Wohnenden, und die Leute im Osten erfaßt Entsetzen.
Job GerMenge 18:21  Ja, so ergeht es den Wohnungen des Frevlers und so der Stätte des Gottesverächters!«
Chapter 19
Job GerMenge 19:2  »Wie lange wollt ihr mein Herz noch betrüben und mich mit Reden martern?
Job GerMenge 19:3  Schon zehnmal habt ihr mich geschmäht; ihr schämt euch nicht, mir wehzutun!
Job GerMenge 19:4  Und hätte ich mich wirklich verfehlt, so wäre doch meine Verfehlung meine eigene Sache.
Job GerMenge 19:5  Wollt ihr wirklich gegen mich großtun, so erbringt mir den Beweis für das mich Beschämende!
Job GerMenge 19:6  Erkennt doch, daß Gott mir unrecht getan und mich mit seinem Fangnetz rings umgarnt hat!«
Job GerMenge 19:7  »Seht: schreie ich über Gewalttat, so finde ich keine Erhörung; rufe ich um Hilfe, so gibt es keinen Rechtsspruch.
Job GerMenge 19:8  Den Weg hat er mir vermauert, so daß ich nicht weiterschreiten kann, und über meine Pfade hat er Finsternis ausgebreitet.
Job GerMenge 19:9  Meiner Ehre hat er mich entkleidet und die Krone mir vom Haupte weggenommen.
Job GerMenge 19:10  Er hat mich niedergerissen um und um, so daß es aus mit mir ist, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum.
Job GerMenge 19:11  Er hat seinen Zorn gegen mich lodern lassen und mich seinen Feinden gleichgeachtet.
Job GerMenge 19:12  Allzumal sind seine Kriegerscharen herangerückt, haben sich einen Weg zum Angriff gegen mich aufgeschüttet und sich rings um mein Zelt her gelagert.
Job GerMenge 19:13  Meine Brüder haben sich fern von mir gehalten, und meine Bekannten sind mir ganz entfremdet;
Job GerMenge 19:14  meine Verwandten bleiben weg, und meine vertrauten Freunde haben mich vergessen;
Job GerMenge 19:15  meine Hausgenossen und selbst meine Mägde sehen in mir einen Fremden: ein Unbekannter bin ich in ihren Augen geworden.
Job GerMenge 19:16  Rufe ich meinen Knecht, so antwortet er mir nicht: ich muß ihn anflehen und ihm gute Worte geben.
Job GerMenge 19:17  Mein Atem ist meinem Weibe zuwider und mein übler Geruch meinen leiblichen Brüdern.
Job GerMenge 19:18  Selbst die Buben mißachten mich: mache ich (vergebliche) Versuche zum Aufstehen, so verspotten sie mich.
Job GerMenge 19:19  Allen meinen Vertrauten ekelt vor mir, und die ich liebgehabt habe, stehen mir feindlich gegenüber.
Job GerMenge 19:20  An meiner Haut und meinem Fleisch kleben meine Knochen, und von meinen Zähnen habe ich nur die Haut übrigbehalten.«
Job GerMenge 19:21  »Habt Mitleid, habt Mitleid mit mir, ihr meine Freunde! Denn Gottes Hand hat mich schwer getroffen.
Job GerMenge 19:22  Warum verfolgt ihr mich ebenso wie Gott und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen?
Job GerMenge 19:23  O daß doch meine Worte aufgeschrieben, o daß sie in ein Buch eingetragen würden,
Job GerMenge 19:24  mit eisernem Griffel in Blei eingegraben, auf ewig in den Felsen eingehauen würden!
Job GerMenge 19:25  Ich aber, ich weiß, daß mein Löser lebt und als letzter auf dem Staube auftreten wird;
Job GerMenge 19:26  und danach werde ich, mag jetzt auch meine Haut so ganz zerfetzt und ich meines Fleisches ledig sein, Gott schauen,
Job GerMenge 19:27  den ich schauen werde mir zum Heil und den meine Augen sehen werden, und zwar nicht mehr als einen Entfremdeten, ihn, um den sich mir das Herz in der Brust abgehärmt hat.
Job GerMenge 19:28  Wenn ihr aber sagt: ›Wie wollen wir ihn verfolgen!‹ und ›der letzte Grund der Sache sei in mir selbst zu finden‹,
Job GerMenge 19:29  so fürchtet euch vor dem Schwert – denn derartige Verschuldungen verdienen die Strafe des Schwertes –, damit ihr erkennt, daß es noch ein Gericht gibt!«
Chapter 20
Job GerMenge 20:2  »Eben darum veranlassen meine Gedanken mich zu einer Antwort, und eben deswegen bin ich innerlich erregt:
Job GerMenge 20:3  eine mich beschimpfende Zurechtweisung muß ich hören! Doch der Geist gibt mir eine Antwort aus meiner Einsicht ein.«
Job GerMenge 20:4  »Kennst du nicht die Wahrheit von alters her, seitdem der Mensch seinen Wohnsitz auf der Erde hat,
Job GerMenge 20:5  daß das Frohlocken der Frevler von kurzer Dauer ist und die Freude der Ruchlosen nur einen Augenblick währt?
Job GerMenge 20:6  Sollte auch sein Dünkel sich bis zum Himmel erheben und sein Haupt bis an die Wolken reichen,
Job GerMenge 20:7  so vergeht er doch wie sein Unrat für immer, und die ihn gekannt haben, werden fragen: ›Wo ist er geblieben?‹
Job GerMenge 20:8  Wie ein Traum verfliegt er, so daß man ihn nicht mehr findet, und er wird hinweggescheucht wie ein Nachtgesicht:
Job GerMenge 20:9  das Auge, das ihn gesehen, erblickt ihn nimmer wieder, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr.
Job GerMenge 20:10  Seine Söhne müssen die (durch ihn) Verarmten mit Bitten beschwichtigen und seine eigenen Hände sein Vermögen wieder herausgeben.
Job GerMenge 20:11  Mögen auch seine Glieder von Jugendkraft strotzen: sie muß sich doch mit ihm in den Staub legen.
Job GerMenge 20:12  Mag das Böse auch seinem Munde süß schmecken, so daß er es lange unter seiner Zunge birgt,
Job GerMenge 20:13  daß er es schonend hegt und es nicht fahren lassen will, sondern es an seinem Gaumen zurückhält,
Job GerMenge 20:14  so verwandelt sich doch seine Speise in seinen Eingeweiden: zu Otterngalle wird sie in seinem Leibe.
Job GerMenge 20:15  Den Reichtum, den er verschlungen hat, muß er wieder ausspeien: aus seinem Bauche treibt Gott ihn wieder heraus.
Job GerMenge 20:16  Otterngift hat er eingesogen: nun gibt ihm die Zunge der Viper den Tod.
Job GerMenge 20:17  Nicht darf er seine Lust mehr sehen an den Bächen, an den wogenden Strömen von Honig und Sahne.
Job GerMenge 20:18  Das Erraffte muß er wieder herausgeben, ohne es verschlucken zu können; wieviel Gut er auch erworben hat, er darf nicht frohlocken.
Job GerMenge 20:19  Denn er hat die Armen niedergeschlagen und hilflos verkommen lassen, hat Häuser an sich gerissen, wird sie aber nicht häuslich einrichten dürfen;
Job GerMenge 20:20  denn er kannte keine Befriedigung in seiner Gier: darum wird er auch von seinen Kostbarkeiten nichts davonbringen.
Job GerMenge 20:21  Nichts entging seinem Fressen: darum hat sein Wohlstand keine Dauer.
Job GerMenge 20:22  In der Fülle seines Überflusses wird ihm enge: die ganze Gewalt des Unheils kommt über ihn.
Job GerMenge 20:23  Da entfesselt Gott dann, um ihm den Bauch zu füllen, seine Zornesglut gegen ihn und läßt sie als seine Speise auf ihn regnen.
Job GerMenge 20:24  Flieht er vor der eisernen Rüstung, so durchbohrt ihn der eherne Bogen;
Job GerMenge 20:25  er zieht den Pfeil heraus, da fährt’s aus seinem Rücken hervor: ein Blutstrahl schießt aus seiner Galle, Todesschrecken brechen über ihn herein.
Job GerMenge 20:26  Alles Unheil ist seinen Schätzen aufgespart: ein Feuer, das nicht (von Menschen) angefacht ist, frißt sie und verzehrt, was in seinem Zelt noch übriggeblieben ist.
Job GerMenge 20:27  Der Himmel deckt Sündenschuld auf, und die Erde erhebt sich gegen ihn.
Job GerMenge 20:28  Was in seinem Hause zusammengescharrt liegt, wird weggeschleppt, zerrinnt (wie Wasser) am Tage des göttlichen Zorngerichts.
Job GerMenge 20:29  Das ist des ruchlosen Menschen Teil von seiten Gottes und das vom Allherrn ihm zugesprochene Erbe.«
Chapter 21
Job GerMenge 21:2  »Hört, o höret an, was ich zu sagen habe! Das soll mir eure Tröstungen ersetzen!
Job GerMenge 21:3  Erlaubt mir, daß ich rede, und nachdem ich gesprochen habe, magst du es bespötteln!
Job GerMenge 21:4  Richtet sich meine Klage etwa gegen Menschen? Oder warum sollte ich nicht ungeduldig werden?
Job GerMenge 21:5  Wendet euch her zu mir, so werdet ihr euch entsetzen und euch die Hand auf den Mund legen!
Job GerMenge 21:6  Wenn ich bloß daran denke, gerate ich in Bestürzung, und ein Schauder überläuft meinen Leib!«
Job GerMenge 21:7  »Warum bleiben die Frevler am Leben, werden alt, nehmen sogar an Kraft zu?
Job GerMenge 21:8  Ihr Nachwuchs steht bei fester Gesundheit vor ihnen, ja neben ihnen, und deren Sprößlinge vor ihren Augen.
Job GerMenge 21:9  Ihre Häuser stehen ungefährdet da, ohne Furcht vor Schrecknis, und Gottes Zuchtrute fährt nicht auf sie nieder.
Job GerMenge 21:10  Sein Stier belegt und befruchtet sicher, seine Kuh kalbt leicht und tut keine Fehlgeburt.
Job GerMenge 21:11  Ihre Buben lassen sie wie eine Herde Lämmer ausziehen, und ihre kleineren Kinder hüpfen tanzend umher;
Job GerMenge 21:12  sie singen laut zur Pauke und Zither und sind vergnügt beim Klang der Schalmei.
Job GerMenge 21:13  Sie verbringen im Wohlergehen ihre Tage und fahren in Ruhe zum Totenreich hinab.
Job GerMenge 21:14  Und doch haben sie zu Gott gesagt: ›Bleibe fern von uns; denn nach der Erkenntnis deiner Wege tragen wir kein Verlangen.
Job GerMenge 21:15  Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten? Und könnte es uns nützen, daß wir ihn mit Bitten angehen?‹«
Job GerMenge 21:16  »Seht, ihr Wohlergehen liegt allerdings nicht in ihrer Hand – die Denkweise der Frevler steht mir fern! –,
Job GerMenge 21:17  aber wie oft kommt es denn vor, daß die Leuchte der Frevler erlischt und ihr Verderben über sie hereinbricht? Daß Gott ihnen die Lose gemäß seinem Zorn zuteilt?
Job GerMenge 21:18  Daß es ihnen ergeht wie dem Strohhalm vor dem Wind und wie der Spreu, die der Sturm entführt hat?
Job GerMenge 21:19  ›Gott spart‹, sagt ihr, ›sein Unheil für die Kinder des Frevlers auf‹ – doch ihm selber sollte er vergelten, daß er es fühlte!
Job GerMenge 21:20  Sehen müßten seine eigenen Augen das Verderben, und er selbst sollte von der Zornglut des Allmächtigen trinken!
Job GerMenge 21:21  Denn was wird er sich noch um seine Familie nach seinem Tode kümmern, nachdem die Zahl seiner Monde abgeschnitten ist?
Job GerMenge 21:22  Doch – darf man Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die himmlischen (Geister) richtet?
Job GerMenge 21:23  Der eine stirbt im Vollbesitz des Glücks, ganz sorgenfrei und in Ruhe:
Job GerMenge 21:24  seine Kufen sind mit Milch gefüllt, und so ist das Mark in seinen Knochen wohlversorgt;
Job GerMenge 21:25  der andere aber stirbt in bitterem Herzeleid, ohne je vom Glück etwas geschmeckt zu haben:
Job GerMenge 21:26  gleicherweise liegen sie in der Erde, und Gewürm legt sich als Decke über beide.«
Job GerMenge 21:27  »Seht, ich kenne eure Gedanken wohl und die Anschläge, mit denen ihr mir Gewalt antut.
Job GerMenge 21:28  Wenn ihr sagt: ›Wo ist das Haus des Gewaltmenschen geblieben und wo das Zelt, in welchem die Frevler wohnten?‹ –
Job GerMenge 21:29  habt ihr euch denn noch nie bei den weitgereisten Leuten erkundigt, deren beweiskräftige Aussagen ihr doch nicht verwerfen könnt:
Job GerMenge 21:30  daß am Unglückstage der Böse verschont bleibt und am Tage des (göttlichen) Zorngerichts heil davonkommt?
Job GerMenge 21:31  Wer hält ihm auch nur seinen Lebenswandel unverhohlen vor? Und hat er etwas verübt, wer vergilt es ihm?
Job GerMenge 21:32  Nein, man gibt ihm noch das feierliche Geleit zur Gräberstätte und hält über seinem Grabhügel noch Wache.
Job GerMenge 21:33  Sanft liegen auf ihm die Schollen des Tales, und hinter ihm her zieht alle Welt, wie Unzählige ihm vorangegangen sind.
Job GerMenge 21:34  Wie mögt ihr mir da so nichtigen Trost bieten? Und eure Entgegnungen – von denen bleibt nur Treubruch übrig!«
Chapter 22
Job GerMenge 22:2  »Kann wohl ein Mensch Gott Nutzen schaffen? Nein, nur sich selbst nützt der Fromme.
Job GerMenge 22:3  Hat der Allmächtige Vorteil davon, wenn du rechtschaffen bist? Oder bringt es ihm Gewinn, wenn du unsträflich wandelst?
Job GerMenge 22:4  Meinst du, wegen deiner Gottesfurcht strafe er dich und gehe deshalb mit dir ins Gericht?
Job GerMenge 22:5  Ist nicht vielmehr deine Bosheit groß, und sind nicht deine Verschuldungen ohne Ende?«
Job GerMenge 22:6  »Denn oftmals hast du deine Volksgenossen ohne Grund gepfändet und den Halbnackten ihre Kleider ausziehen lassen;
Job GerMenge 22:7  dem vor Durst Lechzenden hast du keinen Trunk Wasser gereicht und dem Hungrigen ein Stück Brot versagt.
Job GerMenge 22:8  Dem Manne der Faust – ihm gehörte das Land, und nur die Hochangesehenen durften darin wohnen.
Job GerMenge 22:9  Witwen ließest du mit leeren Händen gehen, und alles, was den Waisen zu Gebote stand, wurde zugrunde gerichtet.
Job GerMenge 22:10  Darum bist du jetzt rings von Schlingen umgeben, und jäher Schrecken versetzt dich in Angst;
Job GerMenge 22:11  dein Licht ist Finsternis geworden, so daß du nicht sehen kannst, und eine Wasserflut bedeckt dich.«
Job GerMenge 22:12  »Ist Gott nicht so hoch wie der Himmel? Und schaue den Gipfel der Sterne an, wie hoch sie ragen!
Job GerMenge 22:13  Und da sagst du: ›Was weiß denn Gott? Kann er durch Wolkendunkel hindurch Gericht halten?
Job GerMenge 22:14  Dichte Wolken sind ihm eine Hülle, so daß er nichts sehen kann, und nur die Räume des Himmelsgewölbes durchwandelt er.‹
Job GerMenge 22:15  Willst du die Bahn der Vorwelt innehalten, auf der die Männer des Frevels einst gewandelt sind?
Job GerMenge 22:16  Sie, die vor der Zeit weggerafft wurden – der feste Boden unter ihnen zerfloß zu einem Strom –;
Job GerMenge 22:17  die zu Gott sagten: ›Bleibe fern von uns!‹ und ›was der Allmächtige ihnen antun könne?‹
Job GerMenge 22:18  Und doch hatte er ihre Häuser mit Segen gefüllt. Aber die Denkweise der Frevler bleibe fern von mir!
Job GerMenge 22:19  Die Gerechten sehen es und freuen sich, und der Schuldlose ruft ihnen spottend zu:
Job GerMenge 22:20  ›Fürwahr, unsere Widersacher sind vernichtet, und ihre Hinterlassenschaft hat das Feuer verzehrt!‹«
Job GerMenge 22:21  »Befreunde dich doch mit Gott und halte Frieden mit ihm! Dadurch wird dein Geschick sich heilsam gestalten.
Job GerMenge 22:22  Nimm doch Belehrung aus seinem Munde an und laß seine Worte in deinem Herzen wohnen!
Job GerMenge 22:23  Wenn du dich zum Allmächtigen bekehrst, so wirst du wieder aufgebaut werden; wenn du die Sünde aus deinen Zelten entfernst –
Job GerMenge 22:24  ja, wirf das Golderz von dir in den Staub und Ophirs Gold unter die Kiesel der Bäche,
Job GerMenge 22:25  daß der Allmächtige dein Golderz ist und Silber dir sein Gesetz –:
Job GerMenge 22:26  ja, dann wirst du dich auf den Allmächtigen getrost verlassen und zu Gott dein Angesicht vertrauensvoll erheben.
Job GerMenge 22:27  Flehst du zu ihm, so wird er dich erhören, und deine Gelübde wirst du bezahlen können;
Job GerMenge 22:28  nimmst du dir etwas vor, so wird es dir gelingen, und Licht wird über deinen Wegen strahlen.
Job GerMenge 22:29  Wenn sie abwärts führen, so rufst du: ›Empor!‹, und dem Niedergeschlagenen hilft er auf.
Job GerMenge 22:30  Selbst den Nichtschuldlosen wird er entkommen lassen, und zwar wird er durch die Reinheit deiner Hände entkommen.«
Chapter 23
Job GerMenge 23:2  »Auch jetzt noch gilt meine Klage euch als Trotz: schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen.
Job GerMenge 23:3  O daß ich ihn zu finden wüßte, daß ich gelangen könnte bis zu seiner Wohnstätte!
Job GerMenge 23:4  Ich wollte meine Sache vor ihm darlegen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen;
Job GerMenge 23:5  ich erführe dann, was er mir entgegnete, und würde vernehmen, was er mir zu sagen hat.
Job GerMenge 23:6  Würde er dann wohl mit der ganzen Fülle seiner Macht mit mir streiten? Nein, nur seine Aufmerksamkeit würde er mir zuwenden.
Job GerMenge 23:7  Da würde sich dann ein Rechtschaffener vor ihm verantworten, und für immer würde ich von meinem Richter freikommen.
Job GerMenge 23:8  Doch ach! Gehe ich nach Osten, so ist er nicht da, und gehe ich nach Westen, so gewahre ich ihn nicht;
Job GerMenge 23:9  wirkt er im Norden, so erblicke ich ihn nicht, biegt er nach Süden ab, so sehe ich ihn nicht.
Job GerMenge 23:10  Er kennt ja doch den von mir eingehaltenen Weg, und prüfte er mich – wie Gold aus der Schmelze würde ich hervorgehen!
Job GerMenge 23:11  Denn an seine Spur hat mein Fuß sich angeschlossen; den von ihm gewiesenen Weg habe ich eingehalten, ohne davon abzuweichen;
Job GerMenge 23:12  von dem Gebot seiner Lippen bin ich nicht abgegangen: in meinem Busen habe ich die Weisungen seines Mundes geborgen.
Job GerMenge 23:13  Doch er bleibt sich immer gleich – wer kann ihm wehren? und was sein Sinn einmal will, das führt er auch aus.
Job GerMenge 23:14  So wird er denn auch vollführen, was er mir bestimmt hat, und dergleichen hat er noch vieles im Sinn.
Job GerMenge 23:15  Darum bebe ich vor seinem Anblick: überdenke ich’s, so graut mir vor ihm!
Job GerMenge 23:16  Ja, Gott hat mein Herz verzagt gemacht und der Allmächtige mich mit Angst erfüllt;
Job GerMenge 23:17  denn nicht wegen Finsternis fühle ich mich vernichtet und nicht wegen meiner Person, die er mit Dunkel umhüllt hat.«
Chapter 24
Job GerMenge 24:1  »Warum sind vom Allmächtigen nicht Zeiten für Strafgerichte vorgesehen worden, und warum bekommen seine Getreuen nicht seine Gerichtstage zu sehen?
Job GerMenge 24:2  Man verrückt die Grenzsteine, raubt Herden samt den Hirten;
Job GerMenge 24:3  den Esel der Verwaisten treibt man weg, nimmt die Kuh der Witwe als Pfand;
Job GerMenge 24:4  die Armen drängt man vom Wege ab; allesamt müssen die Elenden des Landes sich verkriechen.
Job GerMenge 24:5  Seht nur! Wie Wildesel in der Wüste ziehen sie früh zu ihrem Tagewerk aus, nach Beute ausspähend; die Steppe liefert ihnen Brot für die Kinder;
Job GerMenge 24:6  auf dem Felde des Gottlosen müssen sie den Sauerampfer abernten und Nachlese in seinem Weinberge halten;
Job GerMenge 24:7  nackt bringen sie die Nacht zu, ohne Gewand, und haben keine Decke in der Kälte.
Job GerMenge 24:8  Von den Regengüssen der Berge triefen sie und schmiegen sich obdachlos an die Felsen.
Job GerMenge 24:9  Man reißt die Waise von der Mutterbrust weg, und was der Elende an hat, nimmt man zum Pfande.
Job GerMenge 24:10  Nackt gehen sie einher, ohne Kleidung, und hungernd schleppen sie Garben (im Dienst der Reichen);
Job GerMenge 24:11  innerhalb der Mauern der Gottlosen pressen sie Öl, treten die Keltern und leiden Durst dabei.
Job GerMenge 24:12  Aus den Städten heraus lassen Sterbende ihr Ächzen hören, und die Seele von Erschlagenen schreit um Rache; aber Gott rechnet es nicht als Ungebühr an!
Job GerMenge 24:13  Andere (Gottlose) gehören zu den Feinden des Tageslichts: sie wollen von Gottes Wegen nichts wissen und bleiben nicht auf seinen Pfaden.
Job GerMenge 24:14  Ehe es hell wird, steht der Mörder auf, tötet den Elenden und Armen; und in der Nacht treibt der Dieb sein Wesen.
Job GerMenge 24:15  Das Auge des Ehebrechers aber lauert auf die Abenddämmerung, indem er denkt: ›Kein Auge soll mich erblicken!‹, und er legt sich eine Hülle vors Gesicht.
Job GerMenge 24:16  In der Finsternis bricht man in die Häuser ein, bei Tage halten sie sich eingeschlossen: sie wollen vom Licht nichts wissen.
Job GerMenge 24:17  Denn als Morgenlicht gilt ihnen allesamt tiefe Nacht, weil sie mit den Schrecknissen der tiefen Nacht wohlvertraut sind.
Job GerMenge 24:18  Im Fluge fährt er über die Wasserfläche dahin; mit dem Fluch wird ihr Erbteil im Lande belegt; er schlägt nicht mehr den Weg zu den Weinbergen ein.
Job GerMenge 24:19  Wie Dürre und Sonnenglut die Schneewasser wegraffen, ebenso das Totenreich die, welche gesündigt haben.
Job GerMenge 24:20  Selbst der Mutterschoß vergißt ihn, das Gewürm labt sich an ihm; nicht mehr wird seiner gedacht, und wie ein Baum wird der Frevler abgehauen,
Job GerMenge 24:21  er, der die einsam dastehende, kinderlose Frau ausgeplündert und keiner Witwe Gutes getan hat.
Job GerMenge 24:22  Ebenso erhält Gott Gewalttätige lange Zeit durch seine Kraft: mancher steht wieder auf, der schon am Leben verzweifelte.
Job GerMenge 24:23  Er verleiht ihm Sicherheit, so daß er gestützt dasteht, und seine Augen wachen über ihren Wegen.
Job GerMenge 24:24  Wenn sie hoch gestiegen sind – ein Augenblick nur, so sind sie nicht mehr da; sie sinken hin, werden hinweggerafft wie alle anderen auch; wie eine Ährenspitze werden sie abgeschnitten.
Job GerMenge 24:25  Ist’s etwa nicht so? Wer will mich Lügen strafen und meine Rede als nichtig erweisen?«
Chapter 25
Job GerMenge 25:2  »Herrschergewalt und Schrecken sind bei ihm, der da Frieden schafft in seinen Höhen.
Job GerMenge 25:3  Sind seine Heerscharen zu zählen? Und wo ist einer, über den sein Licht sich nicht erhöbe?
Job GerMenge 25:4  Wie könnte da ein Mensch recht behalten Gott gegenüber und wie ein vom Weibe Geborener neben ihm rein erscheinen?
Job GerMenge 25:5  Bedenke nur: sogar der Mond ist nicht hell, und die Sterne sind nicht rein in seinen Augen –
Job GerMenge 25:6  wieviel weniger der Sterbliche, die Made, und der Menschensohn, der Wurm!«
Chapter 26
Job GerMenge 26:2  »Wie hast du doch dem Schwachen beigestanden und den kraftlosen Arm gestützt!
Job GerMenge 26:3  Wie gut hast du doch den Unweisen beraten und tiefes Wissen in Fülle kundgetan!
Job GerMenge 26:4  Wem hast du einen Lehrvortrag gehalten, und wessen Odem ist dir entströmt?«
Job GerMenge 26:5  »Die Schatten erzittern (vor Gott) tief unter den Wassern und deren Bewohnern;
Job GerMenge 26:6  nackt liegt das Totenreich vor ihm da und unverhüllt der Abgrund.
Job GerMenge 26:7  Er spannt den Norden (der Erde) über der Leere aus, hängt die Erde an dem Nichts auf.
Job GerMenge 26:8  Er bindet die Wasser in seine Wolken ein, ohne daß das Gewölk unter ihrer Last zerplatzt.
Job GerMenge 26:9  Er verhüllt den Anblick seines Thrones, indem er sein Gewölk über ihn ausbreitet.
Job GerMenge 26:10  Eine Grenzlinie hat er über den weiten Wassern abgezirkelt bis zur äußersten Grenze, wo das Licht mit der Finsternis zusammentrifft.
Job GerMenge 26:11  Die Säulen des Himmels geraten ins Wanken und beben infolge seines Scheltens.
Job GerMenge 26:12  Durch seine Kraft beruhigt er das Meer, und durch seine Klugheit hat er Rahab zerschmettert.
Job GerMenge 26:13  Durch seinen Hauch gewinnt der Himmel Heiterkeit; durchbohrt hat seine Hand den flüchtigen Drachen.
Job GerMenge 26:14  Siehe, das sind nur die Säume seines Waltens, und welch ein leises Flüstern nur ist es, das wir von ihm vernehmen! Doch die Donnersprache seiner Machterweise – wer versteht diese?«
Chapter 27
Job GerMenge 27:1  Hierauf fuhr Hiob nochmals in seiner Rede so fort:
Job GerMenge 27:2  »So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der mich in Verzweiflung gestürzt hat:
Job GerMenge 27:3  Solange irgend noch mein Lebensodem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase –
Job GerMenge 27:4  nie sollen meine Lippen eine Unwahrheit reden und meine Zunge eine Täuschung aussprechen!
Job GerMenge 27:5  Fern sei es also von mir, euch recht zu geben, nein, bis zum letzten Atemzuge verleugne ich meine Unschuld nicht!
Job GerMenge 27:6  An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht fahren: mein Gewissen straft mich wegen keines einzigen meiner Lebenstage!«
Job GerMenge 27:7  »Wie dem Frevler möge es meinem Feinde ergehen und meinem Widersacher wie dem Bösewicht!
Job GerMenge 27:8  Denn welche Hoffnung hat der Ruchlose noch, wenn Gott seinen Lebensfaden abschneidet, wenn er ihm seine Seele abfordert?
Job GerMenge 27:9  Wird Gott wohl sein Schreien hören, wenn Drangsal über ihn hereinbricht?
Job GerMenge 27:10  Oder darf er auf den Allmächtigen sich getrost verlassen, Gott anrufen zu jeder Zeit?«
Job GerMenge 27:11  »Ich will euch über Gottes Tun belehren und, wie der Allmächtige es hält, euch nicht verhehlen.
Job GerMenge 27:12  Seht doch, ihr alle habt euch selbst davon überzeugt: warum seid ihr gleichwohl in so eitlem Wahn befangen?
Job GerMenge 27:13  Dies ist das Teil des frevelhaften Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen:
Job GerMenge 27:14  Wenn seine Kinder groß werden, so ist’s für das Schwert, und seine Sprößlinge haben nicht satt zu essen.
Job GerMenge 27:15  Wer ihm dann von den Seinen noch übrigbleibt, wird durch die Pest ins Grab gebracht, und ihre Witwen stellen nicht einmal eine Totenklage an.
Job GerMenge 27:16  Wenn er Geld aufhäuft wie Staub und Gewänder ansammelt wie Gassenschmutz:
Job GerMenge 27:17  er sammelt sie wohl, aber ein Gerechter bekleidet sich mit ihnen, und das Geld wird ein Schuldloser in Besitz nehmen.
Job GerMenge 27:18  Er hat sein Haus gebaut wie ein Spinngewebe und wie eine Hütte, die ein Feldhüter sich aufschlägt:
Job GerMenge 27:19  als reicher Mann legt er sich schlafen, ohne daß es schon weggerafft wäre – schlägt er die Augen auf, so ist nichts mehr da;
Job GerMenge 27:20  Schrecknisse überfallen ihn bei Tage, bei Nacht rafft der Sturmwind ihn hinweg;
Job GerMenge 27:21  der Ostwind hebt ihn empor, so daß er dahinfährt, und stürmt ihn hinweg von seiner Stätte.
Job GerMenge 27:22  Gott schleudert seine Geschosse erbarmungslos auf ihn; seiner Hand möchte er um jeden Preis entfliehen.
Job GerMenge 27:23  Man klatscht über ihn in die Hände, und Zischen folgt ihm nach von seiner Wohnstätte her.«
Chapter 28
Job GerMenge 28:1  »Denn wohl gibt es für das Silber einen Fundort und eine Stätte für das Golderz, wo man es auswäscht.
Job GerMenge 28:2  Eisen wird aus der Erde herausgeholt, und Gestein schmelzt man zu Kupfer um.
Job GerMenge 28:3  Der Finsternis hat (der Mensch) ein Ziel gesetzt, und bis in die äußersten Tiefen durchforscht das in Nacht und Grauen verborgene Gestein.
Job GerMenge 28:4  Man bricht einen Stollen fern von den im Licht Wohnenden; vergessen und fern vom Fuß der über ihnen Hinschreitenden hangen sie da (an Seilen), fern von den Menschen schweben sie.
Job GerMenge 28:5  Die Erde, aus welcher Brotkorn hervorwächst, wird in der Tiefe umgewühlt wie mit Feuer.
Job GerMenge 28:6  Man findet Saphir im Gestein und Staub, darin Gold ist.
Job GerMenge 28:7  Den Pfad dorthin kennt der Adler nicht, und das Auge des Falken hat ihn nicht erspäht;
Job GerMenge 28:8  nicht betreten ihn die stolzen Raubtiere, noch schreitet der Leu auf ihm einher.
Job GerMenge 28:9  An das harte Gestein legt (der Mensch) seine Hand, wühlt die Berge um von der Wurzel aus;
Job GerMenge 28:10  in die Felsen bricht er Schächte, und allerlei Kostbares erblickt sein Auge.
Job GerMenge 28:11  Die Wasseradern verbaut er, daß sie nicht durchsickern, und zieht so die verborgenen Schätze ans Licht hervor.«
Job GerMenge 28:12  »Die Weisheit aber – wo findet man diese? und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis?
Job GerMenge 28:13  Kein Mensch kennt den Weg zu ihr, und im Lande der Lebendigen ist sie nicht zu finden.
Job GerMenge 28:14  Die Flut der Tiefe sagt: ›In mir ist sie nicht‹; und das Meer erklärt: ›Bei mir weilt sie nicht‹.
Job GerMenge 28:15  Für geläutertes Gold ist sie nicht feil, und Silber kann nicht als Kaufpreis für sie dargewogen werden;
Job GerMenge 28:16  sie läßt sich nicht aufwägen mit Feingold von Ophir, mit kostbarem Onyx und Saphir.
Job GerMenge 28:17  Gold und Prachtglas kann man ihr nicht gleichstellen, noch sie eintauschen gegen Kunstwerke von gediegenem Gold;
Job GerMenge 28:18  Korallen und Kristall kommen (neben ihr) nicht in Betracht, und der Besitz der Weisheit ist mehr wert als Perlen.
Job GerMenge 28:19  Äthiopiens Topas reicht nicht an sie heran, mit reinstem Feingold wird sie nicht aufgewogen.
Job GerMenge 28:20  Die Weisheit also – woher kommt sie, und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis?
Job GerMenge 28:21  Verborgen ist sie vor den Augen aller lebenden Wesen und verhüllt sogar vor den Vögeln des Himmels.
Job GerMenge 28:22  Die Unterwelt und das Totenreich sagen von ihr: ›Nur ein Gerücht von ihr ist uns zu Ohren gedrungen.‹«
Job GerMenge 28:23  »Gott hat den Weg zu ihr (allein) erschaut, und er kennt ihre Fundstätte;
Job GerMenge 28:24  denn er blickt bis zu den Enden der Erde und sieht, was unter dem ganzen Himmel ist.
Job GerMenge 28:25  Als er dem Winde seine Wucht bestimmte und die Wasser mit dem Maß abwog,
Job GerMenge 28:26  als er dem Regen sein Gesetz vorschrieb und dem Wetterstrahl die Bahn anwies:
Job GerMenge 28:27  da sah er sie und betätigte sie, setzte sie ein und erforschte sie auch.
Job GerMenge 28:28  Zu dem Menschen aber sprach er: ›Wisse wohl: die Furcht vor dem Allherrn – das ist Weisheit, und das Böse meiden – das ist Verstand!‹«
Chapter 29
Job GerMenge 29:2  »O daß es mit mir noch so stände wie in den früheren Monden, wie in den Tagen, wo Gott mich behütete, –
Job GerMenge 29:3  als seine Leuchte noch über meinem Haupte strahlte und ich in seinem Licht durch das Dunkel wandelte,
Job GerMenge 29:4  so, wie es mit mir in den Tagen meines Herbstes stand, als Gottes Freundschaft über meinem Zelt waltete,
Job GerMenge 29:5  als der Allmächtige noch auf meiner Seite stand, meine Söhne noch rings um mich her waren,
Job GerMenge 29:6  als meiner Füße Tritte sich in Milch badeten und jeder Fels neben mir Bäche von Öl fließen ließ!«
Job GerMenge 29:7  »Wenn ich (damals) hinaufging zum Tor der Stadt und meinen Stuhl auf dem Marktplatz aufstellte,
Job GerMenge 29:8  da traten die jungen Männer zurück, sobald sie mich sahen, und die Greise erhoben sich und blieben stehen;
Job GerMenge 29:9  die Fürsten hielten an sich mit ihrem Reden und legten die Hand auf ihren Mund;
Job GerMenge 29:10  die Stimme der Edlen verstummte, und die Zunge blieb ihnen am Gaumen kleben.
Job GerMenge 29:11  Denn wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und jedes Auge, das mich sah, legte Zeugnis für mich ab;
Job GerMenge 29:12  denn ich rettete den Elenden, der um Hilfe schrie, und die Waise, die sonst keinen Helfer hatte.
Job GerMenge 29:13  Der Segensspruch dessen, der verloren schien, erscholl über mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln.
Job GerMenge 29:14  In Gerechtigkeit kleidete ich mich, und sie war mein Ehrenkleid: wie ein Prachtgewand und Kopfbund schmückte mich mein Rechttun.
Job GerMenge 29:15  Für den Blinden war ich das Auge und für den Lahmen der Fuß;
Job GerMenge 29:16  ein Vater war ich für die Armen, und der Rechtssache des mir Unbekannten nahm ich mich gewissenhaft an;
Job GerMenge 29:17  dem Frevler zerschmetterte ich das Gebiß und riß ihm den Raub aus den Zähnen.
Job GerMenge 29:18  So dachte ich denn: ›Im Besitz meines Nestes werde ich sterben und mein Leben werde ich lange wie der Phönix erhalten;
Job GerMenge 29:19  meine Wurzel wird am Wasser ausgebreitet liegen und der Tau auf meinen Zweigen nächtigen;
Job GerMenge 29:20  mein Ansehen wird unverändert mir verbleiben und mein Bogen sich in meiner Hand stets verjüngen.‹
Job GerMenge 29:21  Mir hörten sie zu und warteten auf mich und lauschten schweigend auf meinen Rat.
Job GerMenge 29:22  Wenn ich gesprochen hatte, nahm keiner nochmals das Wort, sondern meine Rede träufelte auf sie herab.
Job GerMenge 29:23  Sie warteten auf meine Rede wie auf den Regen und sperrten den Mund nach mir auf wie nach Frühlingsregen.
Job GerMenge 29:24  Ich lächelte ihnen zu, wenn sie mutlos waren, und das heitere Antlitz vermochten sie mir nicht zu trüben.
Job GerMenge 29:25  Sooft ich den Weg zu ihnen einschlug, saß ich als Haupt da und thronte wie ein König in der Kriegerschar, wie einer, der Leidtragenden Trost spendet.«
Chapter 30
Job GerMenge 30:1  »Jetzt aber lachen über mich auch solche, die jünger an Jahren sind als ich, deren Väter ich nicht gewürdigt habe, sie neben den Wachhunden meines Kleinviehs anzustellen.
Job GerMenge 30:2  Wozu hätte mir auch die Kraft ihrer Hände nützen können? Bei ihnen war ja die volle Rüstigkeit verlorengegangen.
Job GerMenge 30:3  Durch Mangel und Hunger erschöpft, nagen sie das dürre Land ab, die unfruchtbare und öde Steppe;
Job GerMenge 30:4  sie pflücken sich Melde am Buschwerk ab, und die Ginsterwurzel ist ihr Brot.
Job GerMenge 30:5  Aus der Gemeinde werden sie ausgestoßen: man schreit über sie wie über Diebe.
Job GerMenge 30:6  In schauerlichen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felshöhlen;
Job GerMenge 30:7  zwischen Sträuchern brüllen sie, unter Dorngestrüpp halten sie Zusammenkünfte:
Job GerMenge 30:8  verworfenes und ehrloses Gesindel, das man aus dem Lande hinausgepeitscht hat.
Job GerMenge 30:9  Und jetzt bin ich ihr Spottlied geworden und diene ihrem Gerede zur Kurzweil.
Job GerMenge 30:10  Mit Abscheu halten sie sich fern von mir und scheuen sich nicht, vor mir auszuspeien;
Job GerMenge 30:11  weil Gott meine Bogensehne abgespannt und mich niedergebeugt hat, lassen sie den Zügel vor mir schießen.
Job GerMenge 30:12  Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut; sie stoßen meine Füße weg und schütten ihre Unheilsstraßen gegen mich auf.
Job GerMenge 30:13  Meinen Pfad haben sie aufgerissen, auf meinen Sturz arbeiten sie hin, niemand tut ihnen Einhalt.
Job GerMenge 30:14  Wie durch einen breiten Mauerriß kommen sie heran, durch die Trümmer wälzen sie sich daher:
Job GerMenge 30:15  ein Schreckensheer hat sich gegen mich gekehrt; wie vom Sturmwind wird meine Ehre weggerafft, und wie eine Wolke ist mein Glück vorübergezogen!«
Job GerMenge 30:16  »So verblutet sich denn jetzt das Herz in mir: die Tage des Elends halten mich in ihrer Gewalt.
Job GerMenge 30:17  Die Nacht bohrt in meinen Gebeinen und löst sie von mir ab, und die an mir nagenden Schmerzen schlafen nicht.
Job GerMenge 30:18  Durch Allgewalt ist mein Gewand entstellt: so eng wie mein Unterkleid umschließt es mich.
Job GerMenge 30:19  Gott hat mich in den Kot geworfen, und ich bin (an Ansehen) dem Staub und der Asche gleichgestellt.
Job GerMenge 30:20  Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht; trete ich vor dich hin, so achtest du nicht auf mich:
Job GerMenge 30:21  du hast dich mir in einen erbarmungslosen Feind verwandelt; mit deiner starken Hand bekämpfst du mich.
Job GerMenge 30:22  Du hebst mich auf (die Fittiche) des Sturmwindes empor, läßt mich dahinfahren und im Sturmestosen vergehen.
Job GerMenge 30:23  Ja, ich weiß es: in den Tod willst du mich heimführen und in das Versammlungshaus aller Lebenden!«
Job GerMenge 30:24  »Doch streckt man nicht beim Ertrinken die Hand (nach Rettung) aus, und erhebt man beim Versinken nicht darob einen Hilferuf?
Job GerMenge 30:25  Habe ich denn nicht um den geweint, der harte Tage durchzumachen hatte, und ist mein Herz nicht um den Armen bekümmert gewesen?
Job GerMenge 30:26  Ja, auf Glück habe ich gewartet, aber Unheil kam; und ich harrte auf Licht, aber es kam Finsternis.
Job GerMenge 30:27  Mein Inneres ist in Aufruhr ohne Unterlaß, Leidenstage haben mich überfallen.
Job GerMenge 30:28  In Trauer gehe ich einher ohne Sonne; ich stehe in der versammelten Gemeinde auf und schreie;
Job GerMenge 30:29  den (heulenden) Schakalen bin ich ein Bruder geworden und den (klagenden) Straußen ein Genosse.
Job GerMenge 30:30  Meine Haut löst sich, schwarz geworden, von mir ab, und mein Gebein ist von Fieberglut ausgedörrt.
Job GerMenge 30:31  So ist denn mein Zitherspiel zum Trauerlied geworden und meine Schalmei zu Tönen der Klage!«
Chapter 31
Job GerMenge 31:1  »Mit meinen Augen habe ich einen Bund abgeschlossen, daß ich ja nicht lüstern nach einer Jungfrau blickte.
Job GerMenge 31:2  Denn was wäre der Lohn Gottes von oben gewesen und die Vergeltung des Allmächtigen aus Himmelshöhen?
Job GerMenge 31:3  Trifft nicht Verderben den Frevler und Unglück die Überltäter?
Job GerMenge 31:4  Sieht er nicht meine Wege, und zählt er nicht alle meine Schritte?
Job GerMenge 31:5  Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß jemals der Täuschung zugeeilt ist:
Job GerMenge 31:6  Gott wäge mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld erkennen!
Job GerMenge 31:7  Wenn mein Schritt jemals vom rechten Wege abgewichen und mein Herz meinen Augen Folge geleistet hat und ein Flecken an meinen Händen kleben geblieben ist,
Job GerMenge 31:8  so will ich säen und ein anderer möge es verzehren, und alles, was mir sproßt, möge ausgerissen werden!
Job GerMenge 31:9  Wenn mein Herz sich um eines Weibes willen hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten auf der Lauer gestanden habe,
Job GerMenge 31:10  so soll mein Weib für einen andern die Mühle drehen und andere mögen sich über sie hinstrecken!
Job GerMenge 31:11  Denn das wäre eine Schandtat gewesen und das ein Vergehen für den Strafrichter;
Job GerMenge 31:12  ja, ein Feuer wäre das gewesen, das bis zum Abgrund gefressen und meinen gesamten Besitz bis auf die Wurzel hätte vernichten müssen.
Job GerMenge 31:13  Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd mißachtet hätte, sooft sie im Streit mit mir lagen:
Job GerMenge 31:14  was hätte ich da tun sollen, wenn Gott aufgestanden wäre? Und was hätte ich ihm bei seiner Untersuchung erwidern können?
Job GerMenge 31:15  Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleibe geschaffen und ein und derselbe uns im Mutterschoße gebildet?
Job GerMenge 31:16  Wenn ich den Geringen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe habe schmachten lassen
Job GerMenge 31:17  und meinen Bissen für mich allein verzehrt habe, ohne daß der Verwaiste sein Teil davon genossen hat –
Job GerMenge 31:18  nein, von meiner Jugend an ist er mir ja wie einem Vater aufgewachsen, und von meiner Mutter Leibe an bin ich ein Beschützer für jenen gewesen –;
Job GerMenge 31:19  wenn ich jemand habe verkommen sehen aus Mangel an Kleidung und daß ein Armer keine Schlafdecke hatte,
Job GerMenge 31:20  und dann seine Hüften mich nicht gesegnet haben und er sich nicht durch meiner Lämmer Wolle erwärmt hat;
Job GerMenge 31:21  wenn ich meine Faust jemals gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor auf Beistand rechnen konnte:
Job GerMenge 31:22  so möge meine Schulter von ihrem Nacken fallen und mein Arm aus seiner Röhre ausgebrochen werden!
Job GerMenge 31:23  Denn als ein Schrecken wäre auf mich das Strafgericht Gottes eingedrungen, und vor seiner Erhabenheit hätte ich nicht zu bestehen vermocht.
Job GerMenge 31:24  Wenn ich je auf Gold mein Vertrauen gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Du bist meine Zuversicht!‹;
Job GerMenge 31:25  wenn ich mich darüber gefreut habe, daß mein Vermögen groß war und daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte;
Job GerMenge 31:26  wenn ich die Sonne angeschaut habe, wie hell sie strahlt, und den Mond, wie er in Pracht dahinwandelt,
Job GerMenge 31:27  und mein Herz sich insgeheim hat betören lassen, daß ich ihnen eine Kußhand zuwarf:
Job GerMenge 31:28  auch das wäre eine Verschuldung für den Strafrichter gewesen, denn damit hätte ich Gott in der Höhe die Treue gebrochen. –
Job GerMenge 31:29  Wenn ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und darüber gejubelt habe, daß ein Mißgeschick ihm zugestoßen war –
Job GerMenge 31:30  nein, nie habe ich meiner Zunge zu sündigen gestattet, daß sie durch einen Fluch sein Leben gefordert hätte –
Job GerMenge 31:31  wenn meine Zeltgenossen nicht gesagt haben: ›Wo ist einer, der vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt geworden wäre?‹ –;
Job GerMenge 31:32  nein, der Fremdling durfte nicht im Freien übernachten, und meine Tür hielt ich dem Wanderer offen –;
Job GerMenge 31:33  wenn ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, verheimlicht habe, indem ich mein Vergehen in meinem Busen verbarg,
Job GerMenge 31:34  weil ich mich vor der großen Menge scheute und die Mißachtung der Geschlechter mich schreckte, so daß ich mich still verhielt, nicht vor die Tür hinaustrat;
Job GerMenge 31:35  »O hätte ich doch einen, der mich anhören wollte! Siehe, hier ist meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! Und hätte ich doch die von meinem Gegner ausgefertigte Klageschrift!
Job GerMenge 31:36  Wahrlich, an meiner Schulter wollte ich sie zur Schau tragen, als Ehrenkranz sie mir um die Schläfe winden!
Job GerMenge 31:37  Denn über die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm Rede stehen, wie zu einem Fürsten müßte er herannahen!« [Die Reden Hiobs sind zu Ende.]
Job GerMenge 31:38  wenn mein Acker je über mich geschrien und seine Furchen allesamt geweint haben;
Job GerMenge 31:39  wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt und seinen Besitzer ums Leben gebracht habe:
Job GerMenge 31:40  so sollen mir Disteln statt des Weizens aufgehen und Unkraut statt der Gerste!«
Chapter 32
Job GerMenge 32:1  Als nun jene drei Männer es aufgegeben hatten, dem Hiob (darauf) zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt,
Job GerMenge 32:2  da entbrannte der Zorn des Busiters Elihu, des Sohnes Barachels, aus dem Geschlechte Ram. Gegen Hiob war er in Zorn geraten, weil dieser Gott gegenüber im Recht zu sein behauptete;
Job GerMenge 32:3  und gegen dessen drei Freunde war er deshalb in Zorn geraten, weil sie nicht die (rechte) Antwort gefunden hatten, um Hiob als schuldig zu erweisen.
Job GerMenge 32:4  Elihu hatte aber mit einer Entgegnung an Hiob an sich gehalten, weil jene älter an Jahren waren als er.
Job GerMenge 32:5  Als Elihu aber sah, daß im Munde der drei Männer keine Widerlegung sich fand, geriet er in Zorn.
Job GerMenge 32:6  So nahm denn der Busiter Elihu, der Sohn Barachels, das Wort und sagte: »Noch jung bin ich an Tagen, und ihr seid Greise; darum habe ich mich gescheut und an mich gehalten, euch mein Wissen kundzutun.
Job GerMenge 32:7  Ich dachte: ›Das Alter mag reden und die Menge der Jahre Weisheit an den Tag legen!‹
Job GerMenge 32:8  Jedoch der Geist ist es in den Menschen und der Hauch des Allmächtigen, der ihnen Einsicht verleiht.
Job GerMenge 32:9  Nicht die Bejahrten sind die weisesten, und nicht die Greise (an sich) verstehen sich auf das, was Recht ist.
Job GerMenge 32:10  Darum sage ich: ›Hört mir zu! Laßt auch mich mein Wissen euch kundtun.‹
Job GerMenge 32:11  Seht, ich habe auf eure Reden geharrt, habe nach einsichtigen Darlegungen von euch hingehorcht, bis ihr die rechten Worte ausfindig machen würdet,
Job GerMenge 32:12  ja, ich habe aufmerksam auf euch achtgegeben; doch seht: keiner hat Hiob widerlegt, keiner von euch auf seine Reden die (rechte) Antwort gegeben.
Job GerMenge 32:13  Wendet nur nicht ein: ›Wir sind (bei ihm) auf Weisheit gestoßen: nur Gott kann ihn aus dem Felde schlagen, nicht ein Mensch!‹
Job GerMenge 32:14  Gegen mich hat er ja noch keine Beweisgründe ins Treffen geführt, und nicht mit euren Reden werde ich ihm entgegentreten.«
Job GerMenge 32:15  »Bestürzt stehen sie da, finden keine Antwort mehr; die Worte sind ihnen ausgegangen!
Job GerMenge 32:16  Und da sollte ich warten, weil sie nicht mehr reden, weil sie dastehen, ohne zu antworten?
Job GerMenge 32:17  Nein, auch ich will mein Teil erwidern, auch ich will mein Wissen kundtun!
Job GerMenge 32:18  Denn voll bin ich von Worten; der Geist drängt und beengt mich in meinem Inneren, zu reden.
Job GerMenge 32:19  Seht, meiner Brust geht es wie dem Wein, dem man nicht Luft schafft: sie droht zu bersten wie neugefüllte Schläuche.
Job GerMenge 32:20  Reden will ich, um mir Luft zu schaffen, will meine Lippen auftun und entgegnen!
Job GerMenge 32:21  Ich will dabei für niemand Partei nehmen und keinem Menschen zu Gefallen reden;
Job GerMenge 32:22  denn ich verstehe mich nicht darauf, zu Gefallen zu reden: gar bald würde mein Schöpfer mich sonst hinwegraffen.«
Chapter 33
Job GerMenge 33:1  »Nun aber höre, Hiob, meine Reden und leihe dein Ohr allen meinen Worten!
Job GerMenge 33:2  Wisse wohl: wenn ich meinen Mund jetzt auftue und meine Zunge sich vernehmlich hören läßt,
Job GerMenge 33:3  so sind meine Worte aufrichtig wie mein Herz, und was meine Lippen wissen, sprechen sie unverfälscht aus.
Job GerMenge 33:4  Der Geist Gottes, der mich geschaffen hat, und der Hauch des Allmächtigen belebt mich.
Job GerMenge 33:5  Wenn du’s vermagst, so widerlege mich: rüste dich mit Beweisgründen gegen mich, tritt an zum Kampf!
Job GerMenge 33:6  Siehe, ich stehe zu Gott ebenso wie du: aus Ton bin auch ich gebildet.
Job GerMenge 33:7  Nein, Angst vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und meine Wucht soll dich nicht niederdrücken!«
Job GerMenge 33:8  »Nun aber hast du vor meinen Ohren ausgesprochen, und deutlich habe ich deine Worte gehört:
Job GerMenge 33:9  ›Unschuldig bin ich, ohne Missetat, rein bin ich, und kein Vergehen haftet mir an!
Job GerMenge 33:10  Fürwahr, er (Gott) erfindet Feindseligkeiten gegen mich, sieht in mir einen Feind;
Job GerMenge 33:11  er legt meine Füße in den Block, überwacht alle meine Pfade.‹
Job GerMenge 33:12  Sieh, darin hast du unrecht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als ein Mensch.«
Job GerMenge 33:13  »Warum hast du den Vorwurf gegen ihn erhoben, daß er dir auf alle deine Worte keine Antwort gebe?
Job GerMenge 33:14  Vielmehr redet Gott einmal und zweimal, man achtet nur nicht darauf.
Job GerMenge 33:15  Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummerzustand auf dem Lager:
Job GerMenge 33:16  da öffnet er den Menschen das Ohr und schreckt sie durch Verwarnung,
Job GerMenge 33:17  um den Menschen von seinem (bösen) Tun abzubringen und den Mann vor Überhebung zu behüten,
Job GerMenge 33:18  um seine Seele vor der Grube zu bewahren und sein Leben vor dem Geschoß des Todes.
Job GerMenge 33:19  Auch wird er durch Schmerzen auf seinem Lager in Zucht genommen und durch andauernden Leidenskampf in seinen Gliedern,
Job GerMenge 33:20  so daß für seinen Lebenstrieb alle Nahrung zum Ekel wird und für seine Eßlust sogar die Lieblingsspeise;
Job GerMenge 33:21  sein Fleisch schwindet dahin, daß es nicht mehr zu sehen ist, und seine vordem verborgenen Knochen treten zu Tage,
Job GerMenge 33:22  so daß seine Seele der Grube nahe kommt und sein Leben den Todesmächten.«
Job GerMenge 33:23  »Wenn dann ein Engel für ihn da ist, ein Fürsprecher, ein einziger aus den tausend, um für den Menschen Zeugnis von seiner Gerechtigkeit abzulegen,
Job GerMenge 33:24  und dieser sich seiner erbarmt und (zu Gott) spricht: ›Laß ihn frei, daß er nicht in die Grube hinabfährt! Ich habe eine Sühne gefunden‹,
Job GerMenge 33:25  so strotzt sein Leib wieder von Jugendkraft, so daß er in die Tage seines Jünglingsalters zurückversetzt wird.
Job GerMenge 33:26  Er betet zu Gott, und dieser nimmt ihn gnädig an, läßt ihn sein Angesicht unter Jauchzen schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit zurück.
Job GerMenge 33:27  Er singt vor dem Volke und bekennt: ›Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden!
Job GerMenge 33:28  Erlöst hat (Gott) meine Seele, daß sie nicht in die Grube gefahren ist, und mein Leben erfreut sich am Anblick des Lichts!‹«
Job GerMenge 33:29  »Sieh, dies alles tut Gott zweimal, ja dreimal an dem Menschen,
Job GerMenge 33:30  um seine Seele von der Grube fernzuhalten und damit er vom Licht des Lebens umleuchtet werde.
Job GerMenge 33:31  Merke auf, Hiob, höre mir zu, schweige und laß mich reden!
Job GerMenge 33:32  Hast du etwas einzuwenden, so widerlege mich; sprich, denn ich möchte dich gern rechtfertigen.
Job GerMenge 33:33  Hast du aber nichts, so höre mir zu; schweige, damit ich dich Weisheit lehre!«
Chapter 34
Job GerMenge 34:2  »Vernehmt, ihr Weisen, meine Worte und, ihr Einsichtigen, schenkt mir Gehör!
Job GerMenge 34:3  denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen die Speisen kostet.
Job GerMenge 34:4  Wir wollen doch prüfend das Recht finden, wollen gemeinsam erforschen, was gut ist.
Job GerMenge 34:5  Denn Hiob hat behauptet: ›Ich bin gerecht, aber Gott hat mir mein Recht vorenthalten;
Job GerMenge 34:6  trotz meines Rechtes soll ich ein Lügner sein! Tödlich steckt sein Pfeil in mir, ohne daß ich mich verschuldet habe!‹«
Job GerMenge 34:7  »Wo ist ein Mann wie Hiob, der Lästerrede trinkt wie Wasser
Job GerMenge 34:8  und in Gemeinschaft mit Übeltätern getreten ist und mit Frevlern Umgang pflegt?
Job GerMenge 34:9  Denn er hat behauptet: ›Der Mensch hat keinen Nutzen davon, daß er mit Gott die Freundschaft aufrecht hält.‹
Job GerMenge 34:10  Darum hört mich an, ihr einsichtsvollen Männer! Fern bleibe der Vorwurf von Gott, daß er Frevel verübe, und vom Allmächtigen, daß er Unrecht tue!
Job GerMenge 34:11  Nein, was der Mensch tut, das vergilt er ihm und läßt es jedem nach seinem Lebenswandel ergehen.
Job GerMenge 34:12  Ja wahrlich, Gott handelt nicht frevelhaft, und der Allmächtige beugt das Recht nicht.
Job GerMenge 34:13  Wer hat die Erde seiner Obhut anvertraut und wer den ganzen Erdkreis hergestellt?
Job GerMenge 34:14  Wenn er nur an sich selbst dächte, seinen Geist und seinen Odem in sich zurückzöge,
Job GerMenge 34:15  so müßte alles Fleisch insgesamt verscheiden und der Mensch wieder zu Staub werden.
Job GerMenge 34:16  Wenn du also verständig bist, so höre dies und gib wohl acht, wie meine Worte lauten!
Job GerMenge 34:17  Kann auch, wer das Recht haßt, ein Gemeinwesen leiten? Oder willst du den Allgerechten verdammen,
Job GerMenge 34:18  ihn, der zum Könige sagt: ›Du Nichtswürdiger!‹ und zu den Hochgestellten: ›Du Bösewicht!‹,
Job GerMenge 34:19  ihn, der die Person der Fürsten nicht ansieht und den Vornehmen nicht vor dem Geringen bevorzugt, weil sie ja alle das Werk seiner Hände sind.
Job GerMenge 34:20  In einem Augenblick sterben sie, und mitten in der Nacht wird ein Volk erschüttert und muß dahinfahren, und Machthaber beseitigt er, ohne die Hand zu rühren.
Job GerMenge 34:21  Denn seine Augen sind auf die Wege eines jeden Menschen gerichtet, und er sieht alle seine Schritte:
Job GerMenge 34:22  da gibt es kein Dunkel und keine noch so dichte Finsternis, daß die Frevler sich darin verbergen könnten.
Job GerMenge 34:23  Denn er braucht einen Menschen nicht erst lange zu beobachten, damit er vor Gott zum Gericht erscheine:
Job GerMenge 34:24  nein, er zerschmettert Gewalthaber ohne Untersuchung und läßt andere an ihre Stelle treten.
Job GerMenge 34:25  Somit kennt er ihre Taten wohl und stürzt sie über Nacht, so daß sie zermalmt werden.
Job GerMenge 34:26  Als Frevler, die sie sind, geißelt er sie vor aller Augen
Job GerMenge 34:27  zur Strafe dafür, daß sie von ihm abgefallen sind und alle seine Wege unbeachtet gelassen haben,
Job GerMenge 34:28  so daß sie den Hilferuf des Armen zu ihm hinaufdringen ließen und er den Notschrei der Bedrückten vernehmen mußte.
Job GerMenge 34:29  Verhält er sich aber ruhig, wer darf ihn verdammen? Und verhüllt er sein Angesicht, wer kann ihn schauen? So waltet er sowohl über Völkern als auch über einzelnen Menschen gleicherweise,
Job GerMenge 34:30  damit nicht ruchlose Menschen die Herrschaft führen, Leute, welche Fallstricke für das Volk sein würden.«
Job GerMenge 34:31  »Denn soll etwa Gott zu dir sagen: ›Ich habe mich geirrt; will (aber) nicht wieder verkehrt handeln?
Job GerMenge 34:32  Über das, was ich nicht sehe, belehre du mich; wenn ich unrecht gehandelt habe, will ich es nicht wieder tun.‹
Job GerMenge 34:33  Soll er nach deinem Sinn Vergeltung üben, weil du unzufrieden bist, und sagen: ›Du hast das Bessere zu bestimmen, nicht ich; was du also weißt, das sprich aus!‹?
Job GerMenge 34:34  Verständige Leute werden mir zugestehen und jeder weise Mann, der mir zuhört:
Job GerMenge 34:35  ›Hiob redet ohne Einsicht, und seine Worte sind nicht wohlbedacht.‹
Job GerMenge 34:36  O daß doch Hiob fort und fort geprüft würde wegen seiner Widerreden nach Art der Frevler!
Job GerMenge 34:37  Denn zu seiner Verfehlung fügt er noch den Abfall (von Gott) hinzu: er höhnt laut in unserer Mitte und macht viel Redens gegen Gott.«
Chapter 35
Job GerMenge 35:2  »Hältst du das für recht, nennst du das ›meine Gerechtigkeit vor Gott‹,
Job GerMenge 35:3  daß du fragst: ›Was nützt sie mir?‹ und: ›Was habe ich mehr davon, als wenn ich sündigte?‹
Job GerMenge 35:4  Ich will dir darauf die Antwort geben, dir und zugleich deinen Freunden neben dir.
Job GerMenge 35:5  Blicke zum Himmel empor und sieh ihn an und schaue zu den Wolken hinauf, die hoch über dir sind:
Job GerMenge 35:6  wenn du sündigst, was tust du ihm damit zuleide? Und sind deine Übertretungen zahlreich, welchen Schaden fügst du ihm damit zu?
Job GerMenge 35:7  Und so auch: wenn du gerecht bist, welches Geschenk machst du ihm damit, oder was empfängt er aus deiner Hand?
Job GerMenge 35:8  Nur den Menschen, wie du einer bist, geht dein Freveln an, und nur dir, dem Menschensohn, kommt dein Gerechtsein zugute.«
Job GerMenge 35:9  »Man schreit wohl über die Menge der Bedrückungen, klagt laut über die Gewalttätigkeit der Großen,
Job GerMenge 35:10  doch keiner sagt: ›Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge schenkt in der Nacht,
Job GerMenge 35:11  der uns Belehrung verleiht wie keinem Tiere des Feldes und uns höhere Weisheit gewinnen läßt als die Vögel des Himmels?‹
Job GerMenge 35:12  Da schreit man denn, ohne Erhörung bei ihm zu finden, wegen des Übermuts der Bösen.
Job GerMenge 35:13  Jawohl: auf eitles Klagen hört Gott nicht, sondern der Allmächtige läßt es unbeachtet.
Job GerMenge 35:14  Nun sagst du aber gar, du sehest ihn nicht; deine Sache liege ihm vor, du wartest aber vergeblich auf seine Entscheidung!
Job GerMenge 35:15  Und nun, da sein Zorn noch nicht gestraft und er sich um Torheit nicht sonderlich gekümmert hat,
Job GerMenge 35:16  da reißt Hiob seinen Mund zu leerem Gerede auf und ergeht sich ohne Einsicht in vermessenen Worten!«
Chapter 36
Job GerMenge 36:2  »Gedulde dich nur noch ein wenig, daß ich dich unterweise! Denn ich habe für Gottes Sache noch mehr zu sagen.
Job GerMenge 36:3  Ich will mit meinem Wissen weit ausholen, um meinem Schöpfer zu seinem Recht zu verhelfen;
Job GerMenge 36:4  denn wahrlich, meine Worte sind kein Trug: ein Mann mit vollkommener Erkenntnis verhandelt mit dir.«
Job GerMenge 36:5  »Siehe, Gott ist gewaltig und doch nicht teilnahmslos, gewaltig an Kraft des Herzens.
Job GerMenge 36:6  Er erhält den Frevler nicht am Leben, läßt aber den Elenden ihr Recht zukommen.
Job GerMenge 36:7  Er wendet seine Augen von dem Gerechten nicht ab, und Königen auf dem Thron verschafft er für immer einen festen Sitz, damit sie erhöht sind.
Job GerMenge 36:8  Wenn sie aber mit Ketten gefesselt sind und in Unglücksbanden gefangen liegen,
Job GerMenge 36:9  so hält er ihnen damit ihr Tun vor, ihre Übertretungen, daß sie sich nämlich überhoben haben;
Job GerMenge 36:10  da öffnet er ihnen das Ohr für Warnungen und mahnt sie, sich vom Frevel abzuwenden.
Job GerMenge 36:11  Wenn sie nun darauf hören und sich unterwerfen, so beenden sie ihre Tage im Glück und ihre Jahre in Wonne;
Job GerMenge 36:12  wollen sie aber nicht darauf hören, so fallen sie dem Todesgeschoß anheim und verscheiden in Unverstand.
Job GerMenge 36:13  Dann geraten aber solche ruchlos Gesinnte in Zorn: sie schreien nicht um Hilfe, obgleich er sie in Fesseln geschlagen hat.
Job GerMenge 36:14  So stirbt denn ihre Seele schon in der Jugendkraft dahin, und ihr Leben endet wie das der Lustknaben.
Job GerMenge 36:15  Die Dulder dagegen errettet er (gerade) durch ihr Dulden und öffnet ihnen durch die Leiden das Ohr.«
Job GerMenge 36:16  »So sucht er auch dich aus dem Rachen der Not auf weiten Raum zu führen, wo keine Enge mehr ist, und dein Tisch würde mit fettem Mahl reich besetzt sein;
Job GerMenge 36:17  du aber hast dich ganz dem frevelhaften Urteilen hingegeben, darum werden Urteil und Gericht dich treffen.
Job GerMenge 36:18  Laß die Leidenschaft dich ja nicht zu Lästerungen verleiten und die Größe des Lösegeldes dich nicht beirren!
Job GerMenge 36:19  Wird etwa dein Geschrei dich aus der Bedrängnis herausbringen und alle noch so gewaltigen Anstrengungen?
Job GerMenge 36:20  Sehne die Nacht nicht herbei, wo Völker an ihrer Stätte auffahren!
Job GerMenge 36:21  Hüte dich, wende dich nicht dem Frevel zu; denn dazu bist du eher geneigt als zum Leiden.
Job GerMenge 36:22  Bedenke wohl: Gott vollbringt erhabene Dinge durch seine Kraft: wer ist ein Lehrmeister wie er?
Job GerMenge 36:23  Wer hat ihm sein Walten vorgeschrieben? Und wer hat je zu ihm sagen dürfen: ›Du hast unrecht gehandelt‹?
Job GerMenge 36:24  Sei darauf bedacht, sein Tun zu erheben, das die Menschen in Liedern preisen!
Job GerMenge 36:25  Alle Menschen schauen es bewundernd an, und doch erblickt es der Sterbliche nur von ferne.«
Job GerMenge 36:26  »Bedenke wohl: Gott ist zu erhaben für unsere Erkenntnis; die Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich.
Job GerMenge 36:27  Denn er zieht Tropfen aus dem Meer empor, daß sie von dem Dunst, den er bildet, als Regen niederträufeln,
Job GerMenge 36:28  von dem die Wolken triefen und den sie auf die Menschenmenge rieseln lassen.
Job GerMenge 36:29  Wie kann man vollends die Ausbreitungen der Gewitterwolken verstehen, den Donnerschall seines Zeltes?
Job GerMenge 36:30  Siehe, er breitet sein Licht darüber aus und bedeckt damit die tiefsten Tiefen des Meeres!
Job GerMenge 36:31  denn dadurch richtet er die Völker, spendet zugleich aber auch Nahrung in reicher Fülle.
Job GerMenge 36:32  Beide Hände hüllt er in den leuchtenden Blitz und entbietet ihn gegen den Angreifer.
Job GerMenge 36:33  Sein Donnergetöse kündigt ihn an als einen, der seinen Zorn gegen den Frevel eifern läßt.
Chapter 37
Job GerMenge 37:1  Ja, darüber erzittert mein Herz und fährt stürmisch empor von seiner Stelle.
Job GerMenge 37:2  Hört, o hört auf das Donnern seiner Stimme und auf das Tosen, das seinem Munde entfährt!
Job GerMenge 37:3  Er entfesselt es unter dem ganzen Himmel hin und sein Blitzesleuchten bis an die Säume der Erde.
Job GerMenge 37:4  Hinter (dem Blitz) her brüllt der Donner; er dröhnt mit seiner hehren Stimme und hält (die Blitze) nicht zurück, sobald sein Donner sich vernehmen läßt.
Job GerMenge 37:5  Gott donnert mit seiner Stimme wunderbar, er, der große Dinge tut, die wir nicht begreifen.
Job GerMenge 37:6  Denn dem Schnee gebietet er: ›Falle auf die Erde nieder!‹ und ebenso dem Regenguß: ›Falle als Dauerregen nieder!‹
Job GerMenge 37:7  Dann zwingt er die Hände aller Menschen zur Untätigkeit, damit alle Menschen zur Erkenntnis seines Wirkens kommen.
Job GerMenge 37:8  Da zieht sich das Wild in sein Versteck zurück und hält sich ruhig in seinen Schlupfwinkeln.
Job GerMenge 37:9  Aus der Kammer bricht der Sturm hervor und von den Nordwinden die Kälte:
Job GerMenge 37:10  durch den Hauch Gottes entsteht das Eis, und die weite Wasserfläche liegt in enger Haft.
Job GerMenge 37:11  Auch belastet er mit Wasserfülle das Gewölk, läßt seine Blitzwolken überströmen;
Job GerMenge 37:12  die wenden sich dann unter seiner Leitung hierhin und dorthin, um alles, was er ihnen gebietet, auszurichten auf dem ganzen weiten Erdkreise:
Job GerMenge 37:13  bald als Rute, wenn sie seinem Lande not tut, bald als Huldbeweis läßt er sie sich entladen.«
Job GerMenge 37:14  »Vernimm dies, Hiob! Stehe still und erwäge die Wunderwerke Gottes!
Job GerMenge 37:15  Begreifst du es, wie Gott ihnen Befehl erteilt und das Licht seines Gewölks aufleuchten läßt?
Job GerMenge 37:16  Verstehst du dich auf das Schweben der Wolken, auf die Wundertaten des an Weisheit Vollkommenen,
Job GerMenge 37:17  du, dem die Kleider zu heiß werden, wenn das Land beim Südwind in schwüler Hitze daliegt?
Job GerMenge 37:18  Kannst du gleich ihm das Himmelsgewölbe ausbreiten, das fest ist wie ein gegossener Spiegel?
Job GerMenge 37:19  Laß uns wissen, was wir ihm sagen sollen! Wir können vor Finsternis nichts vorbringen.
Job GerMenge 37:20  Soll ihm gemeldet werden, daß ich reden wolle? Hat wohl je ein Mensch gefordert, er wolle vernichtet sein?
Job GerMenge 37:21  Und nun: in das Sonnenlicht kann man nicht blicken, wenn es am Himmelsgewölbe strahlt, nachdem der Wind darüber hingefahren ist und (den Himmel) geklärt hat.
Job GerMenge 37:22  Von Norden her kommt das Nordlicht: um Gott her liegt furchtbare Pracht.
Job GerMenge 37:23  Den Allmächtigen, wir erreichen ihn nicht, ihn, der an Kraft gewaltig ist; aber das Recht und die volle Gerechtigkeit beugt er nicht.
Job GerMenge 37:24  Darum sollen die Menschen ihn fürchten: er sieht keinen an, der sich selbst weise dünkt!«
Chapter 38
Job GerMenge 38:1  Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Wettersturme heraus folgendermaßen:
Job GerMenge 38:2  »Wer ist’s, der da den Heilsplan Gottes verdunkelt mit Worten ohne Einsicht?
Job GerMenge 38:3  Auf! Gürte dir die Lenden wie ein Mann, so will ich dich fragen, und du belehre mich!«
Job GerMenge 38:4  »Wo warst du, als ich die Erde baute? Sprich es aus, wenn du Einsicht besitzest!
Job GerMenge 38:5  Wer hat ihre Maße bestimmt – du weißt es ja! –, oder wer hat die Meßschnur über sie ausgespannt?
Job GerMenge 38:6  Worauf sind ihre Grundpfeiler eingesenkt worden, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
Job GerMenge 38:7  während die Morgensterne allesamt laut frohlockten und alle Gottessöhne jauchzten?
Job GerMenge 38:8  Und wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es hervorbrach, aus dem Mutterschoß heraustrat?
Job GerMenge 38:9  Als ich Gewölk zu seinem Kleide machte und dunkle Nebel zu seinen Windeln?
Job GerMenge 38:10  Als ich ihm das von mir bestimmte Gebiet absteckte und ihm Riegel und Tore herstellte
Job GerMenge 38:11  und sprach: ›Bis hierher darfst du kommen, aber nicht weiter, und hier soll sich der Stolz deiner Wellen brechen!‹
Job GerMenge 38:12  Hast du jemals, seitdem du lebst, das Morgenlicht bestellt? Hast du dem Frührot seine Stätte angewiesen,
Job GerMenge 38:13  daß es die Säume der Erde erfasse und die Frevler von ihr verscheucht werden?
Job GerMenge 38:14  Sie (die Erde) verwandelt sich alsdann wie Wachs unter dem Siegel, und alles stellt sich dar wie ein Prachtgewand;
Job GerMenge 38:15  den Frevlern aber wird ihr Licht entzogen, und der zum Schlagen schon erhobene Arm zerbricht.
Job GerMenge 38:16  Bist du bis zu den Quellen des Meeres gekommen, und hast du die tiefsten Tiefen des Weltmeers durchwandelt?
Job GerMenge 38:17  Haben sich vor dir die Pforten des Todes aufgetan, und hast du die Pforten des Schattenreichs gesehen?
Job GerMenge 38:18  Hast du die weiten Flächen der Erde überschaut? Sage an, wenn du dies alles weißt!
Job GerMenge 38:19  Wo geht denn der Weg nach der Wohnung des Lichts, und die Finsternis, wo hat sie ihre Heimstätte,
Job GerMenge 38:20  daß du sie in ihr Gebiet hinbringen könntest und daß die Pfade zu ihrem Hause dir bekannt wären?
Job GerMenge 38:21  Du weißt es ja, denn damals wurdest du ja geboren, und die Zahl deiner Lebenstage ist groß!
Job GerMenge 38:22  Bist du zu den Vorratskammern des Schnees gekommen, und hast du die Speicher des Hagels gesehen,
Job GerMenge 38:23  den ich aufgespart habe für die Drangsalszeiten, für den Tag des Kampfes und des Krieges?
Job GerMenge 38:24  Wo ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und von wo der Ostwind sich über die Erde verbreitet?
Job GerMenge 38:25  Wer hat der Regenflut Kanäle gespalten und einen Weg dem Donnerstrahl gebahnt,
Job GerMenge 38:26  um regnen zu lassen auf menschenleeres Land, auf die Steppe, wo niemand wohnt,
Job GerMenge 38:27  um die Einöde und Wildnis reichlich zu tränken und Pflanzengrün sprießen zu lassen?
Job GerMenge 38:28  Hat der Regen einen Vater, oder wer erzeugt die Tropfen des Taues?
Job GerMenge 38:29  Aus wessen Mutterschoße geht das Eis hervor, und wer läßt den Reif des Himmels entstehen?
Job GerMenge 38:30  Wie zu Stein verhärten sich die Wasser, und der Spiegel der Fluten schließt sich zur festen Decke zusammen.
Job GerMenge 38:31  Vermagst du die Bande des Siebengestirns zu knüpfen oder die Fesseln des Orion zu lösen?
Job GerMenge 38:32  Läßt du die Bilder des Tierkreises zur rechten Zeit hervortreten, und leitest du den Großen Bären samt seinen Jungen?
Job GerMenge 38:33  Kennst du die für den Himmel gültigen Gesetze, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?
Job GerMenge 38:34  Kannst du deine Stimme hoch zu den Wolken dringen lassen, daß strömender Regen dich bedecke?
Job GerMenge 38:35  Entsendest du die Blitze, daß sie hinfahren und zu dir sagen: ›Hier sind wir‹?
Job GerMenge 38:36  Wer hat Weisheit in die Wolkenschichten gelegt oder wer dem Luftgebilde Verstand verliehen?
Job GerMenge 38:37  Wer zählt die Federwolken mit Weisheit ab, und die Schläuche des Himmels, wer läßt sie sich ergießen,
Job GerMenge 38:38  wenn das Erdreich sich zu Metallguß verhärtet hat und die Schollen sich fest zusammenballen?
Job GerMenge 38:39  Erjagst du für die Löwin die Beute, und stillst du die Gier der jungen Leuen,
Job GerMenge 38:40  wenn sie in ihren Höhlen kauern, im Dickicht auf der Lauer liegen?
Job GerMenge 38:41  Wer verschafft dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen zu Gott schreien und wegen Mangels an Nahrung umherirren?
Chapter 39
Job GerMenge 39:1  Kennst du die Zeit, wo die Felsgemsen werfen, und überwachst du das Kreißen der Hirschkühe?
Job GerMenge 39:2  Zählst du die Monde, während derer sie trächtig sind, und weißt du die Zeit, wann sie gebären?
Job GerMenge 39:3  Sie kauern nieder, lassen ihre Jungen zur Welt kommen, entledigen sich leicht ihrer Geburtsschmerzen.
Job GerMenge 39:4  Ihre Jungen erstarken, werden im Freien groß; sie laufen davon und kehren nicht wieder zu ihnen zurück.
Job GerMenge 39:5  Wer hat den Wildesel frei laufen lassen und wer die Bande dieses Wildfangs gelöst,
Job GerMenge 39:6  dem ich die Steppe zur Heimat angewiesen habe und zur Wohnung die Salzgegend?
Job GerMenge 39:7  Er lacht des Gewühls der Stadt, den lauten Zuruf des Treibers hört er nicht.
Job GerMenge 39:8  Was er auf den Bergen erspäht, ist seine Weide, und jedem grünen Halme spürt er nach.
Job GerMenge 39:9  Wird der Büffel Lust haben, dir zu dienen oder nachts an deiner Krippe zu lagern?
Job GerMenge 39:10  Kannst du den Büffel mit seinem Leitseil an die Furche binden, oder wird er über Talgründe die Egge hinter dir herziehen?
Job GerMenge 39:11  Darfst du ihm trauen, weil er große Kraft besitzt, und ihm deinen Ernteertrag überlassen?
Job GerMenge 39:12  Darfst du ihm zutrauen, daß er deine Saat einbringen und sie auf deiner Tenne zusammenfahren werde?
Job GerMenge 39:13  Die Straußenhenne schwingt fröhlich ihre Flügel: sind es aber des (liebevollen) Storches Schwingen und Gefieder?
Job GerMenge 39:14  Nein, sie vertraut ihre Eier der Erde an und läßt sie auf dem Sande warm werden;
Job GerMenge 39:15  denn sie denkt nicht daran, daß ein Fuß sie dort zerdrücken und ein wildes Tier sie zertreten kann.
Job GerMenge 39:16  Hart behandelt sie ihre Jungen, als gehörten sie ihr nicht; ob ihre Mühe vergeblich ist, das kümmert sie nicht;
Job GerMenge 39:17  denn Gott hat ihr große Klugheit versagt und ihr keinen Verstand zugeteilt.
Job GerMenge 39:18  Doch sobald sie hoch auffährt zum Laufen, verlacht sie das Roß und seinen Reiter.
Job GerMenge 39:19  Gibst du dem Roß die gewaltige Stärke? Bekleidest du seinen Hals mit der wallenden Mähne?
Job GerMenge 39:20  Machst du es springen wie die Heuschrecke? Sein stolzes Schnauben – wie erschreckend!
Job GerMenge 39:21  Es scharrt den Boden im Blachfeld und freut sich seiner Kraft, zieht der gewappneten Schar entgegen.
Job GerMenge 39:22  Es lacht über Furcht und erschrickt nicht, macht nicht kehrt vor dem Schwert;
Job GerMenge 39:23  auf ihm klirrt ja der Köcher, blitzen der Speer und der Kurzspieß.
Job GerMenge 39:24  Mit Ungestüm und laut stampfend sprengt es im Fluge dahin und läßt sich nicht halten, wenn die Posaune erschallt;
Job GerMenge 39:25  bei jedem Trompetenstoß ruft es ›Hui!‹ und wittert den Kampf von fern, den Donnerruf der Heerführer und das Schlachtgetöse.
Job GerMenge 39:26  Hebt der Habicht dank deiner Einsicht die Schwingen, breitet seine Flügel aus nach dem Süden zu?
Job GerMenge 39:27  Oder schwebt der Adler auf dein Geheiß empor und baut sein Nest in der Höhe?
Job GerMenge 39:28  Auf Felsen wohnt er und horstet auf Felszacken und Bergspitzen;
Job GerMenge 39:29  von dort späht er nach Beute aus: in weite Ferne blicken seine Augen;
Job GerMenge 39:30  und seine Jungen schon verschlingen gierig das Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist auch er.«
Chapter 40
Job GerMenge 40:1  Hierauf wandte sich der HERR weiter an Hiob mit der Frage:
Job GerMenge 40:2  »Hadern will der Tadler mit dem Allmächtigen? Der Ankläger Gottes gebe Antwort darauf!«
Job GerMenge 40:4  »Ach, ich bin zu gering: was soll ich dir entgegnen? Ich lege meine Hand auf den Mund!
Job GerMenge 40:5  Einmal habe ich geredet, werde aber nichts mehr entgegnen; und noch ein zweites Mal habe ich es getan, doch niemals tue ich es wieder.«
Job GerMenge 40:6  Weiter antwortete der HERR dem Hiob aus dem Wettersturm heraus folgendermaßen:
Job GerMenge 40:7  »Auf! Gürte dir die Lenden wie ein Mann: ich will dich fragen, und du belehre mich!
Job GerMenge 40:8  Willst du wirklich mein Recht zunichte machen, mich schuldig sprechen, damit du als gerecht dastehst?«
Job GerMenge 40:9  »Hast du etwa einen Arm wie Gott, und vermagst du den Donner so laut rollen zu lassen wie er?
Job GerMenge 40:10  So schmücke dich doch mit Erhabenheit und Hoheit und kleide dich in Pracht und Herrlichkeit!
Job GerMenge 40:11  Laß die Ausbrüche deines Zorns sich ergießen! Und gewahrst du irgendeinen Hochmütigen, so wirf ihn nieder!
Job GerMenge 40:12  Ja, gewahrst du irgendeinen Hochmütigen, so demütige ihn und stürze die Frevler nieder, wo sie stehen!
Job GerMenge 40:13  Laß sie allesamt tief in den Staub sinken, laß ihr Angesicht erstarren in Todesgrauen!
Job GerMenge 40:14  Dann will auch ich dich lobend anerkennen, daß deine Rechte dir den Sieg verliehen hat.«
Job GerMenge 40:15  »Sieh doch das Nilpferd an, das ich geschaffen habe wie dich: von Pflanzen nährt es sich wie das Rind!
Job GerMenge 40:16  Sieh doch, welche Kraft bei ihm in den Lenden wohnt und welche Stärke in den Muskeln seines Leibes!
Job GerMenge 40:17  Es macht seinen Schwanz so starr wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind fest verflochten.
Job GerMenge 40:18  Seine Knochen sind Röhren von Erz, seine Gebeine gleich geschmiedeten Eisenstangen.
Job GerMenge 40:19  Es ist der Erstling der schöpferischen Tätigkeit Gottes; sein Bildner hat ihm auch sein Schwert verliehen.
Job GerMenge 40:20  Denn Futter liefern ihm die Anhöhen, wo alle wilden Landtiere spielen.
Job GerMenge 40:21  Unter Lotusbüschen lagert es sich, im Versteck von Schilfrohr und Sumpf;
Job GerMenge 40:22  Lotusbüsche geben ihm Deckung mit ihrem Schattendach, und die Weiden des Baches umgeben es.
Job GerMenge 40:23  Selbst wenn der Strom mächtig anschwillt, gerät es nicht in Unruhe: es bleibt wohlgemut, wenn auch ein Jordan gegen seinen Rachen andringt.
Job GerMenge 40:24  Wer will es von vorn packen, wer mit einem Fangseil ihm die Nase durchbohren?
Job GerMenge 40:25  Kannst du das Krokodil am Angelhaken heranziehen und ihm die Zunge mit der Schnur niederdrücken?
Job GerMenge 40:26  Kannst du ihm einen Binsenring durch die Nase ziehen und einen Dorn durch seinen Kinnbacken bohren?
Job GerMenge 40:27  Meinst du, es werde viele Bitten an dich richten oder dir gute Worte geben?
Job GerMenge 40:28  Wird es einen Vertrag mit dir schließen, wonach du es für immer in deine Dienste nähmest?
Job GerMenge 40:29  Wirst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein und es zur Kurzweil für deine Mägdlein anbinden?
Job GerMenge 40:30  Treibt die Fischerzunft Handel mit ihm, daß sie es stückweise an die Händler abgibt?
Job GerMenge 40:31  Kannst du ihm die Haut mit Spießen spicken und seinen Kopf mit Fischerhaken durchbohren?
Job GerMenge 40:32  Vergreife dich nur einmal an ihm: mache dich auf Kampf gefaßt! Du wirst’s gewiß nicht wieder tun!
Chapter 41
Job GerMenge 41:1  Ja, eine solche Hoffnung erweist sich als Trug: schon bei seinem Anblick bricht man zusammen.
Job GerMenge 41:2  Niemand ist so tollkühn, daß er es aufstört; und wer ist es, der ihm entgegengetreten und heil davongekommen wäre?
Job GerMenge 41:4  Nicht schweigen will ich von seinen Gliedmaßen, weder von seiner Kraftfülle noch von der Schönheit seines Baues.
Job GerMenge 41:5  Wer hat je sein Panzerkleid oben aufgedeckt und wer sich in die Doppelreihe seines Gebisses hineingewagt?
Job GerMenge 41:6  Wer hat je das Doppeltor seines Rachens geöffnet? Rings um seine Zähne herum lagert Schrecken.
Job GerMenge 41:7  Prachtvoll sind die Zeilen seiner Schilder, jede einzelne enganliegend wie durch ein festes Siegel:
Job GerMenge 41:8  eine schließt sich eng an die andere an, und kein Lüftchen dringt zwischen ihnen ein:
Job GerMenge 41:9  jede haftet fest an der andern, sie greifen untrennbar ineinander.
Job GerMenge 41:10  Sein Niesen läßt einen Lichtschein erglänzen, und seine Augen gleichen den Wimpern des Morgenrots.
Job GerMenge 41:11  Aus seinem Rachen schießen Flammen, sprühen Feuerfunken hervor.
Job GerMenge 41:12  Aus seinen Nüstern strömt Rauch heraus wie aus einem siedenden Topf und wie aus Binsenfeuer.
Job GerMenge 41:13  Sein Atem setzt Kohlen in Brand, und Flammen entfahren seinem Rachen.
Job GerMenge 41:14  In seinem Nacken wohnt Kraft, und vor ihm her stürmt bange Furcht dahin.
Job GerMenge 41:15  Die Wampen seines Leibes haften fest zusammen, sind wie angegossen an ihm, unbeweglich.
Job GerMenge 41:16  Sein Herz ist hart wie ein Stein und unbeweglich wie ein unterer Mühlstein.
Job GerMenge 41:17  Wenn es auffährt, schaudern selbst Helden, geraten vor Entsetzen außer sich.
Job GerMenge 41:18  Trifft man es mit dem Schwert – das haftet ebensowenig wie Speer, Wurfspieß und Pfeil.
Job GerMenge 41:19  Eisen achtet es gleich Stroh, Erz gleich morschem Holz.
Job GerMenge 41:20  Kein Pfeil des Bogens bringt es zum Fliehen; Schleudersteine verwandeln sich ihm in Spreu.
Job GerMenge 41:21  Wie ein Strohhalm kommt ihm die Keule vor, und nur ein Lächeln hat es für den Anprall der Lanze.
Job GerMenge 41:22  Seine Unterseite bilden spitze Scherben; einen breiten Dreschschlitten drückt es in den Schlamm ein.
Job GerMenge 41:23  Es macht die tiefe Wasserflut wie einen Kochtopf sieden, rührt das Meer auf wie einen Salbenkessel.
Job GerMenge 41:24  Hinter ihm her leuchtet sein Pfad: man könnte die Schaumflut für Silberhaar halten.
Job GerMenge 41:25  Auf Erden gibt es nicht seinesgleichen; es ist dazu geschaffen, sich nie zu fürchten.
Job GerMenge 41:26  Auf alles Hohe sieht es mit Verachtung hin: der König ist es über alle stolzen Tiere.«
Chapter 42
Job GerMenge 42:2  »Ich habe anerkannt, daß du alles vermagst und kein Vorhaben dir unausführbar ist.
Job GerMenge 42:3  [›Wer ist’s, der da den Ratschluß Gottes verdunkelt ohne Einsicht?‹] So habe ich denn in Unverstand geurteilt über Dinge, die zu wunderbar für mich waren und die ich nicht verstand.
Job GerMenge 42:4  [›Höre doch und laß mich reden! Ich will dich fragen, und du belehre mich!‹]
Job GerMenge 42:5  Nur durch Hörensagen hatte ich von dir vernommen, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.
Job GerMenge 42:6  Darum bekenne ich mich schuldig und bereue in Staub und Asche.«
Job GerMenge 42:7  Darauf, nachdem der HERR so zu Hiob gesprochen hatte, sagte der HERR zu Eliphas von Theman: »Entbrannt ist mein Zorn gegen dich und gegen deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht richtig von mir geredet wie mein Knecht Hiob.
Job GerMenge 42:8  Darum holt euch nun sieben junge Stiere und sieben Widder, begebt euch zu meinem Knecht Hiob und bringt ein Brandopfer für euch dar! Mein Knecht Hiob soll dann Fürbitte für euch einlegen; denn nur aus Rücksicht auf ihn will ich euch eure Torheit nicht entgelten lassen, weil ihr nicht richtig von mir geredet habt wie mein Knecht Hiob.«
Job GerMenge 42:9  Da gingen Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naama hin und taten, wie der HERR ihnen geboten hatte; und der HERR nahm Rücksicht auf Hiob.
Job GerMenge 42:10  Der HERR stellte dann Hiobs Glücksstand wieder her, als er Fürbitte für seine Freunde eingelegt hatte; und der HERR vermehrte den ganzen Besitz Hiobs so, daß er doppelt so groß war als früher.
Job GerMenge 42:11  Da kamen alle seine Brüder und Schwestern und alle seine früheren Bekannten zu ihm; sie aßen mit ihm in seinem Hause, bezeigten ihm ihr Beileid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, mit dem der HERR ihn heimgesucht hatte; auch schenkten sie ihm ein jeder ein wertvolles Geldstück und jeder einen goldenen Ring.
Job GerMenge 42:12  Der HERR aber segnete die nachfolgende Lebenszeit Hiobs noch mehr als seine frühere, so daß er es auf 14000 Stück Kleinvieh, 6000 Kamele, 1000 Joch Rinder und 1000 Eselinnen brachte.
Job GerMenge 42:13  Auch wurden ihm wieder sieben Söhne und drei Töchter geboren;
Job GerMenge 42:14  die eine nannte er Jemima, die andere Kezia, die dritte Keren-Happuch;
Job GerMenge 42:15  und man fand im ganzen Lande keine so schönen Frauen wie die Töchter Hiobs; und ihr Vater gab ihnen ein Erbteil unter ihren Brüdern. –
Job GerMenge 42:16  Danach lebte Hiob noch hundertundvierzig Jahre und sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter;